Frankreich regt sich immer noch über Manuel Valls auf

Der französische Premierminister hätte sich jeden Sex-Skandal der Welt leisten dürfen - aber auf Staatskosten zum Champions League-Finale nach Berlin, das geht gar nicht.

Manuel Valls hätte das halbe französische Kabinett flachlegen können und niemand hätte sich aufgeregt. Aber auf Staatskosten zum CL-Finale?! Foto: Briand / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – In Frankreich ist es eine schöne Tradition, dass sich die jeweiligen Machthaber Affären und sexuelle Ausschweifungen erlauben, die von den Franzosen mit einem kleinen Lächeln quittiert werden. Und das war es dann auch schon. Aber dass Premierminister Manuel Valls mit einem Flugzeug der Regierung und seinen beiden Söhnen nach Berlin zum Finale der Champions League geflogen ist, das ist ein handfester Skandal. Jetzt soll Valls die 19.000 Euro für den Flug zurückzahlen. Ein ganz schön teures Finale – zum Glück war wenigstens das Spiel zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin (3:1) klasse…

Es ist schon fast Tradition in Frankreich, dass diejenigen, die an der Macht sind, es ganz schön krachen lassen. Was von den Franzosen eher als Beweis ihrer Virilität und Tatkraft interpretiert wird und daher keinesfalls negativ bewertet wird. So brachte der frühere Präsident François Mitterand jahrelang eine uneheliche Tochter auf Staatskosten im vornehmen 16. Arrondissement unter, Nicolas Sarkozy jagte zum Amtsantritt Frau Sarkozy vom Hof und machte der Schauspielerin nid Sängerin Carla Bruni denselben und der amtierende Präsident François Hollande hievte erst seine damalige Freundin Valérie Trierweiler in den Rang einer nicht ganz offiziellen First Lady, bevor er dann nachts auf dem Motorroller erwischt wurde, als er zum amourösen Stelldichein zur Schauspielerin Julie Gayot fuhr. Und von Dominik Strauss-Kahn braucht man in diesem Zusammenhang gar nicht erst anzufangen… Denn das alles fällt für die Franzosen in die Kategorie „nicht schlimm“.

Ganz anders steht es da mit dem Kurztrip von Manuel Valls und seinen beiden Söhnen zum CL-Finale in Berlin. Sie erinnern sich, das tolle Spiel, das mit 3:1 für Messi, Suarez, Neymar und Co. endete. Und für Manuel Valls mit einem handfesten Skandal. Denn er hatte für den Trip nicht etwa den TGV genommen, sondern einen Flieger der französischen Bereitschaft, was runde 19.000 Euro kostet. Und dann wurden auch noch blöderweise jede Menge Fotos von ihm auf der Ehrentribüne geschossen.

Zwar beeilte sich der undurchsichtige UEFA-Präsident Michel Platini zu erklären, man habe sich bei diesem Anlass getroffen, um wichtige und wichtigste Dinge zur Fußball-EM 2016 in Frankreich zu besprechen, alleine, das glaubte ihm niemand. Denn es gibt wirklich geeigneter Orte für solche Diskussionen als die lärmende Kulisse eines CL-Finals, auch, wenn es in den VIP-Räumen etwas leiser zugeht. Und natürlich war auch nicht so richtig klar, warum zu diesen wichtigen und wichtigsten Gesprächen auch die Söhne von Manuel Valls dabei sein mussten – zumindest ist nicht bekannt, dass der Valls-Nachwuchs eine Funktion im Organisationskomitee der EURO 2016 hat…

Seine sozialistischen Parteifreunde nehmen ihm besonders übel, dass er am gleichen Tag auf dem Parteitag der PS mit markigen Worten seinen Stolz erklärt hatte, „links“ zu sein, „Sozialist“ zu sein, nur um kurz darauf in den plüschigen Staats-Flieger zu klettern und bei einem Gläschen Champagner auf der Ehrentribüne im Berliner Olympiastadion einzuschweben.

„Ich würde es nicht wieder tun“, erklärte Valls, als sich ein Sturm der Entrüstung in Frankreich erhob und erklärte sich bereit, die Kosten für den kleinen Ausflug dann doch selber zu übernehmen. Ungeklärt ist allerdings noch die Frage, wer eigentlich für die Eintrittskarten für dieses seit Monaten ausverkaufte Spiel bezahlt hat. Doch diese Frage könnte man auch Bundespräsident Joachim Gauck stellen, oder dem Tenor Jose Carreras oder der Sängerin Shakira – die saßen nämlich auch alle auf der Ehrentribüne und irgendwie hat man Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass diese Leute am Kassenhäuschen in der Schlange stehen, um ein Ticket zu kaufen. Sei`s drum – Manuel Valls wird es sich merken. Und wenn er mal wieder was Verrücktes machen will, dann kann er ja ein Tête-à-Tête mit einer Schauspielerin anfangen – dafür haben die Franzosen (bis auf Madame Valls) dann wieder uneingeschränktes Verständnis. Vive la France!

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