Gegen Cannabis kämpfen…
… ist gegen die Unsicherheit in den Städten kämpfen. Sagt die französische Regierung. Und täuscht sich dabei gewaltig. Und fördert aus Versehen die Drogen-Kriminalität.
(KL) – Frankreich steht unter Schock. In den letzten Wochen kam es in den Vorstädten von Marseille, die seit Jahren ein rechtsfreier Raum sind, zu Gebietskämpfen zwischen rivalisierenden Dealer-Banden, bei denen Kinder, die von diesen Banden für kleinere Dienste eingesetzt werden, erschossen und schwer verletzt wurden. Nun hat die Regierung reagiert und dem Cannabis den Kampf angesagt.
Nach den schrecklichen Vorkommnissen der letzten Wochen begab sich Präsident Macron für drei Tage nach Marseille (wo die übelsten Vorort-Siedlungen rechtzeitig für den präsidialen Besuch aufgehübscht und gereinigt wurden) und verkündete jede Menge Pläne, wie er die Situation in Marseille managen will. 300 zusätzliche Polizisten sollen eingestellt werden und die französische Regierung sagt dem Cannabis einen verschärften Kampf an. Doch diese Art von „Drogenpolitik“ geht völlig an den Realitäten vorbei.
Auf Anzeigen und Plakaten behauptet die Regierung, dass „der Kampf gegen Cannabis der Kampf gegen die Unsicherheit in den Städten sei“. Doch das stimmt nicht. Der Kampf gegen Cannabis, so wie er in Frankreich geführt wird, bindet Polizeikräfte, die im Kampf gegen die Unsicherheit in den Städten fehlen; er lähmt die Justiz, die sich jedes Jahr mit Zehntausenden Verfahren herumschlagen muss und man fördert lediglich das „Geschäftsmodell“ der Drogen-Banden.
Überall dort, wo man in den letzten Jahren Cannabis legalisiert hat (etliche Staaten in den USA, Kanada, Uruguay und andere), waren die Projekte erfolgreich. Durch die Legalisierung von Cannabis konnten zahlreiche Erfolge verbucht werden. 1. Es konnten die „harten“ und „weichen“ Drogenszenen getrennt werden, was ermöglicht, den Handel und Konsum von „harten“ Drogen (Heroin, Kokain, Amphetaminen, Crack, Exctasy etc.) besser zu kontrollieren. 2. Den Drogen-Banden wurde der Markt entzogen. 3. Die Qualität des in staatlichen Läden verkauften Cannabis wird kontrolliert und verhindert, dass hochgezüchtete Sorten mit sehr hohem THC-Gehalt auf den Markt kommen. 4. Polizei und Justiz wurden enorm entlastet. 5. Die jeweiligen Staaten verbuchen Milliarden zusätzlicher Steuereinnahmen.
Die französische „Drogenpolitik“ ist das genaue Gegenteil. Die Verfolgung, so wie sie stattfinden, führt zu einer Vermischung der Drogen-Szenen. Dort, wo Jugendliche und Erwachsene Cannabis kaufen, werden ihnen auch „harte“ Drogen angeboten. Dadurch, dass Erwerb und Konsum von Cannabis erschwert werden, wird das „Geschäftsmodell“ der Dealer gestärkt, was eine echte Motivation für diese Banden ist, ihre Aktivitäten auszubauen. Weiterhin kommen immer THC-lastigere Cannabis-Sorten auf den Markt. Polizei und Justiz werden im „Kampf gegen Cannabis“ gebunden und können sich kaum auf wichtigere Aufgaben konzentrieren. Statt Geld durch zusätzliche Steuereinnahmen zu verdienen, muss der Staat enorme Summen für seinen „Kampf gegen Cannabis“ ausgeben. Das Ergebnis dieses „Kampfes“ wird nicht etwa sein, dass Jugendliche und Erwachsene weniger Drogen konsumieren, sondern dass die Drogen aufgrund punktueller Erschwernisse teurer werden, sich die Banden noch professioneller organisieren und die Banden-Kriege nicht etwa weniger, sondern sich intensivieren werden. Die Drogen-Mafias sagen „Dankeschön“.
Diese Ankündigungen und Kampagnen fallen einmal mehr in das Kapitel „aus der Hüfte geschossene, populistische Maßnahmen“, machen aber drogenpolitisch keinen Sinn. Im Gegenteil, das Ergebnis wird das Gegenteil dessen sein, was man eigentlich beabsichtigt. Schade um das viele Geld, das jetzt in teure Kampagnen gesteckt wird…
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