Frohe Ostern? Aber ja, frohe Ostern!

Dieses Jahr ist Ostern vielleicht nicht so froh wie in früheren Jahren. Krieg, Pandemie und Frankreich läuft gerade Gefahr, in einen komplexfreien Neofaschismus einzuschwenken. Nicht so richtig froh, das alles...

Ostern 2022 - wir träumen von "Normalität"... Foto: Tim Reckmann / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Ostern 2022. Alle sehnen sich nach „Normalität“. Dabei ist das Wetter gerade sehr österlich, aber es ist schwierig, alles das zu verdrängen, was gerade in der Welt passiert. Alles vergessen und so tun, als wäre alles prächtig in der besten aller Welten?

Natürlich wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern ein Oster-Wochenende mit Familie und Freunden, in einem positiven und beruhigenden Kontext, aber Ihnen einfach nur „Schöne Ostern“ zu wünschen, wäre dann doch etwas platt.

Unsere französischen Freunde haben noch eine Woche, eine wichtige Wahl zu treffen, eine Wahl, mit der die Entwicklung Frankreichs in den nächsten fünf Jahren bestimmt wird. 2017, zwischen den beiden Wahlgängen, hatten wir unsere Leserinnen und Leser aufgefordert, für Emmanuel Macron zu stimmen, nicht aus Überzeugung, sondern um diesen Neofaschismus zu stoppen, der bereits damals eine echte Gefahr darstellte.

Während der fünf Jahre der „Macronie“ haben wir unsere Empfehlung mehr als einmal bedauert. Seit 2017 hat sich Frankreich verändert und vieles davon verloren, was aus Frankreich ein besonders charmantes, freies, interessantes und humanistisches Land machte. Die fünf Jahre unter Emmanuel Macron haben das Entstehen eines neuen politischen Systems gebracht, das System des „digitalen Totalitarismus“, der ebenfalls gefährlich ist, da er das genaue Gegenteil der Demokratie ist.

In einer Woche müssen sich die Franzosen entscheiden, ob sie den komplexfreien Neofaschismus oder den digitalen Totalitarismus bevorzugen. Oder aber, ob sie sich der Stimme enthalten wollen, was man verstehen kann, wenn man die „Qualitäten“ der beiden Kandidaten sieht. In der Wahlkabine stehen und nach diesen fünf Jahren für Emmanuel Macron zu stimmen, um den Neofaschismus zu stoppen, der aus Frankreich das „Ungarn des Westens“ machen will, das ist schon fast intellektuelle Folter. Für einen so respektlosen und hochnäsigen Kandidaten zu stimmen, dessen Vision des Staats der chinesischen Doktrin mit ihrem „Total QR“ und der Totalüberwachung ähnelt, und die mit individuellen Freiheiten nichts mehr am Hut hat, ist auch nicht einfach.

Doch die Gefahr ist konkret. Die Einlassungen von Marine Le Pen der letzten Tage lassen es einem kalt den Rücken herunterlaufen. Kann man sich ein von Hass zerfressenes Frankreich vorstellen, das Ausländer verjagt und all denjenigen die grundlegendsten Rechte verweigern will, die keinen lückenlosen Abstammungsnachweis vorlegen können (was ein wenig an den „Arier-Nachweis“ in Deutschland in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnert), das ist alles, aber nicht „französisch“. Was ist nur mit diesem Land passiert, dem Land der Freiheit, der Erleuchtung, der Menschenrechte, der Revolutionen, der Lebensart?

2022 kennt man die zur Wahl stehenden Alternativen. Leider sind beide Alternativen nicht umweerfend, aber nun ist es zu spät, darüber zu jammern, nun muss eben zwischen Pest und Cholera gewählt werden. Doch zwischen diesen beiden Pathologien gibt es Unterschiede.

Als Deutscher erlaube ich es mir, Folgendes zu schreiben: Man spielt nicht mit dem Faschismus! Wir wissen, wohin das führt, wir kennen die Mechanismen, wir wissen, wie das endet. In den kommenden fünf Jahren muss man also darauf achten, dass Frankreich nicht in die Falle des Faschismus stolpert, aber man wird ebenfalls darauf achten müssen, wie der bereits gestartete „digitale Totalitarismus“ das Land verändert. Frankreich sollte weder das „Ungarn des Westens“ werden, noch das „Nord-Korea des Westens“.

Das waren einige Überlegungen zu Beginn des Osterwochenendes, das wir Ihnen harmonisch, nett und positiv wünschen. Wir wünschen Ihnen Momente des Glücks, der menschlichen Wärme, der Erholung. Geniessen Sie diese Momente! Das ist es, was wir Ihnen wünschen!

Ihr Team Eurojournalist(e)

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