Frankreich, zwei Wochen vor der Wahl

In zwei Wochen, am 10. April, findet der erste Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahl statt. Vieles hängt von der Wahlbeteiligung ab.

12 Kandidatinnen und Kandidaten würden gerne in den Elysee-Palast in Paris einziehen... Foto: Simdaperce / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Ja, in Frankreich ist Wahlkampf. Schon seit Monaten. Auch, wenn man davon nur etwas mitbekommt, wenn man abends einen der vielen Informationskanäle einschaltet. Ansonsten sind diese Wahlen ein Thema, das man im Familien- und Bekanntenkreis am liebsten weiträumig umfährt – denn es führt immer zu Verstimmungen und niemand diskutiert gerne über diese Wahlen, da die zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten niemanden so richtig überzeugen. Ganz im Gegenteil. Vieles wird davon abhängen, wie viele Franzosen tatsächlich wählen gehen. Hier die aktuellsten Zahlen.

Das südfranzösische Institut „Science Poll“ veröffentlicht eine aktuelle Umfrage, nach der Amtsinhaber Emmanuel Macron den ersten Wahlgang mit 23,5 % der Stimmen gewinnen würde, und sich dann in der Stichwahl zwei Wochen später mit der Rechtsextremen Marine Le Pen auseinandersetzen müsste, die momentan auf 22,4 % der Stimmen käme. Chancen auf den zweiten Platz und somit den Einzug in die Stichwahl machen sich noch der ebenfalls rechtsextreme Eric Zemmour und der linksextreme Jean-Luc Mélenchon, die beide bei 14 % liegen, während die Konservative Valérie Pécresse auf 10 % käme. Die übrigen Kandidaten liegen alle unter 5 % und werden am 10. April wohl keine Rolle spielen.

Auch, wenn es sich wie immer nur um eine Umfrage handelt, die mit Vorsicht zu genießen ist, zeichnen sich doch immer mehr Trends ab. Für Emmanuel Macron wird diese Wahl wohl nicht der „Spaziergang“ werden, mit dem er selbst gerechnet hatte, sein kurzes Umfragehoch zu Beginn des Ukraine-Kriegs schmilzt rapide zusammen, nachdem die Menschen merken, dass Macron zu diesem Thema ähnlich erfolglos unterwegs war wie bei anderen Themen.

Marine Le Pen scheint sich zwischen den beiden rechtsextremen Kandidaten gegenüber Eric Zemmour durchzusetzen. Doch muss man damit rechnen, dass es zwischen den beiden Wahlgängen zu einem Schulterschluss der rechts-nationalen Kräfte Frankreichs kommt, sprich zu einem Zusammenschluss Le Pen-Zemmour, dem sich zahlreiche Kräfte aus dem autoritären Lager anschließen könnten. Gemeinsam hätten die rechtsextremen Kräfte eine historische Chance, das politische Establishment wegzufegen und es wäre erstaunlich, würde dieser Versuch nicht gestartet werden.

Die Linke ist auf der Zielgeraden nur noch durch Jean-Luc Mélenchon vertreten, der es erneut nicht schafft, das linke Wählerpotential hinter sich zu vereinen. Und somit stehen seine Chancen, den zweiten Wahlgang zu erreichen, sehr schlecht.

Aber – in den kommenden zwei Wochen kann noch viel passieren, die Aktualität wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Nur Begeisterung will nicht aufkommen, denn nur eines ist jetzt schon klar: Der oder die nächste Präsident.in wird von der Mehrheit der Franzosen abgelehnt werden. Aber das wird ihn oder sie nicht davon abhalten, gewählt zu werden.

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