Freie Fahrt für freie Bürger…

Im Februar wird die französische Regierung die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Land- und Nebenstraßen von 90 km/h auf 80 km/h senken. Das passt den Franzosen allerdings nicht.

Solche Schilder kann man vermutlich ab Juli auch auf den französischen Land- und Nebenstrassen sehen... Foto: Bidgee / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Die neue Regelung, mit der die Geschwindigkeit auf den französischen Land- und Nebenstraßen von 90 km/h auf 80 km/h gesenkt werden soll, wird voraussichtlich im Februar beschlossen und ab Juli gültig sein – künftig muss man in Frankreich etwas den Fuß vom Gas nehmen. Wie immer, wenn etwas „von oben“ diktiert wird, hält sich die Begeisterung der französischen Autofahrer in Grenzen. Dabei sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache.

Auf den 400 000 km des französischen Straßennetzes, die von der neuen Regelung betroffen sind (und das sind alle Straßen ohne bauliche Trennung (Mittelstreifen) zwischen den Fahrtrichtungen, finden aktuell 55 % der Unfälle in Frankreich statt, bei denen letztes Jahr 1911 der 3477 Verkehrstoten in Frankreich zu beklagen waren. Von der Absenkung der Höchstgeschwindigkeit erhofft sich die Regierung, „200 bis 400 Menschenleben pro Jahr“ retten zu können. Aber ob diese Rechnung aufgeht?

Speziell im ländlichen Bereich, wo die Menschen regelmäßig größere Strecken zur Arbeit, zum Einkaufen, zur Schule absolvieren müssen und irgendwann diese Strecken „im Schlaf“ kennen, kommt es immer wieder zu schweren Unfällen aufgrund zu hoher Geschwindigkeit. Im trügerischen Gefühl, die Strecke perfekt zu beherrschen, werden die Autofahrer unvorsichtig und fahren einfach zu schnell. Doch steht zu befürchten, dass sie dies auch künftig tun werden und dass die Maßnahme am eigentlichen Ziel vorbeigeht. Denn das, was Autofahrer am meisten fürchten, sind teure Strafzettel.

Wenn man wirklich Menschenleben auf den Straßen retten will, hilft leider nur eine „Zero Tolerance“-Politik. Wie in der Schweiz, in Dänemark oder Italien, wo die Polizei bei schweren Verstößen das Auto einkassiert und versteigert, um mit dem Erlös die Strafe und die Verfahrenskosten zu decken. Seit die Autofahrer wissen, dass die sportliche Fahrt zum Verlust des Fahrzeugs führen kann, ist die Disziplin auf den Straßen deutlich gewachsen. Ohne eine solche „Zero Tolerance“-Politik wird die neue Geschwindigkeitsbegrenzung lediglich zu einer neuen Einnahmequelle des Staats werden, wenn dann die Kontrollen auf diesen 400 000 km intensiviert werden.

Da viele Franzosen dieses Vorhaben lediglich als Gängelung empfinden, steht zu befürchten, dass sich kaum jemand an diese neue Höchstgeschwindigkeit halten wird. Vielleicht sollte man konsequenterweise parallel die Strafen für Übertretungen ebenso deutlich anheben – denn dann werden sich die Autofahrer eher an die Höchstgeschwindigkeit halten. Und generell ist es ohnehin besser, stressfrei und im Rahmen des Erlaubten zu fahren – und sicher von A nach B zu kommen…

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