Gebietsreform in Frankreich: Dann sagt es doch endlich!

In der Diskussion um die französische Gebietsreform sitzt die elsässische Politik wie das Kaninchen vor der Schlange - und vergisst dabei, die richtigen Argumente zu nennen.

Solche Parolen bringen zwar billige Lacher im Elsass, schüren aber gleichzeitig Ängste in Paris. Foto: Paralacre / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Das Elsass feierte zufrieden das Abstimmungsergebnis im französischen Senat, der sich vor einigen Tagen mehrheitlich für eine regionale Neuordnung mit 15 statt mit 12 oder 13 neuen Regionen ergab. Allerdings kam dieser Jubel deutlich zu früh. Denn das Abstimmungsergebnis im Senat hat praktisch keine Wirkung – wesentlich wichtiger war da schon die Rede von Premierminister Manuel Valls vor dem Senat, in der er betonte, dass er nach wie vor für eine ostfranzösische Superregion (also die Fusion Elsass, Lothringen und Champagne-Ardennes) sei. Entscheiden wird nicht der Senat, sondern die französische Nationalversammlung, in der Manuel Valls PS die Mehrheit innehat.

Umso mehr fällt auf, dass nach wie vor im Elsass die falsche Debatte geführt wird. Konservative Politiker entblöden sich nicht, gemeinsame Sache mit verwirrten Autonomisten und rechtextrem angehauchten Separatisten zu machen, die Debatten sind stark emotional geprägt und jeder Lokalfürst versucht, sich als der “bessere Elsässer” darzustellen. Was nicht nur an der Sache vorbei geht, sondern das Anliegen einer Region Elsass geradezu behindert.

Denn die vielen guten Argumente, die es für eine Region Elsass gibt, die stellt das Elsass einfach nicht richtig dar. Irgendwie zögert man, sich zu einer trinationalen und vor allem grenzüberschreitenden Region zu bekennen, wohl aus Angst, man könne das nach wie vor jakobinesche Paris damit beunruhigen. Doch das Ergebnis dieses Kommunikationsfehlers ist verheerend – denn da die richtigen Argumente verschwiegen werden, entsteht in Paris immer mehr der Eindruck, als sei das Elsass in die Hände seltsamer Autonomistengruppen gefallen – was bei der französischen Regierung die Ablehnung der Region Elsass sicher nicht geringer macht.

Dabei profitiert ganz Frankreich von dieser Grenzregion, in der die riesige Mehrheit der Menschen nicht im geringsten beabsichtigt, die Zugehörigkeit des Elsass zu Frankreich auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Doch genau das ist es, was im Moment in Paris ankommt.

Viel Zeit bleibt den Elsässern nicht mehr, um die französische Regierung vom Sinn einer eigenen Region Elsass zu überzeugen und gleichzeitig die Befürchtungen zu zerstreuen, dass das Elsass das Rad der Geschichte zurückdrehen und sich aus der französischen Republik verabschieden will. Denn das ist nicht der Fall – nur wird dieser Umstand von den elsässischen Politikern einfach zu schlecht vermittelt. Wenn sich das nicht schnell bessert, könnte es für das Elsass blöd enden.

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