Good morning – die Briten wachen auf!

Am Samstag findet in London und anderen britischen Städten eine Großdemonstration gegen Boris Johnson und für den Verbleib in der EU statt. Das ist erfreulich, könnte aber trotzdem zu spät sein.

Am liebsten würde man am Samstag in London mitmarschieren, aber all das könnte zu spät sein... Foto: https://marchforchange.uk

(KL) – Der Slogan der angekündigten Demonstration ist einfach: “No to Boris Johnson, Yes to Europe”. Doc hob die Gegner des Brexit noch eine Chance haben, ist mehr als fraglich, da die Briten einfach zu viel Zeit mit “Aussitzen” und “Abwarten und Tee trinken” verplempert haben. Nun ist die Situation so, dass kaum noch etwas die Machtübernahme durch Boris „Donald“ Johnson verhindern kann und dass damit die Weichen für das übelste aller Szenarien gestellt sind: den „Hard Brexit“.

Was haben sie uns alle für schöne Lektionen zum Thema „Demokratie“ erteilt, die britischen Tories, allen voran Theresa May. Nun entscheiden 160.000 eingetragene Mitglieder der Konservativen darüber, wie es mit Großbritannien weitergeht. Die Meinung der übrigen 60 Millionen Briten zählt bei dieser nicht ganz unwichtigen Entscheidung keine Rolle. Mit „Demokratie“ hat das zwar nichts zu tun, dafür freuen sich aber die offenbar geistig nicht so fitten Konservativen darüber, wie genau die Verwandlung von „Great Britain“ zu „Little Britain“ stattfinden soll.

Die Demonstrationen am Samstag sind eine Art Hilferuf des vernünftigen Teils der Briten an die Welt – doch helfen kann ihnen niemand. Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, vor den letzten Wahlen und Abstimmungen darüber nachzudenken, warum das Vereinte Königreich eigentlich so scharf darauf ist, sich kollektiv über die Klippen von Dover zu stürzen. Jetzt, da der Termin für den Brexit bereits mehrfach verschoben wurde, ist es vielleicht ein wenig zu spät.

Die Organisatoren der Demonstration haben es erkannt, wenn auch etwas spät: „Wir sind stolze Pro-Europäer und erheben unsere Stimme zu einem Zeitpunkt des nationalen Notstands, zu dem ein neuer „Hard-Brexit-Premierminister“ dem Land von einem winzigen Teil der Wählerschaft (0,2 % der Bevölkerung“ der nicht repräsentativen Konservativen aufgedrückt wird.“ Das ist völlig richtig, doch womit hatten die Briten denn gerechnet? Die Katastrophe, die der Brexit auslösen wird, ist inzwischen seit Jahren bekannt, die Nachfolge von Theresa May kennt man seit Monaten und während all dieser langen Zeit gab es keinen konstruktiven Ansatz, dieses Desaster zu verhindern.

Getragen werden die Demonstrationen von den Besten, die Großbritannien zu bieten hat: Best for Britain, Scientists for EU, the NHS for a People’s Vote, InFacts, Women for a People’s Vote, Britain for Europe, Grassroots for Europe und Remainer Now sind Organisationen, in denen sich diejenigen Briten organisiert haben, bei denen die grauen Zellen noch nicht im Pub an der Ecke abgestorben sind. Und dennoch sieht es so aus, als käme diese Mobilisierung zu spät.

Klar, Boris Johnson hat angekündigt, nach seiner Machtübernahme so schnell wie möglich Neuwahlen durchführen zu wollen, „um Jeremy Corbyn eine ‚reinzusemmeln“, aber wie wir die Briten kennengelernt haben, dürften sie auch die Chance von Neuwahlen verpassen, um dem Land eine andere Richtung zu geben. Außerdem wird der „Hard-Brexit-Schaden“, den Boris Johnson anrichten wird, zu dem Zeitpunkt kaum noch zu reparieren sein.

Hoffen wir also, dass sich aus diesem Protestelan doch noch etwas Konstruktives ergibt, damit am Ende dieses katastophalen Brexit-Pozesses ein „Final-Say-Referendum“ steht, bei dem die Briten diesem ganzen Spuk ein Ende setzen könnten. Aber, um ehrlich zu sein, die Hoffnung, dass die Vernunft ins Vereinte Königreich zurückkehrt, geht gegen Null.

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