Gaza-Konflikt: Von Tätern und Opfern und Tätern

Zweimal wurde in den letzten Tagen eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vereinbart. Beide Male war es die Hamas, die mit dem Abschuss von Raketen weitermachte.

Das Programm der Hamas - statt Waffenruhe schießt sie weiter Raketen auf Israel. Foto: Dima Vazinovich / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die europäische Linke hat sich festgelegt und sie muss es ja wissen. Israel ist der Aggressor in diesem fürchterlichen Konflikt und die Hamas ist das Opfer. Aber auch, wenn es diese Schwarz-Weiß-Betrachtung der europäischen Linken leicht macht, eine Position zu beziehen, so ist diese dennoch falsch.

Nach dem Ende der ersten 12stündigen Waffenruhe war es die Hamas, die mit dem Abschuss neuer Raketen weitermachte. Trotzdem rang sich Israel durch, eine weitere, dieses Mal 24stündige Waffenruhe zu akzeptieren. Diese wurde wiederum von der Hamas gebrochen, die weiter Rakete um Rakete auf israelische Städte abfeuert.

Wer eine Rakete abfeuert und Strukturen wie die Dutzende, wenn nicht Hunderte Kilometer langen Tunnelsysteme baut, der muss nicht von Frieden reden. Wer dabei seine eigene Zivilbevölkerung als Schutzschilde verwendet, wer Raketenabschussrampen in der Nähe von Schulen und Krankenhäusern installiert, der darf sich auch nicht als Opfer aufführen. Wer Tunnel für terroristische Aktionen in den Städten seines Gegners baut, der darf sich nicht wundern, dass diese Infrastrukturen des Tötens gesprengt werden.

Was die europäische Linke ebenfalls vergisst, ist die Tatsache, dass Israel die Bevölkerung des Gaza-Streifens vor der Operation präzise darüber informiert hat, was geplant ist. Würde zum Beispiel Frankreich nichts unternehmen, wenn baskische Terroristen Tunnelsysteme bis hinein nach Biarritz oder Bordeaux bauen würde und täglich Dutzende Raketen in diese Städte schießen würde und Terroristen durch diese Tunnel kämen, um in Bordeaux Selbstmordattentate durchzuführen? Natürlich nicht. Doch genau das erwartet die europäische Linke von Israel.

Israel ist seit seiner Gründung von Staaten umgeben, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Land von der Landkarte verschwinden zu lassen. Es gab Kriege, es gab Serien terroristischer Anschläge, es gab unendlich viele Opfer, es gab Drohungen von Atomschlägen (Iran, Ahmadjinedad), und die Bevölkerung Israels lebt seit der Gründung in permanenter Alarmbereitschaft. Die europäischen Intellektuellen in ihren bequemen Sesseln wissen nicht, wie es ist, wenn man mit einer griffbereiten Waffe schlafen muss, sie wissen nicht, wie es ist, in einer Situation zu leben, in der ein Cafébesuch jederzeit durch einen Sprengstoffanschlag oder eine Rakete beendet werden kann. Die europäische Linke sieht nur die Bilder aus Gaza und zeigt mit dem Finger auf Israel.

Natürlich will niemand, dass Menschen getötet und Städte zerstört werden. Natürlich sind wir alle geschockt von den Bildern aus Gaza. Aber warum hat die Hamas ihrer Zivilbevölkerung verboten, die gefährlichen Zonen zu verlassen? Warum lagert die Hamas ihre Raketen in der Nähe von Schulen, Krankenhäusern und sogar in UNO-Flüchtlingseinrichtungen? Opfert die Hamas ganz bewusst ihre Zivilbevölkerung um der Welt zu suggerieren, wie schlimm Israel mit ihr umspringt? Es wäre möglich gewesen, die Menschen rechtzeitig aus diesen Zonen zu evakuieren – es gab die Ankündigung der Operation durch Israel und sogar die Aufforderung, diese Zonen zu verlassen.

Der Erfolg der Hamas besteht darin, in den Ländern des Westens einen neuen Antisemitismus ausgelöst zu haben, der unerträgliche Formen annimmt. In vielen Ländern Europas werden mittlerweile Juden beschimpft, angepöbelt und zum Teil körperlich angegriffen. Dabei macht sich die europäische Linke zum Erfüllungsgehilfen der Hamas, die alles will, aber keinen Frieden. Damit macht sich diese europäische Linke aber auch an diesem neuen Antisemitismus mitschuldig, der gerade wieder durch Europa wabert, wie schon in den letzten Jahrhunderten.

Wie sehr die Hamas den Frieden will, konnte man in den letzten Tagen sehen. Statt die vereinbarte Waffenruhe einzuhalten, schießt sie weiter auf israelische Städte. Mit dem einzigen Ziel, Männer, Frauen und Kinder zu töten. Was die europäische Linke nicht sonderlich zu stören scheint. Dabei gibt es auf beiden Seiten genug vernünftige Kräfte, die für Verständigung und Frieden arbeiten – doch diese Kräfte der Vernunft können sich weder gegen die Falken in der israelischen Regierung, noch gegen die Hamas durchsetzen. Diese Kräfte gilt es jetzt zu unterstützen und nicht die Organisationen, die von Frieden reden, aber ihre eigene Bevölkerung opfern, um die Welt mit noch mehr Hass zu impfen.

4 Kommentare zu Gaza-Konflikt: Von Tätern und Opfern und Tätern

  1. Peter Cleiss // 28. Juli 2014 um 21:40 // Antworten

    die Bewältigung dieser Hassgeschichte wird nicht in der Rückwärtsbetrachtung gelingen! Jeder Palästinenser/ Palästinafreundlich Gesinnte wird ohne Not Beispiel um Beispiel finden um deutlich zu machen, dass Israel Schuld hat. Darauf folgen von der Gegenseite Gegenbeispiele usw usw…
    Einzig Fragen nach vorne scheinen mir sinnvoll: wie wollen die Menschen in Gaza und Israel in fünf Jahren leben? Wie kommen sie dahin?

    • Kai Littmann // 28. Juli 2014 um 23:09 // Antworten

      Völlig einverstanden – klar. Und in aller Konsequenz kann das nur auf Zweistaaten-Lösung hinauslaufen.

  2. Désolé, cher ” eurojournalist’” mais le terme de guerre est ici totalement impropre. A moins de considérer par prémonition que le conflit méritera cette sinistre appellation tôt ou tard. Inévitablement.
    Le Hamas ne serait-il pas un groupe d’agitateurs somme toute très peu efficace, à la limite du ridicule ( comptabilité !) qui entretient la braise avant l’incendie que d’autres puissances attendent les unes avec délectation, les autres sans réagir, toutes sans aucun doute soumises à des pressions souvent strictement internes. C’est dans cette “diaspora” mondiale qu’on pourrait trouver la source de l’embrasement meurtrier .

  3. Cher Monsieur Spohr, techniquement, vous avez, bien entendu, raison. Mais aujourd’hui, nous vivons une époque des “guerres non déclarées” – en Ukraine, personne n’a déclaré officiellement la guerre, pas non plus en Syrie et ailleurs. Au contraire – pour se soutirer des réactions internationales, nous voyons des troupes ayant enlevé leur écusson pour faire semblant d’être quelqu’un d’autres. Les “opérations” israéliennes et du Hamas me semblent être des actes belliqueux, n’importe l’appellation. On tire, on lance des missiles et on tue des deux côtés.

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