Gewalt, wo man hinschaut…

Frankreich versinkt in einer Welle der Gewalt, die kaum noch zu stoppen ist. Und diese Spirale der Gewalt scheint weit davon entfernt zu sein, ihren Höhepunkt erreicht zu haben.

Eine Welle der Gewalt schwappt momentan über Frankreich. Foto: Flaggezeigen / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Ob es inzwischen tägliche Tötungsdelikte durch Jugendliche oder die hasserfüllten antisemitischen Blockaden an den Universitäten sind, die Gewalt ist heute in Frankreich omnipräsent. Allerdings ist das Phänomen nicht neu – Gewalt ist in Frankreich seit 2018 an der Tagesordnung und erlebte nur während der Lockdowns der Covid-Pandemie eine kurze Pause. Dabei zieht sich die Gewalt durch ganz verschiedene Bevölkerungsschichten.

Vor dem letzten Wochenende wurden mehrere Institute für Politikwissenschaften (Science Po) in Frankreich von pro-palästinensischen und antisemitischen Demonstranten besetzt, befeuert von der linksextremen „La France Insoumise“, deren Kandidatin für die Europawahl, Rima Hassan, die französischen Studenten in ganz Frankreich aufforderte, es den Kommilitonen in Paris, Reims oder Dijon gleichzutun, „für Gaza“.

Dass der Antisemitismus seitens der LFI weiter befeuert wird, hat dazu geführt, dass einige der Chefs der Partei demnächst bei der Polizei wegen „Apologie des Terrorismus“ aussagen müssen, da sich die Partei bis heute nicht dazu durchringen konnte, die Hamas als Terrororganisation zu bezeichnen, sondern weiterhin den barbarischen Terror der Hamas als „legitimen Befreiungskampf“ bezeichnet. Nachdem den betroffenen Universitäten, in denen die Rektoren seltsame Kompromisse mit den Besetzern geschlossen hatten, die finanziellen Mittel temporär gestrichen wurden, wurden die Camps der Besetzer inzwischen von der Polizei aufgelöst. Doch das ändert nichts daran, dass sich ein gewaltbereiter Antisemitismus an Frankreichs Universitäten breitmacht.

Erschüttert ist Frankreich momentan auch von den Morden, die praktisch täglich von Jugendlichen an Jugendlichen begangen werden, zumeist mit Messern. Auffallend ist die Brutalität er jugendlichen Täter und das Land steht staunend vor diesem Phänomen. Nun hat es immer schon Straftaten und auch Morde durch Jugendliche gegeben, doch die Häufung und Brutalität ist schockierend.

Nicht vergessen sollte man auch die sexuelle Gewalt, ein Thema, bei denen momentan der Schauspieler Gerard Depardieu im Mittelpunkt steht, dem sexuelle Übergriffe in mindestens 15 Fällen angelastet werden. Gestern wurde der „Nationalheld“ Depardieu kurz festgenommen und im Oktober wird er sich vor Gericht verantworten müssen.

Gewalt auf allen Ebenen und das, was insbesondere Jugendliche heute vorgesetzt bekommen, ist alles andere als ein Vorbild, dem man als jungen Menschen folgen könnte. In Kriegszeiten, in denen sich korrupte Politiker gegenseitig mit kriegerischen Slogans überbieten, lernen die Jugendlichen, dass Gewalt eine Lösung ist, ja, sogar die einzige Lösung. Darf man sich da wundern, wenn die Jugendlichen das, was sie in ihren Medien sehen, danach im wirklichen Leben umsetzen? Denkt man an den Lehrer Samuel Paty, der von einem radikalisierten 18jährigen enthauptet (!) wurde, dann ist klar, dass sich der Täter dies nicht ausgedacht hat, sondern Bilder kopiert hat, die er im privaten Umfeld konsumiert hatte, nämlich die Bilder der Enthauptungen von IS-Geiseln, die immer wieder ins Internet gestellt wurden.

Die Gesellschaft feiert die Gewalt, wo sie es kann. Im Fernsehen und in den sozialen Netzwerken verfolgen die Jugendlichen MMA-Käfigkämpfe, bei denen sich Kämpfer gegenseitig blutig dreschen und eigentlich nur der Einsatz von Hieb- und Schusswaffen untersagt ist. Diese Kämpfer sind die neuen Helden der jungen Generationen und einmal mehr ist das Leitmotiv – Gewalt.

Natürlich beschränken sich diese Phänomene nicht nur auf Frankreich, doch sind sie hier momentan besonders ausgeprägt. Die Politik weiß auch nicht so recht, wie sie reagieren soll und ohnehin, die französische Regierung beschäftigt sich momentan vorwiegend mit den anstehenden Olympischen Spielen, denn es ist ja auch wichtiger, dass sich der Präsident ein Denkmal setzen kann, als das Land zu befrieden.

Wer hinschauen wollte, konnte diese Entwicklung seit 2018 kommen sehen. Bis zum Ausbruch der Pandemie gab es damals jedes Wochenende gewalttätige Demonstrationen der „Gelbwesten“ in ganz Frankreich und vor allem in Paris, die erst stoppten, als die Pandemie zu Lockdowns führte. Doch im Grunde schwappt diese Gewaltwelle über Frankreich, seit der sich für gottgleich haltende Präsident sein Amt übernommen hat.

Wie es weitergeht? Das kann niemand sagen, doch es gibt kaum Hoffnung, dass diese immer weiter explodierende Gewalt eingedämmt werden kann. Man darf gespannt sein…

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