Fremdsprachen – wo es am meisten hapert…

Eine Studie des europäischen Statistik-Amts „Eurostat“ zeigt, dass Fremdsprachen in vielen europäischen Ländern immer noch ein echtes Problem darstellen.

Der kulturelle und politische Austausch erfordert das Beherrschen von Fremdsprachen. Foto: Council of Europe / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Zwei von drei Briten sprechen – nur Englisch. Anders gesagt: 65,4 % der Briten sprechen keine einzige Fremdsprache. Vielleicht erklärt das, warum sich die Briten in der EU nicht wohlgefühlt haben. Sie haben uns einfach nicht verstanden…

Doch mit ihrem Fremdsprachen-Defizit stehen die Briten nicht alleine da. In Rumänien sprechen 64,2 % der Bevölkerung keine Fremdsprache, in Bosnien-Herzegowina sind es 61 %, in Ungarn 57,6 %. Ähnlich sieht es in Albanien und Bulgarien aus. Doch das Fremdsprachen-Problem beschränkt sich nicht auf die östlichen EU-Mitglieder, im Westen sieht es nicht viel besser aus.

Irland (49,2 %), Spanien (45,8 %), Frankreich (39,9 %) oder Italien (34 %) sind in Fremdsprachen auch nicht viel fitter. Neben einem Mittelfeld mit Ländern wie Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei, gehen die Fremdsprachen-Kenntnisse immer weiter hoch, je höher man sich in den Norden Europas begibt. Haben Luxemburg (5,5 %), die Schweiz und Österreich noch sehr gute Werte (8,4 % und 11,3 %), stehen die baltischen und skandinavischen Staaten mit Abstand am besten da – Spitzenreiter ist Schweden, wo nur 3,4 % der Bevölkerung keine Fremdsprache sprechen.

Dass in Ländern, die mehrere offizielle Landessprachen haben, wie Luxemburg oder die Schweiz, das Fremdsprachen-Niveau hoch ist, das ist logisch. Dass der Norden Europas so gut in Fremdsprachen ist, hat historisch-kulturelle Gründe. Zum einen waren die nordischen Völker Seefahrer, die viel in anderen Teilen der Welt unterwegs waren, wo man andere Sprachen spricht und in der jüngeren Vergangeheit hat auch der Umstand, dass in den skandinavischen Medien die meisten Serien und Filme im Original gezeigt werden, dazu beigetragen, dass in Skandinavien jeder 6jährige problemlos den Weg auf Englisch erklären kann.

Dort, wo das Fremdsprachen-Niveau sehr schwach ist, gibt es auch Gründe. In den ehemaligen Kolonialmächten war man es nicht gewohnt, die Sprachen der kolonialisierten Länder zu erlernen, sondern die kolonialisierten Länder mussten sich in der Sprache der Besatzer verständlich machen. Wenn dann auch noch das Niveau der Ausbildung schlecht ist, dann geraten diese Länder ins Hintertreffen.

Denn in der heutigen Welt sind Fremdsprachen die Voraussetzung, um auf internationalen, globalisierten Märkten bestehen zu können. Wirtschaftliche, politische, diplomatische Zusammenhänge erfordern das Beherrschen von Fremdsprachen und anhand der von Eurostat veröffentlichen Zahlen erkennt man, dass es in der EU eine gemeinsame Fremdsprachen-Strategie geben müsste. Dies ist eine der Bedingungen für das weitere Zusammenwachsen Europas, denn ohne gegenseitiges Verständnis wird es mit der europäischen Integration immer schwieriger werden.

Doch angesichts der übrigen Weltkrisen steht zu Befürchten, dass eine europäische Fremdsprachen-Offensive momentan wohl nicht auf der Agenda steht…

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