Frauen-Power in der Universalschlichtungsstelle

Im Rahmen unserer Kurz-Serie, in der wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universalschlichtungsstelle des Bundes in Kehl vorstellen, gibt es heute jede Menge Frauen-Power!

Iris Burr und Andrea Klinder - jede Menge juristische Fachkompetenz. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Die Verbraucherschlichtung ist ein ziemlich neues Rechtskonzept, das darauf abzielt, Streitigkeiten zwischen Händlern und Verbrauchern durch einen neutralen und unparteiischen Schlichtungsvorschlag außergerichtlich zu lösen. Neben verschiedenen, branchenspezifischen Schlichtungsstellen gibt es in Kehl die „Universalschlichtungsstelle des Bundes“ (USS), die immer dann eingreift, wenn es keine dedizierte Schlichtungsstelle für einen bestimmten Fall gibt. In fünf Jahren hat sich die Kehler USS als hoch kompetente Einheit etablieren können, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wir nach und nach vorstellen.

Heute: Die beiden Streitmittlerinnen der USS, Andrea Klinder und Iris Burr. An dieses Amt stellt das Verbraucherstreitbeilegungsgesetz hohe fachliche und persönliche Anforderungen, bei der Bestellung muss das Bundesamt für Justiz eingebunden werden. Beide arbeiten quasi in richterlicher Unabhängigkeit und sind bezüglich der Fallbearbeitung absolut weisungsfrei. Sie sind Garantinnen der Unparteilichkeit und der Verfahrensfairness. Da passt es, dass die zwei Juristinnen ihren Job als Aufgabe und eben nicht nur als Job verstehen. Interview.

Frau Burr, Frau Klinder, was genau ist Ihre Aufgabe in der USS?

Iris Burr: Ein Teil unserer Tätigkeit ist die juristische Bearbeitung von einzelnen Anträgen. Diese werden von unserer Geschäftsstelle vorbereitet und an das Juristenteam weitergeleitet. Wir kontaktieren die jeweiligen Unternehmen, holen im Bedarfsfall beim Verbraucher weitere Informationen ein und erarbeiten dann einen Schlichtungsvorschlag. Darüber hinaus haben wir als Streitmittlerinnen allerdings noch weitere, teilweise gesetzlich vorgeschriebene Funktionen. Beispielsweise sehen wir die Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen als unsere Aufgabe an, um in ähnlich gelagerten Fällen auch ähnlich gelagerte Schlichtungsvorschläge zu unterbreiten.

Andrea Klinder: Diese Abstimmung ist sehr wichtig, denn das Gesetz weist uns als Streitmittlerinnen bestimmte Aufgaben zu und sind verantwortlich für eine faire und unparteiische Verfahrensführung. Das Verfahren setzt bestimmte Schritte voraus, die wir natürlich einhalten müssen. Daher ist die Koordination der Fallarbeit ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit.

Was für eine Ausbildung bringen Sie für diese Aufgabe mit?

IB: Ein Jurastudium mit 2. Staatsexamen, dazu habe ich eine Ausbildung zur Mediatorin gemacht und dazu muss man Interesse an diesem neuen Rechtskonzept mitbringen!

AK: Ich habe die gleiche juristische Ausbildung absolviert und habe bereits seit 2009 beim Online-Schlichter, einer Schlichtungsstelle für den Online-Handel, gearbeitet. Als unsere heutige Schlichtungsstelle 2016 in Kehl an den Start ging, war ich seit der ersten Stunde dabei.

Sie haben also Ausbildungen, mit denen Sie genauso gut als Anwältin, Staatsanwältin oder Richterin arbeiten könnten. Was hat Sie zu diesem ziemlich neuen Konzept der Verbraucherschlichtung gebracht?

IB: Mir hat immer schon die Idee gefallen, Streitigkeiten anders als vor Gericht zu lösen. In diesem Kontext haben wir relativ viel Spielraum, echte Lösungen für die Parteien zu erarbeiten und wir leisten einen Beitrag dazu, dass sich dieses Konzept durchsetzt.

AK: Ja, es ist wirklich eine sinnvolle Aufgabe, Streitigkeiten lösen zu können. Nach jedem so gelösten Fall stellt sich auch eine Zufriedenheit ein und mir gefällt ebenfalls der europäische Hintergrund dieses Konzepts, das auch eine grenzüberschreitende Dimension hat. Die Tätigkeit in der USS ist facettenreich und zukunftsorientiert.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit in einem Team hoch spezialisierter Juristinnen und Juristen?

AK: Die Zusammenarbeit im Team ist wirklich hervorragend. Wir haben regelmäßige Juristenbesprechungen, bei denen wir offene Fragen klären, unser Vorgehen mit den Vorgaben des Verbraucherstreitbeilegungsgesetzes abklären und auch im Team einzelne Fälle lösen.

IB: Mit motivierten Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, ist in der Tat sehr befriedigend. Und ich kann das nur bestätigen, bei unseren Fachbesprechungen rauchen zwar regelmäßig die Köpfe, sie sind aber letztlich interessant, konstruktiv und zielführend.

Was macht für Sie das Besondere an der USS aus?

IB: Da ist zum einen das sehr positive Arbeitsklima. Zum anderen leisten wir eine echte Pionierarbeit und daraus ergibt sich auch ein interessantes Entwicklungspotential.

AK: Mir gefällt der Pilotcharakter der USS. In den 5 Jahren des Bestehens der USS konnte schon vieles gefestigt werden, anderes ist noch in Entwicklung und so sind unsere Arbeitstage immer abwechslungsreich.

Wie sehen Sie Ihre persönlichen Perspektiven in der USS?

AK: Ich freue mich, an der Weiterentwicklung des Konzepts der Verbraucherschlichtung mitwirken zu können und hier einen Beitrag zu leisten!

IB: Das sehe ich ganz genau so…

Frau Burr, Frau Klinder, vielen Dank für das Gespräch!

Bisherige Interviews in dieser Serie:

http://eurojournalist.eu/die-drei-von-der-tank-oeh-geschaeftsstelle/
http://eurojournalist.eu/eine-neue-juristen-generation/

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