Geothermie – im Elsass und in Deutschland

Kleine Erdbeben nördlich von Straßburg. Auslöser sind geothermische Bohrungen nördlich der Europahauptstadt. Und unwillkürlich denkt man an Staufen…

Geothermie-Bohrungen (wie hier in Bayern) sind teuer und nicht immer völlig sicher - siehe Staufen. Foto: Richard bartz / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.5

(Karl-Friedrich Bopp) – Geothermie wird als eine der Lösungen für die Produktion von nachhaltiger Energie gefeiert. Problem – die verschiedenen unterirdischen Manipulationen, die dafür notwendig sind, haben erkennbar Folgen. Mehrfach in den letzten Wochen bebte die Erde in den Gemeinden nördlich von Straßburg. Auf der Richterskala erreichten die Beben eine Stärke von bis zu 2,2. Als Auslöser lässt sich ziemlich eindeutig die Firma „Fonroche“ identifizieren, die in Vendenheim Tiefenbohrungen betreibt, im Augenblick noch auf experimenteller Ebene.

Die Bevölkerung ist zunehmend beunruhigt. Die Stimmen werden immer lauter diese Technik zu stoppen – für immer. Wie sieht die Diskussion rund um diese Energie auf der rechten Rheinseite aus?

Im Zusammenhang mit Geothermie denkt man in Baden-Württemberg sofort an Staufen. Als einer der ersten Gemeinden des Landes wollte die Stadt CO2-neutral werden. 2007 beschloss der Gemeinderat, das Rathaus mit Erdwärme zu heizen. Bei den Bohrungen wurde allerdings eine Erdschicht berührt, die sich in Verbindung mit Grundwasser in Gips verwandelte und zu Erdhebungen führte.

Der Ort vor den Toren Freiburgs leidet noch heute unter den Folgen. Die Häuser dieser malerischen Stadt sind voller Risse. Unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurden beschädigt. Eine Katastrophe für die 7500 Einwohner zählende mittelalterliche Gemeinde.

Dabei galt Geothermie lange Zeit in Deutschland aufgrund seines Potenzials als der Hoffnungsträger für erneuerbare Energien. Eigentlich logisch. Je mehr wir uns der Erdmitte nähern, umso heißer wird es. Wird diese Energie sicher an die Oberfläche gebracht, kann sie in Strom umgewandelt werden oder kann alle Arten von Gebäuden bis zu Schwimmbädern erwärmen.

Doch irgendwie will auch in Deutschland die Geothermie nicht so richtig vorankommen. 2018 hatte sie nach Angaben des Bundes für Umwelt und Geothermie gerade mal einen Anteil von 0,2 % an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Die Windenergie lag weit vorn mit rund 34 %.

Auf der badischen Seite des Oberrheins will man allerdings trotz Staufen die Tiefengeothermie nicht aufgeben. Am Oberrheingraben seien deren Potenziale sowohl in der Wärmeerzeugung als auch in der Stromproduktion enorm. Doch gibt es in ganz Baden-Württemberg erst ein einziges Kraftwerk, das in Bruchsal seit 2009 in Betrieb ist. Erkennbar läuft es ohne technische Probleme und hat damit auch keine Proteste der Bevölkerung ausgelöst. Anträge auf Genehmigungen für weitere Tiefenbohrungen liegen den Behörden offensichtlich vor.

Im Gedächtnis der allgemeinen Bevölkerung blieb bisher allerdings das Staufen-Trauma hängen. Daher gilt es vor einer intensiveren Nutzung der Geothermie die Ängste und Vorbehalte der Bevölkerung zu überwinden. Der um ihre Häusle besorgten Bevölkerung und den misstrauischen Gemeinderäten sollen durch „überzeugende Argumente“ ihre Vorbehalte genommen werden. Keine leichte Aufgabe für Politik und die betroffene Industrie.

Vor allem nicht nach den aktuellen Erdbeben links des Rheins, deren Folgen wohl auf der rechten Rheinseite nicht nur zu hören sein werden, sondern auch dort die Meinungsbildung beeinflussen können.

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