Französische Revolution 2.0

Frankreich rebelliert gegen seine Regierung. Die neue Geschwindigkeitsbegrenzung auf französischen Landstraßen auf 80 km/h führt zu einer Welle des Vandalismus gegen Blitzeranlagen.

Auch Blitzeranlagen haben nicht immer ein leichtes Lebens, in Frankreich gerade noch weniger als in Deutschland... Foto: Timberwind at German Wikipedia / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Franzosen sind ein stolzes Volk, das vor allem auf eines allergisch reagiert – nämlich auf das Gefühl, von „denen da oben“ gegängelt zu werden. So stieß die Entscheidung, die Höchstgeschwindigkeit auf französischen Landstraßen von 90 km/h auf 80 km/h zu senken, auf Unverständnis und gewalttätigen Widerstand. Zwar werden aus guten Gründen keine landesweiten Statistiken veröffentlicht, allerdings wird aus einzelnen Departements bekannt, dass bis zu 100 Blitzeranlagen zerstört worden sind. Angesichts der über 90 Departements, könnte das sogar teuer werden – alleine das Entfernen von Farbe auf der Blitzerlinse einer solchen Anlage kostet 600 €. Blöd an der ganzen Angelegenheit ist nur, dass die Maßnahme greift. Seit Einführung der neuen Geschwindigkeitsbegrenzung ist die Anzahl Verkehrsopfer zurückgegangen.

Die Bilder von ausgebrannten und sogar zusammengeschossenen Blitzeranlagen gehen gerade durch die französischen Medien. Dabei sind die Kommentare eher wohlwollend, da diese Art von Vandalismus als Akt des Widerstands betrachtet wird, eine Art Heldentat auf der Landstraße. Seit dem 1. Juli dieses Jahres gilt die neue Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen von 80 km/h und das wird als unzulässiger Eingriff in das Konzept „freie Fahrt für freie Bürger“ empfunden.

Nur, diese Maßnahme, die darauf abzielt, die Anzahl Verkehrsopfer in Frankreich zu senken, bringt genau das erhoffte Ergebnis – die Anzahl Verkehrstoter in Frankreich ist im ersten Monat der Gültigkeit der neuen Höchstgeschwindigkeit um 5,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Allerdings muss man bei der Interpretation der Zahlen vorsichtig sein, denn auch in den beiden Vormonaten war die Anzahl Verkehrstoter in Frankreich um 8,4 % (Mai 2018) und 9,3 % (Juni 2018) gesunken – und da war noch die alte Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h gültig.

Doch der Punkt, der die Franzosen wohl am meisten auf die Palme treibt, ist, dass die französische Polizei seit Anfang Juli blitzt, was das Zeug hält. Seit Inkrafttreten der neuen Höchstgeschwindigkeit wurden doppelt so viele Autofahrer geblitzt als im Vergleichsmonat des Vorjahrs. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass viele Franzosen meinen, dass es nur darum geht, die klamme Staatskasse zu füllen.

Doch worum geht es wirklich? Neue Einnahmequellen für den Staat generieren? Leben retten? Oder beides? Die nächsten Monate werden es zeigen. Bis dahin wird mit Sicherheit noch die eine oder andere Blitzeranlage das Zeitliche segnen…
Le nombre d’automobilistes flashés sur les routes concernées par la limitation à 80 km/h a par ailleurs doublé en juillet par rapport au même mois l’année dernière, avait révélé le gouvernement fin juillet.

En juillet, 324 personnes sont mortes sur les routes de France métropolitaine (344 en incluant l’Outremer), soit 19 de moins qu’en juillet 2017 (-5,5 %), selon les données publiées par la Sécurité routière. Un chiffre qui s’inscrit dans la lignée des derniers mois, avec une chute de la mortalité routière en mai (-8,4 %) puis en juin (-9,3 %), même s’il s’accompagne de « mauvais résultats » concernant les cyclistes et les motos avec 97 motards et 29 cyclistes tués en juillet, souligne la Sécurité routière.

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