Fusion der Regionen: „Das ganze Elsass ist mobilisiert“

Angeblich steht das ganze Elsass geschlossen für eine Region Elsass. Seltsam, dass dann nur eine etwas größere Handvoll Demonstranten in Colmar für die Region Elsass demonstriert hat.

Wollen die Demonstranten in Colmar das Rad der Geschichte bis hierher zurückdrehen? Foto: RuW RikusPokus / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Im Grunde ist es egal, ob am Sonntag nun 1.300 Demonstranten (Angaben der Polizei) oder 4-5.000 Demonstranten (Angaben der Organisatoren) für die Region Elsass demonstriert haben. Bei diesen Zahlen ist es schwer, die Behauptung aufrecht zu erhalten, „das ganze Elsass“ wer bereit, für die Eigenständigkeit der Region zu kämpfen. Und was ebenfalls auffällt ist die Tatsache, dass dieser Widerstand zu einem Zeitpunkt an Fahrt aufnimmt, zu dem alles entscheiden ist. Monatelang hatte man Zeit, Frankreich davon zu überzeugen, dass eine Region Elsass (statt einer Fusion mit Lothringen oder, wie nun beschlossen, mit Lothringen und der Champagne-Ardenne) die bessere Lösung wäre. Haben sich die Elsässer nicht dafür interessiert, was da Monate lang in Paris vorbereitet wurde, haben sie es nicht ernst genommen oder verfügt das Elsass nicht über das politische Personal, das in der Lage gewesen wäre, die Interessen des Elsass in Paris zu vertreten?

Um die Demonstration gab es im Vorfeld eine Menge Ärger. Ein Kollektiv namens „Alsaciens réunis“ (Vereinte Elsässer) hatte die Demonstration erst angemeldet, dann aber wieder abgemeldet, was viele Beobachter als eine Reaktion auf eine Intervention von Premier Manuel Valls über die Präfektur werteten. Daraufhin passierte das, was letztlich wohl zu dem Ergebnis geführt hatte, mit dem heute alle unglücklich sind – man überließ die Initiative den Autonomisten von „Unser Land“. Diese haben sich bislang vor allem durch regional-patriotische Sprüche und wenig Argumente ausgezeichnet. Und durch ihre Sprüche halb Frankreich in Sorge gebracht, ob das Elsass wirklich zuverlässig zu Frankreich steht.

Die Kritik, die nun auch formuliert wird, nämlich dass die gesamte Gebietsreform ziemlich holprig aufgesetzt wurde, ohne dass die Menschen dazu befragt worden seien, ist zwar inhaltlich richtig, doch handelt es sich hierbei eher um eine allgemeine Kritik des französischen Politikwesens, das sich noch nie durch Luxusartikel wie „Bürgerbeteiligung“ und ähnliches ausgezeichnet hat. Das Volk um seine Meinung zu fragen, das gehört in Frankreich nicht zur politischen Kultur – Macht ist in Frankreich nicht etwa die Verantwortung für das Gemeinwesen, sondern hat eher einen Sonnenkönig-Touch. Wer die Macht hat, der ist der Babo, wer sie nicht hat, ist gekniffen. So ist das.

Das allerdings ändert nichts daran, dass am elsässischen Widerstand ungefähr gar nichts stimmt. Weder das Timing (jetzt, wo alles zu spät ist), noch die Form (die mittlerweile immer mehr zu einer folkloristischen Nachmittagsveranstaltung ziemlich extremer Gruppierungen verkommt). Und nach wie vor hört man die richtigen Argumente für eine Region Elsass nur im kleinen Kreis, fast hinter vorgehaltener Hand.

Was nun, Elsass? In den saueren Apfel beißen? Bewaffneter Widerstand? Zeit zum Argumentieren gab es reichlich, doch die verstrich ungenutzt. Vielleicht wäre es ein sinnvoller erster Schritt in die richtige Richtung, würden sich diejenigen, denen das Elsass ernsthaft am Herzen liegt, von den Autonomisten lossagen, die sich an die Spitze dieser Bewegung gesetzt haben, die eigentlich gar keine ist. Da sie von denjenigen unterwandet wurde, die es den anderen unmöglich machen, sich auszudrücken, ohne in die Ecke der Ewiggestrigen gestellt zu werden. Im Grunde ist das alles sehr, sehr schade.

1 Kommentar zu Fusion der Regionen: „Das ganze Elsass ist mobilisiert“

  1. es stimmt! es fehlt dem Elsass das politische Personal ! und warum ?
    weil die Elsässaer sich einräuchern liessen von ihren Vertreter in Paris,die sie gewählt haben und die ja nur an den Stuhl dachten auf dem sie sitzen bleiben wollten. Ohne ausländische qualifizierte Ratgeber für die erscheinenden Gruppenleiter neuer politischer Tendendzen im Elsass , werden die Elsâsser niemals ihre Eigenständigkeit erreichen.

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