Greta Thunberg macht allen Angst

Halb Frankreich stand Kopf, als die Schwedin Greta Thunberg vor der französischen Nationalversammlung sprach. Fast bekommt man den Eindruck, als sei sie das Problem des Klimawandels.

Unglaublich, was diese junge Schwedin für panische Reaktionen in der Politik auslöst... Foto: ScS EJ

(KL) – Nur wenige Tage nach dem Skandal um den Rücktritt des französischen Umweltministers François De Rugy, bei dem viele den Medien vorgeworfen hatten, den armen Mann zur Strecke gebracht zu haben, ändert sich nun die Tonlage. Lautete die Kritik, dass die Medien „ungeprüft“ Vorwürfe gegen De Rugy veröffentlicht hätten, zögern die gleichen Leute nun nicht, völlig ungeprüfte Verleumdungen gegen die 16jährige Klimaaktivistin zu verbreiten. Die Tatsache, dass die Wahrheiten von Greta Thunberg derartig Panik bei Politikern und deren treuen Gefolgsleuten auslösen können, erzählt bereits die ganze Geschichte.

„Instrumentalisiert“, „manipuliert“, „eine Marionette militanter Ökos“, so und ähnlich lauten zahlreiche Kommentare in den Sozialen Medien, in denen sich viele entsetzt zeigten, dass man „so eine“ vor dem Parlament sprechen ließ. Und überhaupt, die ist doch erst 16! Dass die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc im Alter von 17 Jahren das Oberkommando über die französische Armee erhielt, mit der die Briten aus dem Land vertrieben werden sollten, scheinen unsere westlichen Nachbarn vergessen zu haben. Wie alt muss man denn sein, damit die Öffentlichkeit auf den Inhalt der Reden hört? Und wenn es schon eine Frage des Alters ist, warum hört die Welt seit Jahrzehnten nicht auf die (durchweg erwachsenen…) Wissenschaftler, die genau das sagen, was Greta Thunberg sagt?

Es ist, als habe halb Europa tatsächlich Angst vor einer 16jährigen Schwedin, die unsere Politiker daran erinnert, was sie eigentlich tun sollten. Trotz aller tollen Erklärungen, Vereinbarungen, Klimaziele muss man festhalten, dass wir jedes Jahr neue Rekordtemperaturen und neue Höchststände in der Umweltverschmutzung registrieren, was bedeutet, dass nichts oder deutlich zu wenig unternommen wird, um diese Entwicklung zu stoppen. Die Definition von Klimazielen für das Jahr 2050 ist dabei eine beliebte Vorgehensweise in der Politik – solche Ziele klingen gut, vermitteln das Gefühl, dass man „sich kümmert“ und vor allem, sie sind erst von den nächsten Politikergenerationen umzusetzen. Nur – das Klima und den Planeten werden wir so nicht retten.

Es ist erstaunlich, wie die Gleichen, die vehement nach Zensur und Verboten freier Medien gekräht haben, weil diese angeblich nicht überprüfte Informationen über Herrn De Rugy veröffentlicht haben, nun völlig ungeniert die übelsten (und natürlich völlig ungeprüften) Unterstellungen in Richtung Greta Thunberg zum Besten geben. Im Jahr 2019 ist die Wahrheit ein ungern gesehener Gast, am liebsten wäre es wohl vielen, würde man die Abendnachrichten durch Episoden der großen Kinoerfolge von Walt Disney ersetzen.

Greta Thunberg, das ist ein wenig wie Mediapart. Am liebsten würden viele die Überbringer schlechter Nachrichten köpfen und damit wenigstens noch einen kurzen Moment in der angenehmen „Gewissheit“ leben, dass alles auf der Welt richtig toll läuft. Aber auch mit dieser Haltung wird es langfristig nichts werden – und genau deshalb ist dieser sehr persönliche Kampf der Greta Thunberg nur zu begrüßen. Je mehr diese 16jährige Schwedin in den Parlamenten für helle Aufregung sorgt, desto besser. Denn dort sitzen die Leute, die all das zu verantworten haben. Bravo, Greta!

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