Freiburg und Straßburg nähern sich weiter an

Bei einer bemerkenswerten Konferenz am Samstag in Straßburg hat der Freiburger Bürgermeister Ulrich von Kirchbach den Kollegen in Straßburg die Hand gereicht.

Freiburg und Strassburg nähern sich immer weiter an. Eine sehr gute Nachricht. Foto: Marc Chaudeur

(KL) – Es war ein schwieriges Thema, das am Samstag Gegenstand einer Konferenz war, die vom Verein „La Vie Nouvelle“ mit Unterstützung der Fondation Entente Franco-Allemande (FEFA) in der Universität Straßburg organisiert wurde. Denn es ging darum, wie in den beiden Städten Straßburg und Freiburg die Frage der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten gehandhabt wird und die Unterschiede sind gewaltig.

Nach einer Einführung durch die französische Europaabgeordnete Marie-Christine Vergiat, die zurecht die laxe und geradezu verantwortungslose Politik der europäischen Instanzen in der Flüchtlingsfrage kritisierte, wurde die Thematik auf die lokale Ebene heruntergebrochen. Und da sind die Unterschiede gewaltig.

Während man in Freiburg schon längst nicht mehr von der Aufnahme von Flüchtlingen spricht, sondern sich inzwischen um die erfolgreiche Integration kümmert, wird in Frankreich immer noch an der Frage herumgedoktort, ob und wenn ja wie man Flüchtlinge aufnehmen soll. Dabei ist die abwehrende Haltung der französischen Regierung das Haupthindernis, denn die Mittel, die Straßburg und Freiburg zur Verfügung stehen, sind kaum vergleichbar.

In der angeregten Debatte gerieten die beiden Vertreter der Stadt Straßburg dann auch reichlich in Erklärungsnot. Doch das trifft die Lage nicht richtig, denn Straßburg versucht trotz der fehlenden Unterstützung durch die französische Regierung zielgenaue Aktionen durchzuführen und auch die Netzwerke der französischen Städte für eine positivere Einstellung in der Flüchtlingsfrage zu bewegen.

Nur, wie soll man vernünftig arbeiten, wenn auf der deutschen Seite jährlich 13000 € pro Flüchtling zur Verfügung stehen, auf der französischen Seite aber nur 5500 €, wie die beiden Beigeordneten Marie-Dominique Dreyssé und Syamak Agha Babaei frustriert feststellten? Der ganze Unterschied liegt hier – während die französischen Städte mit der Hinhaltetaktik umgehen müssen, kann eine Stadt wie Freiburg mit einem Jahresbudget von 35 Millionen Euro und einer neuen Verwaltung für die Arbeit mit Migranten (170 Mitarbeiter!) so vernünftig arbeiten, dass man die Phase der Aufnahme von Flüchtlingen längst hinter sich gelassen hat und sich nun auf die Integration konzentriert.

Dass der Umgang mit Flüchtlingen auf beiden Ufern des Rheins sehr unterschiedlich ist, stellt eigentlich eine schlechte Nachricht dar. Doch damit wollten sich die Verantwortlichen am Samstag nicht zufrieden geben. Es entspann sich ein kurzer, aber wichtiger Dialog zwischen dem Straßburger Beigeordneten Syamak Agha Babaei und dem Freiburger Bürgermeister Ulrich von Kirchbach, der zu dem Freiburger Angebot führte, einen strukturierten Austausch über die Best Practice in beiden Städten aufzunehmen. Und das ist wirklich eine gute Nachricht, denn beide Seiten können voneinander lernen und dass für diese Frage weiter Grenzen abgebaut werden, ist deutlich mehr als nur ein symbolischer Akt.

Wir freuen uns darauf, künftig darüber berichten zu können, wie sich dieser Austausch entwickelt. Der Verein „La Vie Nouvelle“ kann stolz sein, Initiator dieser neuen Zusammenarbeit zu sein!

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