Ganz schön schwach, Oliver Bierhoff…

Da organisiert der DFB eine Konferenz unter dem Titel „Sport und Menschenrechte: Maßnahmen vor, während und nach der WM in Katar“ und DFB-Direktor Oliver Bierhoff klopft leere Sprüche.

Wenn Titel wichtiger als Menschenrechte werden, hat der Sport seine gesellschaftliche Verantwortung verfehlt. Foto: Steffen Prößdorf / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Kein Wunder, dass die hoch korrupte FIFA mit ihrer Skandal-WM in Katar durchkommt – wenn den mächtigsten nationalen Verbänden wie dem DFB, vertreten durch seinen Direktor Oliver Bierhoff, nichts Besseres einfällt als „Wir freuen uns darauf, dass wir Deutschland vertreten können“ und „die viele Kritik darf nicht dazu führen, dass wir keine Lust am Turnier haben“. Angesichts der skandalösen Umstände dieser WM ist das als Position wirklich enttäuschend. Immerhin, eine steigende Anzahl Kneipen und Privatpersonen kündigt an, diese WM zu boykottieren. Aber Hauptsache, Oliver Bierhoff verliert nicht die Lust an einem Turnier, das in Stadien gespielt wird, die nicht nur eine ökologische Schande sind, sondern auf dem Blut von Tausenden ausländischen Arbeitern gebaut wurden, die in Katar wie Sklaven gehalten wurden.

Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, der FIFA und deren reichen Freunden das Wasser abzugraben. Es wäre durchaus möglich gewesen, ein alternatives Turnier in bestehenden Strukturen in Europa durchzuführen, es wäre möglich gewesen, die FIFA zu einem Rückzieher zu zwingen, es wäre möglich gewesen, ein starkes Zeichen zu setzen, statt letztlich den Menschenrechtsverletzern in Katar dieses Turnier zu ermöglichen, mit dem sich die Scheichs ein wenig Respektabilität erkaufen wollen.

Warum der DFB dann aber eine Konferenz organisiert, in der neben ein paar Krokodilstränen nichts herauskommt, das ist schleierhaft. Doch wenn Menschenrechte im Sport keinen Platz mehr haben, dann haben Fehlentwicklungen stattgefunden, die man nicht mehr mit Sprüchen wie „hoffentlich holen wir den nächsten Stern“ (WM-Titel) übertünchen kann. Der Sport hat eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und dabei geht es nicht darum, „Sport und Politik miteinander zu vermischen“ (das Standardargument aller korrupten Sportverbände, die ihre Großveranstaltungen gegen Bezahlung an Diktatoren und Despoten vergeben). Es geht darum, eine Vorbildfunktion auszuüben. Und genau das tut Oliver Bierhoff nicht. Seine Nachricht lautet übersetzt: „Was kümmern mich Menschenrechte, wenn es darum geht, den WM-Titel zu holen?“.

Dass nun auch Bundestrainer Hansi Flick verkündet, dass seine Freunde von der Reise nach Katar und dem Besuch der Spiele absehen wollen, ändert auch nichts. Der Rückzug des Teams von einem blutbesudelten Turnier wäre die richtige Geste, ein Zeichen, dass man auf dieser Welt nicht mit jeder Sauerei durchkommt, wenn man nur genug Geld auf den Tisch legt. Aber dafür reicht es beim DFB und den anderen nationalen Verbänden der teilnehmenden Länder nicht.

Dazu darf man auch die Frage stellen, warum die Fußball-Welt erst jetzt, zwei Monate vor Turnierbeginn merkt, wo und unter welchen Umständen diese WM eigentlich stattfindet. Warum hat man die Berichte von Amnesty International ignoriert? Warum hat man nicht frühzeitig über Alternativen nachgedacht? Weil man FIFA-Chef Gianni Infantino nicht desavouieren wollte? Weil es um soviel Geld geht, dass Menschenrechte zu einem verzichtbaren Luxus werden?

In den kommenden zwei Monaten wird sich die Zivilgesellschaft zum TV-Boykott mobilisieren und hoffentlich dafür sorgen, dass dieses Turnier so negativ besetzt ist, dass sich künftig die Sponsoren zweimal überlegen, ob sie ihr Geld in solche Skandal-Veranstaltungen stecken. Der DFB hat seine Seite gewählt, und wie immer ist es die Seite der Korruption und damit die falsche Seite. Aber das geht ja schon seit mindestes 2006 so. Doch es könnte sein, dass die WM 2022 in Katar der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt.

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