Geht in den französischen Sonnenstudios das Licht aus?

Der französische Senat, der in Frankreich so etwas Ähnliches ist wie der Bundesrat, will Sonnenstudios bis 2017 verbieten. Allerdings wird er damit wohl nicht durchkommen.

Da auf Sonnenbänken das Risiko für Hautkrebs steigt, will der französische Senat sie verbieten. Foto: Manwalk / www.pixelio.de

(KL) – Es war in der tiefen, dunklen Nacht, als diese Woche die französischen Senatoren für ein Verbot von Sonnenbänken stimmten. Sollte es wirklich mit tiefengebräunter, manchmal schon etwas lederartiger Sommerhaut im Winter damit vorbei sein? Der Grund für dieses geplante Verbot: Ein deutlich höheres Risiko für Hautkrebs, vor allem, wenn man mit dem künstlichen Bräunen schon in jungen Jahren anfängt.

Hm. Diese Nachricht hat die Betreiber von Sonnenstudios, denen besonders in Regionen, in denen die Winter lang und dunkel sind (und manchmal auch der Herbst und das Frühjahr) die Kundschaft nur so zufliegt, ins Mark getroffen. Doch die Senatoren sind unerbittlich. „Die schädliche Wirkung von Sonnenbänken für das Auftreten von Hautkrebs wurde wissenschaftlich vom Internationalen Krebsforschungszentrum nachgewiesen“, sagt Senator Jean-François Longeot (UDI). Und dieses Forschungszentrum hat eine klare Meinung zu dem Thema – es stuft Sonnenbänke als „für den Menschen sicher krebserregend“ ein. Natürlich nur solche Sonnenbänke, die mit künstlichen UV-Strahlen arbeiten. Aber die anderen stehen ohnehin in der freien Natur am Strand des Mittelmeers… Und das Forschungszentrum wird noch präziser, indem es angibt, dass Menschen, die mit unter 30 Jahren mit einer solch intensiven UV-Bestrahlung anfangen, ein um 75 % höheres Risiko haben, einen Hautkrebs zu bekommen als Menschen, die das eben nicht tun. Das macht nachdenklich.

Auch die Verbraucherzeitschrift „60 Millionen Verbraucher“, die in Frankreich das ist, was in Deutschland die Stiftung Warentest ist, hat sich für ein solches Verbot ausgesprochen. Trotz anders lautender Vorschriften wurden deren Testpersonen ohne irgendwelche Vorsichtsinformationen oder Betreuung auf die Sonnenbank gelassen – und zwar in knapp 80 % aller Fälle.

Doch die Initiative des Senats wird wahrscheinlich nicht viel ausrichten. Nachdem sich der Berufsverband der Sonnenstudios (der den etwas sperrigen Namen „Nationaler Verband der professionellen Bräunungsdienstleister in Kabinen – SNPBC“ trägt) gleich zu Wort gemeldet hat und sich empört über dieses Vorhaben zeigte, das in seinen Augen nur darauf abzielt, einem ganzen Berufsstand die Existenzgrundlage zu entziehen, ist auch die französische Gesundheitsministerin Marisol Touraine (PS) der Ansicht, dass man besser nichts tut. Denn immerhin habe es ja 2013 eine Gesetzesverschärfung zu dem Thema gegeben, die vorschreibt, dass die MitarbeiterInnen in Sonnenstudios intensiv ausgebildet und die KundInnen umfassend über Risiken und richtige Verwendung der Sonnenbänke informiert werden müssen. Dass dies in 80 % der Fälle offenbar nicht klappt, ist nicht so wichtig, denn auf der Jagd nach Arbeitsplätzen kann es sich die französische Regierung in der Tat nicht leisten, 22.000 Arbeitsplätze in diesem Bereich durch ein solches Verbot zu kippen.

Die Gesetzesverschärfung von 2013 sieht übrigens vor, dass keine Pauschalabos zur unbegrenzten Nutzung verkauft werden dürfen, auch nicht bei Kunden zuhause Sonnenbänke aufgestellt oder diesen verkauft werden dürfen. Aber weitermachen, so die Ministerin, sollen die Sonnenstudios doch. Hm.

Für die Betreiber der Sonnenstudios ist es also eine Frage des Überlebens. Für die KundInnen allerdings auch – so schätzt das nationale Krebsforschungszentrum in Frankreich, dass jährlich 76 Todesfälle auf die Nutzung von Sonnenbänken zurückzuführen sind. Doch bei der Wahl, wessen Interessen nun zu schützen sind, steht die französische Regierung klar auf Seiten der Sonnenstudios. Nach der Abstimmung im Senat geht der Gesetzentwurf nun zurück ans französische Parlament, in dem die regierende PS eine beruhigende Mehrheit hat – und dort fälle dann die endgültige Entscheidung. Die aller Voraussicht nach darauf hinausläuft, dass man sich auch zukünftig ganz legal einen Hautkrebs zulegen kann.

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