Génération Baroque – bemerkenswerte Kunst am Oberrhein
Das vom „Parlement de Musique“ getragene Opernprojekt „Génération Baroque“ gibt jungen Talenten die Chance, wichtige professionelle Erfahrungen zu Beginn ihrer Karrieren zu machen.

(KL) – Wie können junge Künstlerinnen und Künstler zu Beginn ihrer Karriere die beruflichen Erfahrungen machen, die sie benötigen, um an den großen Bühnen ihre ersten Engagements zu erhalten? Eine Antwort auf diese Frage stellt das Projekt „Génération Baroque“ dar, das unter dem Dach des „Parlement de la Musique“ jedes Jahr ein Opernatelier mit Talenten auf dem Sprung in ihre Karriere durchführt, gekrönt von Aufführungen, bei denen die Zuschauer, wie dieses Jahr bei der Oper „L‘Italiana in Londra“ von Domenico Cimarosa, von der Qualität und Frische der Künstler begeistert waren. Wir haben den Künstlerischen Leiter des Projekts „Génération Baroque“ Martin Gester getroffen, weil wir mehr erfahren wollten. Interview.
Herr Gester, was genau ist „Generation Baroque“?
Martin Gester: Unser Projekt, bestehend aus den Opernateliers und den Aufführungen, entwickelt seit 1995 eine Perspektive für junge Talente, mit denen ihnen ein Sprungbrett in ihr Berufsleben als professionelle Künstler geboten werden soll. Dabei sind unsere Auswahlen, wie beispielsweise für die diesjährige Oper „L’Italiana in Londra“ offen für internationale Künstlerinnen und Künstler und die Qualität dieser Talente, von denen einige am Ende ihrer Ausbildung und andere bereits am Anfang einer professionellen Karriere stehen, überrascht immer wieder das Publikum.
Woher stammen denn die Künstler, die an einem solchen Jahresprojekt teilnehmen?
MG: Dieses Jahr, mit einer italienischen Oper in sehr moderner Inszenierung, hatten wir erneut Künstler aus aller Welt dabei – eine in Basel lebende Spanierin, einen Argentinier, der in Paris lebt oder auch einen Straßburger uruguayischer Herkunft, um nur diese Beispiele zu nennen. Da bei uns aber der theatralische Aspekt eine ebenso wichtige Rolle spielt wie die rein gesanglichen Fähigkeiten, dominierte der südeuropäische Aspekt bei diesem Jahresprojekt. Bei anderen Produktionen könnte der Schwerpunkt aber genauso gut „nordisch“ ausgerichtet sein. Das liegt immer am ausgewählten Stück, aber grundsätzlich stehen unsere Auditionen jedem offen, der teilnehmen möchte.
Behalten Sie denn Ihre „Schützlinge“ im Blick, nachdem Sie ein solches Projekt mit Ihnen abgewickelt haben?
MG: Ja, in vielen Fällen. Es macht große Freude zu sehen, wenn Talente, die bei uns ihre ersten großen Rollen hatten, wenig später auf den großen Bühnen stehen oder die ersten CDs einspielen.
Und nach den Ateliers gibt der jeweilige Jahrgang dann entsprechende Konzerte?
MG: Genau. Dieses Jahr hatten wir nach zwei Atelierwochen Aufführungen im elsässischen Barr, in Straßburg und in Endingen am Kaiserstuhl. Dieses Wochenende ist nun die letzte Aufführung im belgischen Spa.
Nur vier Aufführungen für ein solches Programm?
MG: Ja, wir müssen die Aufführungen „verkaufen“, da die Künstler bei uns zumindest ein bescheidenes Honorar erhalten, das zwar keiner „richtigen“ Bezahlung entspricht, aber eine Anerkennung und Ermutigung darstellt, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen. Wir sind ständig dabei, an einem Netzwerk von Veranstaltungsorten zu arbeiten, die bereit sind, die Spitzenleistungen dieser jungen Künstler auch zu honorieren.
Wie finanziert man denn ein solches Projekt?
MG: Wir haben verschiedene institutionelle und private Partner, wie die französische Kulturverwaltung DRAC, die Stadt Straßburg, die Region Elsass und das Departement Bas-Rhin, die unsere Dachorganisation, das „Parlement de Musique“ unterstützen. Dazu kommen private Partner wie die Stiftung Fondation Entente Franco-Allemande (FEFA), die Kulturstiftung Oberrhein und das Deutsch-Französische Jugendwerk, aber auch die Rheinische Kunsthochschule (HEAR), die Schule für Dekorative Künste in Straßburg oder die Graphik-Hochschule „Quai Mulhouse“. Die Hochschulpartner fördern unser Projekt beispielsweise durch die Bereitstellung von Sachleistungen.
Reichen diese Förderungen angesichts sinkender Haushalte aus?
MG: Das Jahresprojekt 2015 war leider finanziell defizitär und wir hoffen natürlich nicht nur, dass uns die finanziellen Einschnitte nächstes Jahr nicht treffen, sondern auch, dass wir zusätzliche Finanzpartner finden.
Und gibt es schon konkrete Pläne für das Werk, das ihr Jahrgang 2016 aufführen wird?
MG: Ja, wir werden die Konzertversion der Oper „Alceste“ von Lully aufführen – alles weiteren Informationen über dieses Stück, die Auswahlmodalitäten und Hintergründe von „Génération Baroque“ finden Sie übrigens auf unserer Internet-Site www.generationbaroque.com.
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