Greta Thunberg sollte den Friedensnobelpreis erhalten

Die schwedische Umwelt-Aktivistin polarisiert. Und nervt dabei viele, vor allem ältere Menschen. Das ist gut und richtig, denn sie ist diejenige, die gerade die ganze Welt aus der Komfortzone holt.

Die Welt schuldet der jungen Schwedin Anerkennung - der Friedensnobelpreis wäre passend. Foto: European Parliament from EU / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Greta Thunberg nervt, sagen viele. Und viele sagen noch ganz andere Dinge über die 16jährige Schwedin, die eine weltweite Debatte über den Klimawandel initiiert hat, die es geschafft hat, die Jugend der Welt zu mobilisieren und die es auch noch schaffen wird, die Politik zum Handeln zu bringen. Nun steht zur Debatte, ob Greta Thunberg eine würdige Friedensnobelpreis-Trägerin wäre und die Antwort ist ein klares „Ja!“.

Es ist erstaunlich, mit welcher Aggressivität viele Erwachsene auf Greta Thunberg reagieren. Dabei stellt die junge Schwedin eine ganz einfache Forderung auf: „Hört auf die Wissenschaftler“ und diese warnen die Welt seit Jahrzehnten vor den Folgen des Klimawandels. Nur – es hat ihnen niemand zugehört, da man immer noch der Ansicht ist, dass Umwelt- und Klimaschutz die Gewinne der Großaktionäre schmälern könnten. Und denen geht es letztlich nur um den finanziellen Gewinn, die Umwelt kann warten. Aber diese Einstellung teilen eben Millionen Jugendlicher nicht, die noch Jahrzehnte auf diesem Planeten leben müssen.

Greta Thunberg hat nicht zu Gewalt aufgerufen, sie hat niemanden persönlich angegriffen, sie hat eine weltweite Bewegung gestartet, indem sie sich ganz alleine wochenlang vor das schwedische Parlament gesetzt und dort einen Schulstreik gestartet hat. Und genau mit diesem gewaltfreien Protest kommen die älteren Generationen nur ganz schlecht zurecht. Denn Greta sagt die Wahrheit. Und legt den Finger in eine Wunde, die wir alle gemeinsam zu verantworten haben – das jahrzehntelange Nichtstun für die Umwelt.

Natürlich gibt es immer mehr Umweltprogramme und -Vorschriften, doch ist inzwischen jedem klar, dass diese bei weitem nicht ausreichen, um die Klimaveränderungen zu stoppen. Unsere Generationen haben nicht viel gegen diese Entwicklung getan, die uns, wie viele andere auch, als „alternativlos“ verkauft wurde. Wer jetzt aggressiv auf Greta Thunberg reagiert, der muss sich schon sehr direkt angesprochen fühlen und sich dafür verantwortlich fühlen, nichts gegen diese Entwicklung unternommen zu haben.

Greta Thunbergs Verdienst liegt einerseits darin, dass sie eine Klimadebatte losgetreten hat, wie es sie in dieser Form noch nie gegeben hat – niemand kann sich dieser Diskussion mehr entziehen und die Politik kann gar nicht anders, als diese Debatte ernsthaft zu führen. Das hat weder der Bericht des „Club of Rome“ geschafft, noch die großen Konferenzen wie die COP21. Aber Greta hat es geschafft. Andererseits liegt ihr Verdient darin, dass sie Millionen Jugendlicher für Umwelt- und Politikthemen begeistert hat – diese fühlen sich inzwischen persönlich von der Politik betroffen und wollen mitreden, wenn es um die Zukunft ihres Planeten geht. Es gibt Menschen, die haben einen Friedensnobelpreis für weitaus weniger erhalten.

Wer Greta Thunberg aufgrund ihrer Asperger-Erkrankung, ihres Aussehens oder ihrer Jugend beschimpft, kritisiert oder gar beleidigt, ist im Grunde ein armer, verbitterter Zeitgenosse, der nur deshalb so seltsam reagiert, weil Greta Thunberg eben die ist, die sie ist. Eine 16jährige Schwedin, die mitbekommen hat, dass unser Planet gerade den Interessen des Big Business geopfert wird und die damit nicht einverstanden ist. Sind etwa ihre grimmigen Kritiker damit einverstanden? Wollen die Greta-Skeptiker tatsächlich, dass die Erde für uns und unsere Kinder unbewohnbar wird? Kann man tatsächlich so kurzsichtig sein?

Die einzige Möglichkeit, das Thema Klima- und Umweltschutz auf die politische Agenda zu bringen, ist das, was Greta Thunberg tut. Denn die Bilanz der Politik zu diesen Themen ist jämmerlich. Die COP21 in Paris, bei der sich die Staatenlenker gegenseitig auf die Schulter klopften, weil sie gerade auf dem Papier die Welt gerettet hatten, war ebenso sinnlos wie die zahllosen anderen Klimakonferenzen, in denen sich die Mächtigen der Welt den vermeintlichen Sachzwängen der Finanzmärkte beugen. Seien wir ehrlich – kein einziges Land hat seine vertraglich zugesagten Klimaziele erreicht, kein einziges Land hat so tiefgreifende Maßnahmen ergriffen, dass eine Wende in Sicht wäre. Dass die Jungend der Welt, die sich um Greta Thunberg schart, nicht damit einverstanden ist, dass geredet und Maßnahmen auf eine ferne Zukunft verschoben werden, damit keine der heute handelnden Personen irgendetwas tun muss, kann man nachvollziehen. Der immer wieder strapazierte „Horizont 2050“ reicht eben nicht – nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler haben wir bis dahin den „Point of no return“ erreicht.

Greta Thunberg ist nicht etwa der eitle Ratgeber der Jugend, sondern ein geradezu bescheidenes Mädchen, dessen einzige Forderung Sinn macht – „Hört auf die Wissenschaft!“. Da stellt sich doch die Frage, warum so viele sich lieber an der Person einer 16jährigen Schwedin abarbeiten, statt ihren Ratschlag zu befolgen. Greta Thunberg muss weitermachen und sie braucht dazu Solidarität und Ermutigung aus der Welt der Erwachsenen. Daher wäre sie die ideale Kandidatin für den Friedensnobelpreis – wer die Jugend der Welt gewaltlos und friedlich für die Verbesserung der Lebensumstände auf diesem Planeten vereint, der hat den Friedensnobelpreis wahrlich verdient!

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