Größenwahnsinnige Revolutionsträume

„Akt 24“ der Gelbwesten in Straßburg war ärgerlich und irgendwie wie immer. Inzwischen geht es eigentlich nur noch um die samstägliche Randale – Inhalte sind kaum mehr zu erkennen.

Die samstäglichen Akte nerven, koste, viel geld und bringen - nichts. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das also war die „nationale und europäische“ Mobilisierung der Gelbwesten. Rund 3000 Demonstranten lieferten sich einen halben Tag lang ein Katz- und Mausspiel bei der nicht angemeldeten Demonstration, es kam zu 42 Festnahmen und es gab 7 Verletzte. Die groß angekündigte internationale Mobilisierung zeigte, dass es mit den Gelbwesten nun zuende geht. Rund 50 deutsche Demonstranten und einige belgische Black Blocks fielen nicht ins Gewicht und auch die Sprüche der Gelbwesten haben an Witz und Inhalt verloren. Die Gelbwesten haben sich selbst ins Abseits manövriert.

Gewiss, Präsident Macron zeigte bei der Ankündigung seiner Maßnahmen nicht viel Fingerspitzengefühl, als er auf keine Forderungen der Gelbwesten reagierte, die seit einem halben Jahr das Land an jedem Wochenende mit gewalttätigen Demonstrationen nerven. Auf der anderen Seite  – warum sollte er einer Gruppierung deren Wünsche erfüllen, die sich seit einem halben Jahr dem Dialog verweigert, keine klaren Forderungen formuliert und nicht in der Lage ist, auch nur einen Sprecher oder eine Sprecherin zu identifizieren, der oder die sich auch nur halbwegs klar artikulieren könnte.

Am letzten Donnerstag machte Emmanuel Macron deutlich, dass er auch nicht beabsichtigt, den Gelbwesten entgegen zu kommen. Und durch diese klare Stellungnahme ist klar, dass die Gelbwesten ihre Strategie ändern müssen. Wir haben das Glück, in einer Demokratie zu leben und wer mit den herrschenden Umständen nicht zufrieden ist (und dafür gibt es ja mehr als reichlich Gründe), der muss sich eben mit Gleichdenkenden organisieren, in die bestehenden Parteien einsteigen oder eine eigene gründen und sich bei den nächsten Wahlen als Alternative anbieten. So einfach ist das.

Doch diese Art der Organisation überfordert ganz offenbar die Gelbwesten. Doch deren großmäulige Drohungen an den Staat bringen niemandem etwas und langsam, aber sicher, machen sich die Gelbwesten lächerlich. Nein, sie sind nicht „das Volk“, nein, Präsident Macron wird nicht zurücktreten und nein, es wird keine Referendums-Demokratur geben. Und nun? Jeden Samstag in den nächsten beiden Jahren seiner Amtszeit? Jedes Wochenende hundert Verhaftungen und Verurteilungen? Darauf läuft es hinaus und die Verantwortung, dass es so weit kommen konnte, teilen sich die Gelbwesten und der Präsident.

Es wird nun schon schwierig genug für Emmanuel Macron, das angekündigte Programm umzusetzen und an diesen Ankündigungen wird er gemessen werden. Ob er erfolgreich sein wird oder nicht – das ändert nichts an der Tatsache, dass diese chaotischen und inhaltsentleerten Demonstrationen aufhören. Die Gewalt auf der Straße ist unerträglich, schadet nachhaltig dem Land und führt zu nichts außer der Repression.

Die Gelbwesten wollen, dass sich etwas ändert? Gut – dann organisiert euch, stellt euch als Kandidaten und Kandidatinnen zur Wahl und macht am politischen Leben des Landes mit. Sollte euch dazu der Aufwand zu groß sein, dann bedeutet das ja, dass euch eure Anliegen dann so wichtig auch wieder nicht sind. Und dann, dann könntet ihr eigentlich auch samstags zu Hause bleiben oder Angeln gehen. Als politische Bewegung seid ihr leider am Ende eures Weg angekommen. Bedankt euch bei euren Führern, den Nicolle, Druet oder Chalençon – diese Leute, denen ihr so begeistert hinterhergelaufen seid, sind diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass eure Bewegung zum Flopp wird.

Für den übernächsten Akt haben die Gelbwesten zu einer „weltweiten“ Mobilisierung nach Paris geladen. Genau so, wie man bereits für das „Ultimatum 1“ eine Million Demonstranten auf den Champs-Elysées angekündigt hatte (es kamen 4000…), genau so, wie ihr am 5. Februar einen „Generalstreik“ ausgerufen hattet (der aufgrund mangelnder Beteiligung nicht stattfand) und so, wie am Samstag eure franco-belgo-deutsche Mobilisierung ein schlechter Witz war.

Doch bei diesen nächsten Events darf sich niemand wundern, wenn die Polizei wieder massive Mittel einsetzt. Die Demonstrationen sind mittlerweile nichts anderes als der Versuch, das Land weiter zu destabilisieren und da ist es das gute Recht des Staats, sich dagegen zur Wehr zu setzen.

Aber ein Ende dieser samstäglichen Auseinandersetzungen wird so schnell nicht kommen. Für viele der Demonstranten ist der Randale-Samstag inzwischen der Höhepunkt der Woche, auf den man, sich vorbereitet, zu dem man mit Freunden und Bekannten fährt, eine Art Open-Air-Kino, an dem man sich als Statist beteiligen kann. Fast schade, denn zu Beginn wäre es möglich gewesen, dass die Gelbwesten zu einem Akteur des sozialen Fortschritts in Frankreich hätten werden können. Diese Chance haben sie vertan und alles, was jetzt noch aus dieser Ecke kommt, kann man kaum mehr ernst nehmen. Man darf gespannt sein, wann sich Volkes Zorn gegen diese samstägliche Stadtguerilla organisiert – dann könnte es richtig heftig werden.

Doch wie Frankreich sein inneres Gleichgewicht wiederfinden will, das steht weiterhin in den Sternen.

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