Frankreichs Regierung ist besorgt…

Die Virus-Variante Delta breitet sich immer weiter in Frankreich aus und eine Variante „Epsilon“ taucht auf. Und die französische Regierung denkt laut über neue Maßnahmen nach…

Mit einer solchen sozialen Distanz wäre vieles leichter - doch die Realität in den Städten sieht anders aus. Foto: Maximilian Schönherr / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Nein, es ist noch nicht vorbei mit der Pandemie. Auch, wenn momentan Urlaub und Fußball die Diskussionen beherrschen, so geht die Pandemie weiter und in Frankreich, wie in anderen Ländern auch, steigen die Zahlen wieder an. Dies sollte kein Grund zur Panik sein, denn eben diese Zahlen zeigen auch, dass die neuen Varianten offenbar deutlich weniger tödlich sind als die ersten, aber gleichzeitig sollte diese Entwicklung zu großer Vorsicht mahnen. Doch momentan will in Frankreich kaum jemand etwas von „Vorsicht“ hören – man bereitet sich gerade lieber auf die Sommerfrische am Meer vor…

Dass die Delta-Variante die anderen Virus-Varianten verdrängt, bzw. schon verdrängt hat, ist bekannt. Aber ebenso bekannt ist, dass sich diese Variante zwar aggressiver verbreitet, es dafür aber nur wenig schwere Verläufe gibt. Was also tun? Frankreich wird, wie alle anderen Länder auch, alles daran setzen, einen vierten Lockdown zu verhindern, um den Kollaps der Wirtschaft zu verhindern. Nur – wird das funktionieren?

Präsident Macron und seine Regierung denken über erneute Verschärfungen nach, kurz nachdem praktisch alle sanitären Maßnahmen aufgehoben worden waren. Doch während gerade Zehntausende Fußball-Fans in den EURO-Stadien feiern und neue Cluster bilden (inzwischen in sieben Ländern, wobei Schottland und Finnland momentan am stärksten betroffen sind), ist es schwer, von erneuten Maßnahmen zu sprechen und für diese eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhalten. Immerhin hatte man dieser gerade erst suggeriert, dass der Albtraum vorbei sei und man die Situation im Griff hat.

Selbst verschärfte Grenzkontrollen sind in der Überlegung, vor allem, was Portugal anbelangt (sprich: für Rückkehrer aus Portugal, zu dem Frankreich keine direkte Landesgrenze hat), denn in Portugal beherrscht die Delta-Variante inzwischen zu 90 % das Infektionsgeschehen. Für Frankreich ein Grund zur Vorsorge, für Deutschland ein Grund, Portugal von der Virusvarianten-Zone zur Hochinzidenz-Zone herabzustufen. Verstehe, wer will und kann.

Auch die obligatorischen Impfungen sind mehr und mehr im Gespräch, zunächst für Pflege- und medizinisches Personal, dann aber auch für andere Dienste wie Feuerwehr oder Polizei. Und das, nachdem es monatelang geheißen hatte, dass Impfungen auf keinen Fall obligatorisch würden. Auch das ist nicht mehr verständlich.

Im Präsidentenpalast befürchtet man nun das erneute Ansteigen der Infektionen, und zwar in einer Größenordnung von „täglich 15.000 bis 20.000 Fällen, schon ab nächster Woche“. Alleine das wäre schon ein Grund, eine grundlegend andere Kommunikation zu pflegen. Zwischen Alarmismus und „alles im Griff“ sollte es dann doch eine bessere Abstufung der Kommunikation geben.

Zum ersten Mal spricht der Elysee-Palast nun von einer „Epsilon-Variante“, die auch ziemlich bedenkliche Eigenschaften haben soll. Beispielsweise die Fähigkeit, bereits durch überstandene Krankheit oder Impfung gebildete Antikörper zu umgehen. Sollte sich diese Information bestätigen, wäre das ein Schlag ins Kontor der Impfkampagne – denn wozu würden Impfungen nützen, die gegen das Virus in der Epsilon-Variante wirkungslos bleiben?

Jetzt, zum Beginn der Ferien in Frankreich, wäre es dringend angebracht, die Bevölkerung zu informieren, dass diese Pandemie noch lange nicht vorbei ist und dass sich die Menschen so gut wie möglich schützen sollen. Doch wer sieht, wie aufgedreht die Menschen ihre gerade erst zurückerlangte Freiheit genießen, der hat dann doch massive Zweifel, wie sich die Menschen im Sommerurlaub verhalten werden. Vielleicht sollte man den Menschen mitteilen, dass sie die einzigen sind, die eine Delta- oder Epsilon-Welle verhindern können, wenn sie denn sich und andere mit den altbekannten sanitären Gesten schützen. Nur passt eine solche Ansage nicht so richtig in die aktuelle Jubelstimmung. Und da sich kein Politiker als Spaßbremse aufführen will, unterlässt man dann diesen wichtigen Hinweis lieber. Und macht sich stattdessen Gedanken über neue sanitäre Maßnahmen. Vieles deutet darauf hin, dass wir uns mit diesem Thema noch sehr lange beschäftigen müssen…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste