Gegen Hass und Gewalt im Internet – Straßburg mobilisiert die Akteure

Bei einem dreitägigen Symposium, organisiert von der „LICRA“ und den europäischen Institutionen, wollen Jugendliche, Experten und Akteure des Web 2.0 neue Wege für mehr Respekt im Internet finden.

Gegen Hass, Gewalt und Aggressionen im Internet - das LICRA-Symposium "No Hate Web" in Strassburg. Foto: www.nohateweb.eu

(KL) – „Eine 15jährige Schülerin aus Sens verübte vor wenigen Wochen Selbstmord, nachdem sie Opfer von Hassreden in den Sozialen Netzwerken geworden war“, berichtet Axelle Benamran, Aktivistin bei der NGO „LICRA“, die sich in mehreren Ländern seit vielen Jahren gegen Rassismus und Antisemitismus engagiert. „Das Phänomen ist weiter verbreitet, als man denkt – 40 % der Schüler in der Mittelstufe beklagen sich über Aggressionen im Internet und wir verzeichnen jedes Jahr drei bis vier Selbstmorde von Jugendlich vor dem Hintergrund dieses Problems“ – Grund genug für die LICRA, am 28., 29. und 30. Mai in Straßburg ein Symposium unter dem Titel „No Hate Web. No Hate Speech“ zu veranstalten. Dabei kommen die Betroffenen, nämlich die Jugendlichen, aber auch Experten, Vertreter der großen Internet-Akteure wie Twitter oder Facebook und Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft zu Wort. Ziel ist es, konkrete Handlungsstränge zu entwickeln, wie das Internet ein respektvoller und speziell für Jugendliche sicherer Ort wird.

„Uns geht es vor allem darum, in drei Phasen dieses Symposiums konkrete Handlungsstränge zu entwickeln“, erklärt Gilles Winckler, Präsident der LICRA Bas-Rhin, „das Ergebnis dieses Symposiums sollen gemeinsam erarbeitete Referenz-Ressourcen sein, die in den Schulen, aber auch anderswo eingesetzt werden können. Dabei wollen wir nicht mit dem moralischen Zeigefinger fuchteln und sicher nicht das Internet verteufeln, sondern gemeinsam herausfinden, wie das Internet zu einer Plattform werden kann, auf der sich vor allem Jugendliche mit gegenseitigem Respekt und sicher begegnen können.“ Hierfür hat die LICRA drei Tage organisiert, die es in sich haben.

Am Donnerstag, den 28. Mai, diskutieren im Europarat rund 200 Schülerinnen und Schüler aus Straßburg und Kehl (Berufliche Schulen Kehl) in verschiedenen Workshops über ihre eigenen Erfahrungen – und treffen dabei unter anderem auf Michel Aguilar, den Vorsitzenden der Menschenrechtskommission des Europarats. Wie hoch der mit organisierende Europarat dieses Symposium ansiedelt, erkennt man daran, dass bei der offiziellen Eröffnung auch der Generalsekretär des Europarats Thorbjörn Jagland, seine Stellvertreterin Gabriela Battaini-Dragoni und die Präsidentin der Versammlung der NGOs im Europarat Anna Rurka anwesend sein werden, ebenso wie der Menschenrechtsbeauftragte der französischen Regierung Jacques Toubon und die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Anne Brasseur.

Auch die Stadt Straßburg engagiert sich für dieses Symposium – so moderiert am Freitagmorgen die Straßburger Bürgermeisterin für Internationale Angelegenheiten Nawel Rafik-Elmrini einen Runden Tisch zum Thema „Cyber-Sicherheit und Menschenrechte“, bei dem Experten der Polizei und Rechtsexperten die Rechtslage im Internet und den Sozialen Netzwerken unter die Lupe nehmen.

Am Freitagnachmittag kommen in der Verwaltungs-Eliteschule ENA in Straßburg die Topleute der Internet-Akteure zu Wort. Facebook schickt mit Anton’Maria Battesti ebenso einen Topmanager nach Straßburg wie Twitter, für das die Europaverantwortliche Patricia Cartes mitdiskutiert. Beide kommen aus der Topetage ihrer Unternehmen und werden dazu beitragen, dass neue Ansätze auch gleich an die richtigen Stellen gelangen können.

Am Samstag, den 30. Mai, will man dann in der Straßburger Aubette den Sprung hin zur Praxis bewerkstelligen – aus den verschiedenen Workshops werden die Berichterstatter die Ergebnisse präsentieren und danach will man versuchen, aus diesen Ergebnissen Referenzmaterial zu erstellen, mit dem konkrete Aktionen gegen Hassreden im Internet initiiert werden können.

Dabei ist dieses Symposium nicht etwa eine punktuelle Aktion, sondern die Arbeiten werden danach in einer Arbeitsgruppe des Europarats fortgeführt werden, wobei auch dort die LICRA weiter mitwirken wird. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass hier politische Institutionen, wirtschaftliche Akteure, Wissenschaftler, Vertreter der Zivilgesellschaft und vor allem Jugendliche gemeinsam Programme entwickeln wollen, mit denen Soziale Netzwerke und das Internet für Jugendliche sicherer werden.

Die Teilnahme steht jedem offen, für die Veranstaltungen im Europarat ist allerdings eine Anmeldung zwingend erforderlich. Alle weiteren Informationen gibt es unter www.nohateweb.eu.

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