Grußworte, die wir gerne bekommen hätten (2)

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält zwar nicht viel von Weihnachten, dafür aber vom Feiern. Und er denkt liebevoll an Europa.

Übt schon mal den richtigen Gruß - Recep Tayyip Erdogan... Foto: R4BIA / Wikimedia Commons / PD

(Red) – Viele Europäer verstehen nicht so richtig, was Recep Tayyip Erdogan gerade mit seinem Land anstellt. Fast könnte man meinen, Erdogan wäre dabei, einen totalitären Staat nach dem Vorbild Adolf Hitlers aufzubauen. Aber das stimmt nicht. Natürlich nicht.

Liebe Leser von Eurojournalist(e),

Zu Ihren christlichen Festen wünsche ich Ihnen, äh, alles Gute. Weihnachten gefällt uns zwar nicht so, weswegen wir es ja auch dieses Jahr im deutschen Gymnasium verboten haben, aber jetzt steht der Jahreswechsel vor der Tür und den habe ich noch nicht abgeschafft. Also feiern wir ihn. Inshallah !

Jahreswechsel sind immer auch eine Zeit für einen Rückblick auf das vergangene Jahr und da war ja bei uns in der Türkei einiges los. Mag sein, dass ich in der Aufregung an der einen oder anderen Stelle etwas überreagiert habe, aber das ist ja auch nur menschlich.

Los ging es mit unseren Wahlen und ich werde Angela Merkel für immer dankbar sein, dass sie eine Woche vor der Wahl bei uns auftauchte, ein paar Milliarden EU-Gelder im Gepäck hatte und dieser Auftritt brachte dann die paar Prozente, die noch fehlten, um das Land richtig in den Griff zu bekommen.

Und dann hatten unsere Geheimdienste DIE Idee – wir inszenieren einen Putsch und können uns dann das ganze Land unter den Nagel reißen. Heute kann man das ja zugeben, das ist ja schon so gut wie verjährt und mal ehrlich, was glauben Sie denn? Dass da ein Putsch läuft und parallel unsere Leute anfangen, Hunderttausende von Leuten auf Listen zu schreiben, um dann die Verhaftungen vorzunehmen? Hallo? Natürlich war alles vorbereitet und wenn wir so etwas unternehmen, dann nehmen wir uns gerne ein Beispiel an der wunderbaren deutschen Organisation.

Danach, das gebe ich gerne zu, haben wir es etwas übertrieben. Es machte aber auch alles zu viel Spaß! Wie die Hasen sind sie herum gesprungen, die Schwuchteln, Kommunisten, Gülen-Anhänger, Kurden und anderes Gesocks. Und wenn man dann mal einen Lauf hat, dann entsteht eine gewisse Dynamik, die ich gar nicht verleugnen möchte. Dafür bei allen Beteiligten ein großes „Sorry“.

Aber man muss auch Verständnis haben, wir hatten jede Menge Stress. Was glauben Sie, wie anstrengend es ist, dauernd Terroranschläge zu inszenieren, um einen Vorwand zu haben, die Kurden zu bombardieren? Und der Ärger mit Russland und Syrien und auch die Geschäfte mit dem IS kamen ins Stocken – da kam irgendwie alles zusammen. Na ja, Schwamm drüber.

Und auch ein großes „Sorry“ für die Geschichte mit Jan Böhmermann. Auch das ist uns aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich hatten wir ein Killerkommando nach Deutschland geschickt, aber die haben den Auftrag versaut und dann habe ich in einem Wutanfall eben die Anwälte eingeschaltet. Kommt nicht wieder vor. Das mit den Anwälten.

Für das neue Jahr haben wir uns viel vorgenommen. Unser Tourismus ist seltsamerweise etwas ins Stocken gekommen und den wollen wir nun wieder ankurbeln. Statt Urlaub in Betonburgen an der Türkischen Riviera werden die Angebote etwas mehr in die Stimmung von Abenteuerurlaub gehen, ein wenig, wie in dem wunderbaren Film „Midnight Express“. Sie werden die Atmosphäre und das Herzklopfen lieben!

Und so wünsche ich Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser von Eurojournalist(e), ein wunderschönes neues Jahr! Genießen Sie den Frieden, so lange es noch gibt und wenn Sie Ihren Urlaub planen, dann sollten Sie vor allem an eines denken – die wunderschöne Türkei. Da können Sie sich nächstes Jahr ganz zuhause fühlen, zumindest, wenn Sie die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland erlebt haben.

In diesem Sinne hebe ich mein Glas auf das neue Jahr – alles Gute! Sie werden es brauchen können…

Mit besten Grüßen

Ihr

Recep Tayyip Erdogan

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