Frankreichs Solidarität mit Deutschland hält sich in Grenzen…

Nach dem Attentat von Istanbul verurteilen Präsident Hollande und Außenminister Fabius zwar den mörderischen Vorfall, finden aber nur dünne Worte der Solidarität mit Deutschland. Schwach.

Wie schade, dass Frankreich nach dem Attentat von Istanbul nicht genauso solidarisch ist, wie es Deutschland nach den Attentaten von Paris war... Foto: Tim from Schönebeck, Germany / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Wir waren „Charlie“, wir haben uns vor den französischen Einrichtungen in den deutschen Städten versammelt, Blumen niedergelegt, Kerzen entzündet, Schweigeminuten organisiert, nachdem die Attentate von Paris im Januar und November 2015 ganz Frankreich in seinen Grundfesten erschüttert hatten. Diese Reaktion erschien uns normal, denn wie damals jeder Politiker betonte, galten die Anschläge von Paris der ganzen freien Welt, ganz Europa und damit natürlich auch uns. Die Reaktionen aus Paris nach dem Anschlag von Istanbul, bei dem 10 deutsche Touristen getötet wurden, fielen hingegen geradezu schmal aus.

So ließ Präsident Hollande folgende Erklärung verbreiten: „Der Präsident der Republik verurteilt das feige Terrorattentat, das heute im touristischen Viertel Sultanahmet in Istanbul begangen wurde und das mindestens 10 Tote und zahlreiche Verletzte forderte.

Er drückt sein Mitgefühl und seine Solidarität mit der Türkei aus, sowie mit den Ländern, deren Staatsangehörige sich unter den Opfern befinden, besonders Deutschland, das hart getroffen wurde. Dieser würdelose Akt der Gewalt muss mehr als je unsere gemeinsame Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus stärken.“

Außenminister Laurent Fabius schaffte es sogar, eine Erklärung abzugeben, in der die deutschen Opfer nicht einmal direkt benannt werden: „Mit großer Erschütterung habe ich von dem Anschlag erfahren, der heute Morgen in dem Touristenviertel Sultanahmet in Istanbul mindestens zehn Todesopfer und zahlreiche Verletzte gefordert hat. Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff aufs Schärfste und spreche dem türkischen Volk sowie der Regierung dieses Landes, das aufs Neue schwer getroffen wurde, die Solidarität Frankreichs aus. Den Familien und Angehörigen der Opfer gilt mein aufrichtiges Beileid. Ich habe die unverzügliche Einrichtung von Krisenstäben sowohl in Paris als auch in Istanbul veranlasst.“

Das klingt irgendwie anders als das, was Deutschland und Europa gegenüber Frankreich nach den Attentaten von Paris geäußert hat. Sowohl im Januar als auch im November erklärte die ganze Welt aus, dass sie sich genauso angegriffen fühlt wie Frankreich selbst, dass die Attentate ein Anschlag auf unsere gemeinsamen Werte seien, doch das Attentat in Istanbul fand eben nicht auf französischem Boden statt, weswegen man sich mit derart kurzen und floskelhaft klingenden Erklärungen aus der Affäre zieht.

„Deutschland steht fest an der Seite Frankreichs“, so lautete die Aussage der deutschen Politik und allgemein der Deutschen nach den Attentaten von Paris. Steht Frankreich jetzt auch genauso unverbrüchlich an unserer Seite?

1 Kommentar zu Frankreichs Solidarität mit Deutschland hält sich in Grenzen…

  1. Peter Cleiß // 17. Januar 2016 um 11:57 // Antworten

    Noch erstaunlicher finde ich, dass auch deutsche Medien in der Berichterstattung über die (deutschen) Opfer ziemlich “zurückhalten” sind und auch die Statements der Politiker halten sich in (engen) Grenzen.

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