Frankreichs Lehrer-Knappheit

Lehrer verdienen in Frankreich im europäischen Vergleich sehr wenig. Um der Lehrer-Knappheit zu begegnen, werden nun auch verstärkt an den Aufnahme-Kriterien gescheiterte Nicht-Lehrer in den Schuldienst geholt.

Lehrer werden in Frankreich sehr sschlecht bezahlt... Foto: Ahmed Houamel / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Frankreich gehen die Lehrer aus. Bei einer Pressekonferenz in Paris verkündete Bildungsminister Pap Ndiaye, dass man ab sofort auch Personen in den Schuldienst holen will, die nicht über die erforderlichen Qualifikationen verfügen. Doch in einer Situation, in der Frankreich seine Lehrer deutlich schlechter bezahlt als andere Länder Westeuropas, sollte man sich in Paris die Frage stellen, ob es nicht mehr Sinn machen würde, den Lehrerberuf dadurch attraktiver zu machen, dass man die Lehrerschaft besser bezahlt, statt weiterhin das Bildungsniveau nach unten zu nivellieren.

Lehrer fehlen momentan überall in Europa und dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Speziell nach den Flüchtlingswellen 2015 ff. aus Syrien und Afghanistan und 2022 aus der Ukraine, sind Lehrer Mangelware. Dazu werden Lehrer in Frankreich deutlich schlechter bezahlt als in anderen Ländern Westeuropas, was den durchaus stressigen Lehrerberuf noch unattraktiver macht.

So verdient ein Lehrer in der Mittel- und Oberstufe mit entsprechender Qualifikation in Frankreich im Durchschnitt 40.311 €, während seine Kollegen in Deutschland (67.007 €), den Niederlanden (65.212 €), Irland (61.141 €), Österreich (58.483 €) oder Finnland (50.398 €) mit deutlich mehr Geld entlohnt werden. (Quelle Toute l’Europe). In der Unterstufe sind die Unterschiede noch höher, was erklärt, warum es der französischen Schulbehörde nicht gelingt, Lehrkräfte im Ausland zu akquirieren.

Nun hat die französische Regierung ihren Lösungweg verkündet. Dieser besteht nicht etwa darin, den Lehrerberuf aufzuwerten, indem man die Gehälter erhöht, sondern man senkt das Bildungsniveau ab. So sollen nun „Zusatzlisten“ eingerichtet werden, auf denen Lehramtskandidaten stehen, die in diesem Jahr die Zulassung für den Schuldienst verpasst haben, um das aktuelle Fehlen von 4.000 Lehrkräften aufzufangen.

Dazu sollen auch zusätzliche Prüfungsrunden für gescheiterte Kandidaten durchgeführt werden, damit diese doch noch irgendwie in den Schuldienst rutschen können. Doch das ist nichts anderes als das Absenken des Bildungsniveaus, das laut Pisa in Frankreich auch nicht optimal ist.

Anders gesagt: Frankreich mobilisiert gerade die letzten Kräfte, um den Schulbetrieb aufrecht halten zu können. Nur auf die Idee, den Lehrerberuf aufzuwerten und anständig zu bezahlen, kommt man in Paris nicht. Diese „Strategie“ wird Frankreich schon bald teuer bezahlen, denn eine schlecht ausgebildete Jugend wird das Land morgen auch nicht viel besser managen.

Wenn man bedenkt, wofür Geld vorhanden ist, wo Budgets verpulvert werden, was der Pariser Machtapparat alleine kostet, dann muss man damit rechnen, dass die Gewerkschaften diese „Strategie“ nicht einfach hinnehmen werden. Hier Patchwork-Lösungen einzuziehen verwässert die Bedeutung der Lehrerausbildung und wird das Ausbildungsniveau in Frankreich weiter absenken.

Und einmal mehr merkt man, dass die aktuellen Politiker-Generationen nicht mehr für die Interessen ihrer Länder agieren und echte Strategien umsetzen, sondern dass sie lediglich versuchen, sich irgendwie durch ihr Mandat zu mogeln, in der Hoffnung wiedergewählt zu werden. Das Ausbildungs-Niveau der Jugend abzusenken wird jedenfalls langfristig keinen Erfolg haben.

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