Gezerre um Freiburger Transfusionsmedizin

Die Freiburger Uni-Klinik will ihre Blutspende-Einrichtung an das DRK verkaufen - die Beschäftigten wehren sich.

Rund 120 Beschäftigte der Freiburger Transfusionsmedizin wehren sich gegen "Outsourcing". Im Bild die Personalräte Gabriele Jansen-Mau und Andreas Hauß. Foto: Bicker

(AB) – Die Uniklinik Freiburg plant den Verkauf der hauseigenen Blutbank an den Quasi-Monopolisten Deutsches Rotes Kreuz (DRK). Mit den Einnahmen in Millionenhöhe soll  ein dringend benötigter Reinraum gegenfinanziert werden. Ein Minusgeschäft in jeder Hinsicht, meinen die rund 120 Beschäftigten der Freiburger Transfusionsmedizin und wehren sich öffentlich – bevor die Klinikleitung Fakten schafft.

“Ein Verkauf der Blutbank, respektive die Ausgliederung in eine GmbH mit einem externen Dritten, brächte einen hohen Qualitätsverlust mit sich”, ist sich Personalrätin Gabriele Jansen-Mau sicher. “Außerdem begäbe man sich damit in die Abhängigkeit eines externen Anbieters und verlöre alle Vorteile der bisherigen Selbstversorgung.”

Rund 12.000 Menschen – oftmals Freiburg-typisch Studenten – spenden jedes Jahr an der Freiburger Uni-Klinik Blut. Pro halbem Liter, der später teuer in Rechnung gestellt wird, erhalten sie 25 Euro. Das Rote Kreuz als potenzieller künftiger Betreiber beteiligt seine Blutspender traditionell nicht am Gewinn im Handel mit den teuren Konserven. Rund 50.000 Spender umfasst die Datenbank der Freiburger Uni-Klinik; nicht selten erhalten Spender oder deren Familienangehörige im Krankheitsfall die eigenen Blutkonserven. Man kennt und schätzt sich.

Im Falle einer Ausgliederung der Transfusionsmedizin ginge dieser persönliche Kontakt samt lokaler Datenbank im landes- oder bundesweiten Gewerbe des Bluthandels unter, fürchten die Angestellten, die zudem wissen, dass die Tarifverträge des DRK im Schnitt fünf Prozent unter jenen der Freiburger Uni-Klinik liegen – falls nicht eine neu zu gründende GmbH auch diese Differenz weiter aushebeln würde. Daher sind die 80 festangestellten und 40 aushilfsweise tätigen Ärzte, Krankenschwestern und medizinisch-technischen Assistenten bereit, für ihre Arbeitsplätze in Freiburg zu kämpfen – notfalls auch mit einem Streik.

“In den letzten zehn Jahren konnten wir die Anzahl der Spender in Freiburg verdoppeln”, sagte Personalrat Andreas Hauß gegenüber Eurojournalist am Mittwoch. “Das ist die Perle des Uni-Kilinkums – und die soll abgestoßen werden?” Freiburg wäre neben den drei anderen baden-württembergischen Uni-Kliniken in Tübingen, Ulm und Heidelberg der vierte und letzte Standort, der seine Transfusionsmedizin ausgliedert. Bundesweit ist es eher umgekehrt: Von 36 Uni-Kliniken in Deutschland haben bislang lediglich acht ihre Blutspendenbereiche ganz oder in Teilkooperation abgegeben.

In einer Petition an die Leitung der Freiburger Uni-Klinik haben die Beschäftigten nun ihre Position deutlich gemacht, nicht zum DRK oder einem anderen Drittanbieter wechseln zu wollen. Die Klinikleitung erteilte den Mitarbeitern daraufhin, so Reiner Geis von der zuständigen Gewerkschaft ver.di Südbaden, ein Verbot mit Pressevertretern zu sprechen. Dieses Verbot sei zwar mit den Grundsätzen der freien Meinungsäußerung und anderer Persönlichkeitsrechte nicht vereinbar, werde aber mit Blick auf die innerbetrieblichen Ängste der betroffenen Mitarbeiter berücksichtigt, so Geis.

Dennoch traten fünf von diesen am Mittwoch anonym vor die Presse, um ihre Sichtweise darzulegen. Jetzt bleibt abzuwarten, wie und ob die Freiburger Klinikleitung reagieren wird, und ob die Veräußerungspläne weiter verfolgt werden. Sollte es hart auf hart kommen, könnte ein Streik die Freiburger Transfusionsmedizin lahmlegen.

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