Gestern bebte die Erde am Oberrhein

Die Serie von rund 10 kleinen Erdbeben in einer Stärke zwischen 2,1 und 3,3 auf der Richter-Skala. Und plötzlich fällt einem wieder ein, dass wir zusammen mit Fessenheim in einer Erdbebenzone leben.

Mag sein, dass die Gebäude bis 6,9 auf der Richterskala sicher sind. Mag sein. Aber was ist mit den Dämmen? Foto: César / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es war ungefähr 14:40 Uhr, als ein heftiger, sehr kurzer Erdstoß die in Straßburg die Wände beben ließ. Zum Glück war das Phänomen von sehr kurzer Dauer, vielleicht drei Sekunden lang. Doch danach fängt man an, sich Fragen zu stellen. Die erste lautet: „Kommt da noch mehr?“. Die zweite lautet: „Soll ich das Haus verlassen, falls da noch mehr kommt?“. Und die dritte lautet: „Und was ist mit Fessenheim?“

Fessenheim. Der doppelte Uralt-Atommeiler am südlichen Oberrhein. In der rheinischen Tiefebene. Dank zahlreicher Evakuierungsübungen weiß man, dass im Falle eines GAUs Freiburg, Colmar und Mulhouse sofort evakuiert werden müssen, unter großen menschlichen Verlusten. Und dann erinnert man sich an die Berichte des Erdbebens von 1356, bei dem Basel komplett zerstört wurde und das Wissenschaftler aufgrund der vielen Berichte, die es über dieses Beben gibt, auf eine Stärke von 6,2 bis 6,5 auf der Richter-Skala verorten.

Die Betreiber von Fessenheim behaupten, sie hätten alles im Griff. Das allerdings hatte man in Fukushima und Tschernobyl auch behauptet. Laut Angaben der EdF ist Fessenheim bis zu einer Erdbebenstärke von 6,9 sicher. Das Gebäude. Aber das ist mit den Deichanlagen um Fessenheim? Das Atomkraftwerke liegt unterhalb des Rheinspiegels und im Falle einer Überflutung durch einen Dammbruch würde in Fessenheim das passieren, was eben auch in Fukushima nach der Tsunami-Welle passierte – eine unkontrollierte Kettenreaktion. Die 1,5 Meter dicken Mauern von Fessenheim könnten also einen solchen Erdstoß aushalten. Aber was ist mit den Deichen? Sind die auch für Beben der Stärke 6,9 ausgelegt?

Dass der Oberrhein eine seismisch aktive Region ist, das weiß man. Jedes Jahr finden bis zu 100 Mini-Erdbeben am Oberrhein statt, zumeist in einer Stärke zwischen 0,5 und 1,2. Solche Beben spürt man nur ganz selten. Doch der Erdstoß von gestern, auch, wenn er „nur“ 3,3 auf der Richter-Skala maß, der steckt in den Gliedern, den hat man gespürt. Und – so etwas kann jederzeit wieder passieren und niemand kann eine Prognose abgeben, ob es das nächste Mal auch „nur“ 3,3 sind.

Noch einmal zurück zum Basler Erdbeben von 1356. Die Experten, die mühsam die Stärke dieses alles vernichtenden Bebens ermittelt haben, haben auch eine Prognose abgegeben, ob sich so etwas am Oberrhein wiederholen kann. Sie sind der Ansicht, dass ein solches Beben „alle 1000 bis 3000 Jahre“ eintreten kann. Rund 780 Jahre sind seitdem vergangen, wer kann uns garantieren, dass der nächste „Big Bang“ nicht 200 Jahre früher als geplant stattfindet?

So kurz das Beben gestern auch war (die anderen Erdstöße, die nach Angaben der Wissenschaftler im Bereich La Robertsau und Schiltigheim stattfanden), hat man nicht bewusst gespürt, so macht es doch nachdenklich. Neben vielen Betrachtungen über die Kürze und Vergänglichkeit des Lebens führt dieses Beben allerdings auch zu der Frage, warum man diese doppelte Eiterbeule Fessenheim nicht sofort abschaltet. Oder will man doch noch warten, bis kurz vor der Abschaltung noch etwas passiert?

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste