Glückliches Luxemburg

Für das Jahr 2020 plant Luxemburg einen radikalen Schnitt – alle öffentlichen Verkehrsmittel sollen kostenlos genutzt werden können. Großartig!

E-Busse wie dieser hier in Luxemburg haben eine tolle Zukunft vor sich! Foto: Smiley.toerist / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Auf dem Index der Glückseligkeit (2019 World Happiness Index) liegt Luxemburg auf einem hervorragenden 14. Platz. Dafür gibt es viele Gründe, angefangen vom hohen Einkommensniveau bis hin zur geringen Jugendarbeitslosigkeit, ohne dabei die hübschen Waldlandschaften in den Ardennen-Ausläufern zu vergessen. Doch schon bald könnte Luxemburg sogar noch in diesem Ranking weiter nach oben klettern. 2020 wird im Großfürstentum nicht nur Cannabis legalisiert, sondern auch der öffentliche Verkehr komplett kostenlos, also Busse, Straßenbahnen und Züge. Getestet wurde das bereits Ende September im Rahmen der „Europäischen Woche der Mobilität“.

Den Luxemburgern reicht es und wer bereits einmal zu Stoßzeiten Luxemburg durchqueren musste, der weiß, was das Wort „Stau“ in unserem kleinen Nachbarland bedeutet. Luxemburg gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Dichte an Fahrzeugen und um dieses Problem, das auch eine heftige Umweltbelastung darstellt, in den Griff zu bekommen, gehen die Luxemburger radikal vor – das Land führt den kostenlosen öffentlichen Verkehr ein.

Getestet wurde bereits so manches, wie beispielsweise die Obergrenze von 2 € für eine bis zu zweistündige Fahrt innerhalb Luxemburgs. Angesichts der Größe des Landes stellt man sich zwar die Frage, wie man in Luxemburg zwei Stunden mit dem Zug fahren kann, aber das ist egal. Denn auch dieser Test ergab eine interessante Erkenntnis – es ist billiger, Fahrkarten, Verkaufsstellen, Automaten komplett abzuschaffen und auf diese 2 € zu verzichten, als eine Infrastruktur zum Minipreis aufrecht zu erhalten, die nur Kosten für Wartung und Instandhaltung verursacht – es ist billiger, die Fahrkarten komplett abzuschaffen und die Fahrten mit Zug, Bus und Tram komplett kostenlos anzubieten.

Natürlich kostet eine solche Maßnahme Geld, denn ab Inkrafttreten des kostenlosen öffentlichen Verkehrs werden die Kosten dafür komplett vom Staat übernommen werden müssen. Doch angesichts des erhofften Umstiegs vieler Autofahrer auf öffentliche Verkehrsmittel könnte sich diese Maßnahme schon bald als sehr sinnvoll erweisen, da viele andere Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen deutlich teurer sind, wie beispielsweise die Ausrüstung ganzer Industriezweige mit entsprechenden Filteranlagen etc.

Dazu erhofft sich Luxemburg natürlich auch ein Ende der unsäglichen Verkehrsverhältnisse, zum Beispiel morgens, wenn sich Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit, Eltern, die ihre Kinder in die Schule fahren und der nicht unerhebliche Transit-Verkehr über Luxemburgs Straßen in die Quere kommen – dann geht nämlich erst einmal gar nichts mehr und alle stehen zusammen im Stau und blasen Abgase in die Luft. Eine deutlich verstärkte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln könnte also den Individualverkehr mit dem PKW deutlich reduzieren und alle würden davon profitieren.

Luxemburg geht also ziemlich radikale Wege, um im „World Happiness Ranking“ weiter nach oben zu klettern. Dass ein Land ausnahmsweise einmal Geld in die Hand nimmt, um die Lebensbedingungen seiner Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, verdient Anerkennung und Lob – denn viele Staaten geben Geld nicht so sehr für Menschen, sondern vor allem für Großunternehmen und Banken aus. Den Menschen in den Mittelpunkt politischen Handelns zu stellen, das kann eigentlich so falsch nicht sein. Ein Beispiel, das auch andere Länder inspirieren sollte…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste