Frau Merkel, übernehmen Sie!
In einer Situation, die immer unübersichtlicher und gefährlicher wird, muss verhandelt werden. Die einzige, die auf beiden Seiten gehört wird, ist Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel.
(KL) – Sie hat sich ihren Ruhestand redlich verdient. Aber jetzt, nach 16 Jahren als Bundeskanzlerin, braucht die Welt Angela Merkel. Der Grund ist einfach – kein einziger Gesprächspartner aus dem Westen wird von Wladimir Putin ernstgenommen. Einen nach dem anderen führt der Kreml-Chef die Möchtegern-Weltenretter aus dem Westen am Nasenring durch die Manege. Emmanuel Macron wird von Putin wie ein kleiner Schuljunge abgekanzelt, Olaf Scholz findet für Putin auf der Weltbühne nicht statt, Joe Biden ist für Putin „der Feind“. Doch es muss verhandelt werden, die internationale Gemeinschaft muss alles daran setzen, eine Ausweitung des russischen Angriffskriegs zu stoppen. Doch die einzige, die Putin jemals ernstgenommen hat, die dazu Russisch spricht und aufgrund ihrer eigenen Vita die russische Mentälität versteht, ist Angela Merkel.
Innerhalb von wenigen Tagen muss eine Ebene gefunden werden, auf deren Grundlage verhandelt werden kann. Andernfalls drohen Szenarien, die völlig aus dem Ruder laufen und bis hin zu Horrorvisionen wie dem III. Weltkrieg oder sogar einer nuklearen Auseinandersetzung führen können. Dabei ist es wichtig, dass alle Seiten gehört und eingebunden werden – Russland, die Ukraine, die USA, China und ganz am Ende auch noch Europa.
Was aber könnte eine Angela Merkel den verschiedenen Parteien vorschlagen? Momentan gibt es nur eine Priorität – die kriegerischen Handlungen müssen sofort eingestellt werden. Städte werden angegriffen, Menschen sterben und die Welt gerät aus den Fugen. In dieser Situation muss das Töten gestoppt werden und die Welt muss Zeit gewinnen, um sprechen und verhandeln zu können, ohne dass dabei eine der Seiten ihr Gesicht verliert. Doch auch eine Angela Merkel muss mit Vorschlägen kommen und diese können in der aktuellen Situation nur temporär sein, denn es ist unmöglich, die Versäumnisse beider Seiten der letzten 30 Jahre innerhalb kürzester Zeit zu lösen.
Die Überlegungen müssen in Richtung einer neutralen Zone zwischen Russland und dem Westen gehen, über einen langen Korridor von den baltischen Staaten bis nach Rumänien. Ein solcher Korridor könnte von einem internationalen Konsortium neutraler Staaten gemanagt werden, beispielsweise von den skandinavischen Staaten oder anderen blockfreien Ländern. Dadurch könnte man Zeit gewinnen und das Töten erst einmal stoppen.
Angela Merkel genießt selbst als Ex-Bundeskanzlerin ein enormes Ansehen, sowohl in Russland, als auch in den USA und sicherlich auch noch in Europa. Merkel hat nichts mehr zu beweisen, sie muss keine einseitigen Interessen mehr vertreten, sie verfügt über eine Autorität, die in einer solchen Situation Gewicht haben kann. Und – sie hat, anders als andere Staatenlenker, Zugang zu Wladimir Putin. Es wäre zumindest einen Versuch wert, denn momentan drehen alle Beteiligten lediglich an der Eskalationsschraube, obwohl eigentlich alle wissen, dass dies dazu führen kann, dass die Situation vollständig aus dem Ruder läuft.
Wenn man nun noch akzeptiert, dass sich bisher alle „Verhandler“ lächerlich gemacht haben und vom Kreml lediglich als „nützliche Idioten“ behandelt werden, dann sollte es doch möglich sein, Angela Merkel mit einem entsprechenden Mandat auszustatten, um sofort Gespräche aufzunehmen. Das ist zwar sicher nicht die Weise, in der Angela Merkel ihren verdienten Ruhestand verbringen wollte, aber plötzlich ist eine Situation entstanden, in der jemand wie Angela Merkel dringend benötigt wird. Wer hätte gedacht, dass wir eines Tages einen solchen Satz schreiben würden…
Mourir pour Vilnius ?
Ein kollektives Sicherheitssystem aufbauend auf einem Gürtel neutraler Staaten zwischen Russland und dem Westen würde wahrscheinlich kaum was bringen. Nach
außen gibt sich Putin offiziell besorgt gegenüber der NATO, nach innen wird sie jedoch als Papiertiger belächelt. Ihm geht es schlicht und einfach nur noch um die Wiederherstellung der Einflusssphäre der ehemaligen Sowjetunion. Besonders die baltischen Staaten haben gute Gründe sich ernsthaft Sorgen zu machen. Leider, denn, sollte es ernst werden, ist nicht abzusehen wer unter den NATO-Mitgliedern wirklich ernsthaft willens ist sich für die Freiheit Estlands, Lettlands und Litauens militärisch bis aufs Äusserste einzusetzen.
Wie meinen? Sie sprechen von “Wir schaffen das”? Erst mal abtauchen, aussitzen und schauen wie der Wind sich dreht? Glaube, Liebe, Hoffnung?
Von was träumen Sie eigentlich nachts? Falls die unkritische Hymne an die völlig überschätzte Merkel allerdings Satire sein soll: Bitte auch so kennzeichen.
Nein, das ist keine Satire. 16 Jahre lang waren wir mehr als kritisch mit Angela Merkel, doch eine besondere Situation erfordert besondere Vorgehensweisen. Kein einziger westlicher Politiker wird im Kreml respektiert, keiner spricht Russisch, keiner kennt die russische Mentalität und Kultur. Angela Merkel spricht Russisch, kennt Russland und Putin, und könnte als “elder stateswoman” durchaus einen Dialog moderieren. Aber Sie haben sicher bessere Ideen, wer mit Russland sprechen kann. Zögern Sie nicht, uns diese guten Ideen mitzuteilen.
Natürlich hilft jeder Versuch, aber wollen Sie wissen das AM nicht genauso angelogen(?) wird wie Putin-Kumpel und “elder statesman” Schröder? Nur weil die russisch spricht und uns auch von russischem Gas abhängig gemacht hat? Scheint wohl eher Wunschdenken ihrerseits zu sein. Wenn schon dann hätte ich auch jemanden: Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj. Der kann auch russisch (sic)