Fußballhoch am Oberrhein: rechts- oder linksrheinisch?

An diesem Freitag könnte es wahr werden: am Oberrhein wird nur noch erstklassig gespielt. Sollte Racing Strasbourg in die Ligue 1 aufsteigen, bekommen der SC Freiburg und der FC Basel einen gleichklassigen Kollegen in Frankreich – oder einen Konkurrenten?

Die Fans in Freiburg haben eine tolle Saison erlebt - die in Strassburg auch. Und jetzt bitteschön - der krönende Abschluss! Foto: Max17Max / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Michael Magercord) – Am Sonntag wurde in Freiburg die deutsche Fußball-Meisterschaft gefeiert. Den Pokal hielt allerdings die Gästemannschaft in die Höhe, und dass, obwohl sie ihr Auswärtsspiel gegen den SC Freiburg zuvor verloren hatte. So richtig Notiz hat allerdings niemand von der Meistermannschaft aus Wolfsburg genommen. Vielleicht auch, weil es sich gar nicht um eine Mannschaft handelte, sondern eine Frauschaft, deren Mitglieder gerade deutsche Meisterinnen geworden sind.

Was wirklich zählt, sind die Herren der Schöpfung – das liest sich zwar wie ein Satz von vorvorgestern, gilt aber im Umfeld von großen Fußballstadien nach wie vor, selbst dann, wenn diese Männer gar nichts Großartiges vollbracht haben. 1:1 gegen den Siebzehnten Ingolstadt hatten die A-Herren des SC am Vortag gespielt, was für sie auch noch ein schmeichelhaftes Ergebnis war. Über weite Phasen dominierten die Ingolstädter mit ihrer engagierten Spielweise, oder wie es SC-Trainer Christian Streich nach Abpfiff in die Kameras sagte: „Die haben gebissen und gekratzt“.

Die Freiburger Spieler haben schließlich zurückgebissen, von Spielfluss allerdings war wenig bis gar nichts zu sehen. Es entwickelte sich eine ziemlich ruppige Begegnung, die zwar in zweiten Hälfte auch noch Spannung bot, in der aber nicht zu erkennen war, wer Abstiegskandidat ist und wer sich noch für Europa qualifizieren will. Am Ende des letzten Heimspiels ließen sie sich die Freiburger Aufsteiger trotzdem für ihre Saisonleistung von den Fans feiern wie wahre Meister, hüpften und sprangen, kletterten allen Sicherheitsbedenken zum Trotz über Absperrungen hinweg – Männer unter sich eben, während die Ingolstädter einen Kreis bildeten, vielleicht auch um die Tränen, die sie über den Abstieg verdrückten, vor fremden Augen zu verbergen – Männer halt.

Das änderte aber nichts mehr am Spiel. Sicher, Spiele am Ende der Saison, bei denen für beide Mannschaften noch was zu verlieren gibt, sind selten ein Augenschmaus für Fußballästheten. Doch nichtsdestotrotz stellt sich damit die Frage, durch wen die Bundesliga in den internationalen europäischen Ligen vertreten sein wird: Wie konkurrenzfähig werden jene Bundesliga-Mannschaften sein, die schließlich in der Champions- und der Europa-League antreten?

Schon in der vergangenen Saison haben sich die deutschen Vertreter international nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Woran liegt es? Na klar, an Bayern München. Sind nicht immer jene nationalen Ligen durch besonders schwache Mannschaften vertreten, die von einem Platzhirsch dominiert werden? Als Folge dieser Alleinherrschaft werden in die europäischen Wettbewerbe Mannschaften gesandt, die dort oft nichts gewinnen können. Ihr Personal genügt nicht einmal, die Gruppenphase zu überstehen. Und dann stürzen sie meist auch noch in der eigenen Liga ab, wenn ein Gigant neben sich nur noch Zwerge duldet.

In Frankreich kämpften immerhin zwei Mannschaften lange um die Meisterschaft – und siehe: in beiden internationalen Wettbewerbe sind französische Vertreter ins Halbfinals vorgedrungen, nicht aber deutsche. Sollte das noch einmal passieren, wird die UEFA der Bundesliga möglicherweise einen der Startplätze aberkennen und an die Ligue 1 übergeben. So könnte – sollte Racing Strasbourg am Freitagabend ihr Heimspiel gewinnen und damit in die erste französische Spielklasse aufsteigen – in der Oberrheinregion die stärkere Liga bald in Straßburg zu sehen sein und nicht mehr in Freiburg oder Hoffenheim.

Doch wird es tatsächlich so dicke kommen? Ausgerechnet die Freiburger haben in ihrem letzten Saisonspiel die Gelegenheit, diese These Lügen zu strafen. Denn sie müssen in München gegen die Herren-Mannschaft aus Bayern ran und können beweisen, dass sie ganz zu Recht da oben stehen und in Europa mitspielen. Und schon des Öfteren mussten die Münchner erkennen, dass die Männer aus dem Breisgau richtige Wadenbeißer sein können.
Racing Strasbourg – FBBP Bourg-en-Bresse
FR, 19. Mai, 20.30 Uhr, Stadion „Mainau“
Achtung: das Spiel ist nahezu ausverkauft
Vereinsinfos unter www.rcstrasbourgalsace.fr
Bayern München – SC Freiburg
SA, 20. Mai, 15.30 Uhr
Live bei Sky (Bezahl-TV)
Ab 18.30 Uhr Zusammenfassung in der ARD-Sportschau
Im Internet in der www.ardmediathek.de (nur in Deutschland abrufbar)
Vereinsinfo unter: www.scfreiburg.com

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