Für die Einrichtung einer europäischen Armee

Mit Waffenlieferungen und der Unterstützung von Stellvertreterkriegen in der ganzen Welt werden wir auch nicht viel erreichen.

Das Eurocorps ist sicher ein richtiger Schritt, aber wir brauchen eine echte europäische Verteidigungspolitik. Foto: © Claude Truong-Ngoc / eurojournalist(e)

(KL) – Wieder fängt eine neue Woche in Europa an, ohne dass wir so richtig wissen, ob gerade rings um uns herum Krieg herrscht oder nicht. Natürlich herrscht Krieg, denn so nennt man es, wenn sich Menschen in Uniformen gegenseitig töten, wenn die Zivilbevölkerung hungert und flüchtet und viele Zivilisten in den Kampfeshandlungen und Bombardements sterben. Das ist Krieg. In der Ukraine, in und um Israel, im Irak, in Afghanistan, in Nigeria und in anderen Staaten – und wir Europäer haben auch nach Wochen der Auseinandersetzungen noch nicht einmal eine wirklich gemeinsame Position. Dafür wollen wir aber als Waffenlieferanten mitmischen. Ohne so ganz genau zu wissen, in wessen Händen diese Waffen am Ende gelangen oder gegen wen sie gerichtet werden.

Europa will gehört werden, doch mangelt es an Möglichkeiten, sich durchzusetzen. Nicht zuletzt, weil wir keine gemeinsame Armee und keine gemeinsame Verteidigungspolitik haben. Stattdessen hampeln 28 größere, mittlere, kleinere und kleinste Armeen durch Europa, verschlingen ganze Haushalte und nützen im Krisenfall ungefähr überhaupt nicht.

Will Europa alleine nur eine „Drohkulisse“ aufbauen, so nimmt dies niemand ernst, wenn ein paar Dutzend Soldaten aus einem, ein paar Dutzend aus einem anderen und vielleicht sogar ein paar Hundert aus einem dritten Land kommen. Dazu ist das Material dieser 28 Armeen untereinander nicht kompatibel, weswegen jeder permanent in seine eigene Ausrüstung investieren muss, weil man die Geräte und Systeme nicht gemeinsam oder sogar zusammen nutzen kann.

Auch laute Überlegungen der NATO lassen das Gewicht Europas nicht größer werden. Nur die Einheit Europas kann Europa in einer globalisierten Welt, in der überall Konflikte herrschen, ein Stück weit absichern und stärken. Doch man hat das Gefühl, als würden sich die 28 gegenseitig nicht genügend trauen, um ihre Verteidigung gemeinsam und im Sinne aller zu organisieren. Was einmal mehr die Frage aufwirft: Was soll Europa eigentlich eines Tages mal werden, wenn es fertig ist?

1 Kommentar zu Für die Einrichtung einer europäischen Armee

  1. La Pologne intègre l’Eurocorps en tant que nation cadre le 1er janvier 2016!

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