Für ein neues Schengen!

Viele Demonstranten aus dem Elsass und aus Baden sind gestern zum 35. Geburtstag des Schengen-Vertrages trotz schlechten Wetters auf die „Passerelle des Deux Rives“ gekommen.

Jeanne Barseghian (Grüne, von Anfang an dabei), Peter Cleiss und Erny Jacky - der "Hochadel der grenzüberschreitenden Freundschaft"! Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das war beeindruckend! Gestern, zum 35. „Geburtstag“ des Schengen-Vertrags, waren mehr grenzüberschreitende Demonstant*innen als je zuvor zu einer dieser Demonstrationen gekommen. Wieder organisiert von den „üblichen Verdächtigen“ zeigte diese Regen-Demo, dass man auf beiden Seiten des Rheins nicht gewillt ist, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Und dazu gab es reichlich Versuche, das Thema politisch auszuschlachten.

Peter Cleiss seufzte. „Seit 48 Stunden versuche ich, eine klare Ansage aus Berlin zu bekommen, ob die Grenze tatsächlich um Mitternacht aufmacht“ – doch genau danach sah es gestern aus. Wie schön, dass auch einen Tag vor der Wiedereröffnung dieser deutsch-französischen Grenze die konservativen Kandidaten der anstehenden OB-Wahlen endlich das Thema für sich entdeckt haben. Nach drei Monaten des Schweigens waren sie gestern sehr präsent bei dieser Demonstration, doch ihr dreimonatiges Schweigen zur Situation an der geschlossenen Grenze wird auch dieser Auftritt 24 Stunden vor der Grenzöffnung nicht vergessen machen. Im Grunde ist es ziemlich peinlich, wie sich nun die Kandidat*innen für die OB-Wahl bei den Vereinen und Initiativen anbiedern, die sie vorher schlicht im Regen haben stehen lassen.

Egal. Es regnete. Und aus unerfindlichen Gründen fiel der Strom für die Anlage der Oberrhein-Rapper von „Zweierpasch“ aus. Aber die Zwillinge Felix und Till Neumann haben schon ganz anderes erlebt und so präsentierten sie ihre Songs eben halb-akustisch. „Grenzgänger / Frontaliers“, mit Musik vom Tape und ohne Mikrophon gesungen, das hatte schon was!

Die Ansage der Demonstrant*innen war klar – so etwas wollen wir nie mehr an dieser Grenze erleben und das setzt voraus, dass man nun zügig und schonungslos alles auf den Tisch legt, was in diesen Wochen und Monaten an dieser Grenze schief gelaufen ist. Und das ist eine ganze Menge…

Ein großes Bravo! an die Organisator*innen dieser Wochenend-Demonstrationen, allen voran Peter Cleiss, Jacques Schmitt, Gertrud Deffner, Dieter Eckert, die Jeunes Européens, der Lions’s Club, der deutsch-französische Wirtschaftsclub, der Verein Garten//Jardin und die vielen anderen, die diese Demonstrationen so lange getragen haben. An dieses Engagement wird man sich bei der Bilanz dieser Wochen erinnern – denn dieses „Fähnlein der Aufrechten“ war es, das sich gegen die aufkeimenden Ressentiments gestemmt und der deutsch-französischen Freundschaft eine Lanze gebrochen haben. Und zwar zu einer Zeit, zu der die eigentlich bei der Stadt Straßburg mit leerem Blick auf diese Grenze gestarrt und nichts unternommen haben, diese Grenze früher zu öffnen und der deutsch-französischen Freundschaft Hilfestellungen zu geben. Wer die unermüdliche Arbeit der Zivilgesellschaft jetzt im Wahlkampf nutzen will, nachdem man die Protagonisten in all den Wochen nicht einmal bei diesen Demonstrationen gesehen hat, das ist peinlich. Richtig peinlich.

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