Frankreich verbietet Smartphone-Headsets am Steuer

Ab dem 30. Juni 2015 dürfen Auto- und Motorradfahrer keine Headsets mehr im Verkehr benutzen. Egal, ob mit Kabel oder per Bluetooth – Verstöße werden richtig teuer…

Künftig sind verkabelte und Bluetooth-Kopfhörer am Steuer in Frankreich verboten. Foto: Minseong Kim / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(PP) – Einen Monat läuft noch die Schonfrist, ab dann wird es richtig teuer, wenn man in Frankreich am Steuer telefoniert. Kopfhörer sind dann vollständig verboten, sowohl verkabelte, als auch Bluetooth-Sets. Der Grund dafür ist einfach: Viele Smartphone-Nutzer sind durch Gespräche am Steuer abgelenkt und verursachen daher Unfälle. Außerdem haben Tests ergeben, dass wenn jemand sein Smartphone auch beim Fahren nutzt, er oder sie deutlich anfälliger dafür ist, auch SMS oder WhatsApp-Nachrichten zu lesen und zu beantworten. Die Message ist einfach – wer Auto oder Motorrad fährt, darf in dieser Zeit nichts anderes tun.

135 € Strafe wird es künftig kosten, wenn man in Frankreich mit einem Knopf im Ohr erwischt wird (sofern es sich nicht um ein ärztlich verschriebenes Hörgerät handelt…). Und niemand sollte mit der Nachsicht französischer Polizisten rechnen. Die Zeiten, in denen ein unschuldiger Augenaufschlag einer hübschen Autofahrerin noch etwas bewirken konnte, sind schon lange vorbei und heute kann man mit diesem Augenaufschlag die Situation höchstens noch verschlimmern. Dazu bekommen französische Autofahrer auch noch 3 Punkte von ihrem Punktekonto abgezogen (in Frankreich „sammelt“ man keine Punkte, sondern bekommt welche von seinem Konto abgezogen, was am Ende auf das Gleiche herauskommt).

Die Maßnahme macht eine Menge Sinn. Denn das Telefonieren und Simsen am Steuer gehört mittlerweile in Europa zu den Hauptursachen für Autounfälle und bei einem immer dichter werdenden Straßenverkehr reicht schon ein kleiner Moment der Ablenkung, damit es kracht. Insofern dient die neue Regelung, die rechtzeitig vor den Sommerferien gültig wird, vor allem der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und weniger als neue Einnahmenquelle für die Staatskasse.

Erstaunlich ist allerdings die Schärfe der Sanktionen. Drei Punkte, das ist eine Menge und auch die 135 € Strafe sind bereits die dritte Verwarnungsstufe in Frankreich, wo einfach Verstöße mit 35 oder 70 € geahndet werden. Der pädagogische Effekt ist klar – die Sicherheit im Verkehr geht vor.

Und natürlich gilt die Regelung auch für deutsche Sommerurlauber. Smartphone-Junkies sollten sich also eine neue Disziplin angewöhnen, die beinhalten sollte, dass man das Smartphone beim Fahren einfach ausschaltet und es erst dann wieder einschaltet, wenn man eine Pause macht oder angekommen ist. Wer sich daran hält, steigert auch erheblich seine Chancen, sicher dort anzukommen, wo man hinwill. Und langsam sollte man sich mal angewöhnen, solch sinnvolle Maßnahmen auch gleich europaweit einzuführen – das würde die Wirkung noch einmal deutlich steigern.

2 Kommentare zu Frankreich verbietet Smartphone-Headsets am Steuer

  1. Wenn es aber doch die Gespräche sind, die scheinbar so sehr ablenken, dann sollten auch Beifahrer verboten werden und natürlich auch Kinder auf den Rücksitzen (oder nur mit schall- und blickdichter Trennscheibe). Nebenbei sollten dann auch alle für die Verkehrssicherheit nicht unmittelbar relevanten Schilder und Gegenstände am Straßenrand verboten werden. (z.B. die in Deutschland ach so beliebten “Lass dich nicht ablenken”-Schilder an der Autobahn) Wenn ich EINEN kabellosen Knopf im Ohr habe, lenkt das, dank der heutigen kontaktlosen Gesprächsannahme, nicht mehr ab als ein Gespräch mit dem Beifahrer. Und wenn es unbedingt so radikal sein muss, verbietet bitte Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten die Verwendung ihres Funkgerätes während der Fahrt. Achso und Navigationsgeräte bitte auch gleich mit verbieten. Handy am Ohr oder in der Hand während der Fahrt muss nicht sein…..aber man kann alles übertreiben!

  2. Leider scheint dieses Gesetz doch als Einnahmequelle oder Zeitvertreib für die Polizei zu dienen. Ich wurde am Ende einer Kolonne mit französischen Autos fahrend in den Alpen von der am Strassenrand stehenden Polizei mit Blaulicht verfolgt, mit Zeigefinger-Handzeichen zum hinterherfahren aufgefordert, dann angehalten und völlig zu Unrecht beschuldigt angeblich am Steuer telefoniert zu haben und hätte sofort 90 Euro zu bezahlen. Warum 90 wenn das Bussgeld laut Katalog eigentlich 135 wäre? Mein Auto hat zudem Freisprechanlage die zum Zeitpunkt verbunden war und es war kein Eintrag in meiner Anrufliste, da ich das Telefon nicht einmal angefasst hatte. Interessierte den Polizisten aber nicht. Der sonnenbebrillte und testersterongeladene Polizist brüllte auf Englisch dass er es gesehen habe und ich hätte jetzt und hier zu bezahlen. Wer diskutiert schon wenn er mit Kind unterwegs ist mit jemanden der einen Colt am Gürtel trägt und aggressiv auftritt? Also halt bezahlt. Mein Vertrauen in die Gendarmerie ist ziemlich erschüttert. Mein 5-jähriger Sohn hat jetzt den Eindruck dass die Polizei „ böse“ sei. Im Kongo rechnet man vielleicht mit so etwas. Aber in Frankreich?

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