Gut und Gerne – Ducato Dreams

Mats Meeussen nimmt uns mit auf virtuelle, echte und gastronomische Reisen. Steigen Sie in den "Gut und Gerne"-Express ein und vergessen Sie für ein paar Momente alles, was uns momentan belastet!

Alleine dieser Anblick ermöglicht wunderbare Reisen zu wunderschönen Zielen - momentan "nur" im Kopf, aber hallo - immerhin! Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Mats Meeussen) – Schon lange vor dem Confinement lernte ich, wie großartig es sein kann, im Geiste zu reisen. Das kommt mir heute sehr zugute. Das Fiat-Ducato-Wohnmobil, das ich bei meinem Spaziergang in meinem zulässigen 1-Kilometer-Confinement-Radius sehe, erzählt mir täglich mittels seiner Aufkleber, wo es schon war. Und das Kopfkino geht an. Tut gut. Aber warum geht gerade das Ducato-Kopfkino an? Weil gute Taten doch belohnt werden…

Eine Kollegin trägt sich schon seit Monaten mit dem Gedanken, sich ein Wohnmobil zu kaufen. Allerdings weiß sie noch nicht, ob das das Richtige für sie sein wird. Immer wieder haben wir uns bei zahlreichen Kaffees darüber unterhalten. Und da ich gerne alte Autos mag, begann ich das Thema zu recherchieren und entdeckte einen attraktiven Markt für ca. 5.000 Euro. Eine Preisklasse, in der man relativ entspannt testen kann, ob einem diese Reiseform wirklich zusagt. Mehr noch, ich entdeckte im letzten Sommer einen großen Ducato-Camper im Netz, Zeitreise in die 80er inklusive. Er stand in der Plaine des Bouchers, der Metzgersau, einem Straßburger Gewerbegebiet. In einer Mittagspause fuhren wir hin.

Lektion 1: den 2,5-Liter-Diesel angelassen, ein Prasseln, das die Gemütlichkeit und Verlässlichkeit eines Pfadfinderlagerfeuers verspricht. Augen zu, Kopfkino ein: einfach los, destination happiness, irgendwo Richtung Süden, Auto italiano, Händler türk, beide sehr sympathisch. Das Wetter passte, es war ein heißer Straßburger Junitag, der komfortable 25 Grad Celsius in der schattigen Fahrerkabine bedeutete. Großes Glück für kleines Geld.

Lektion 2: Gute Taten lohnen sich. Allein der Roadtrip in meinem Kopf entschädigte mich gewaltig für meinen Aufwand. Aber meine Kollegin – zehn Jahre Zusammenarbeit sind halt wertvoll – weiß um meine kulinarische Leidenschaft und hatte vorher gecheckt, ob es in der Nähe etwas Interessantes zu essen gäbe. Und so kehrten wir, gleich um die Ecke, ins O Tasco ein. Gerade zur Mittagszeit unter der Woche eine Stimmung wie in Portugal. Hübsch gekachelt, ein wenig so, als ob der Mann der Köchin das Lokal frisch renoviert hätte. Einfache Holzstühle. Helles Licht. Etwas krudes Industriedesign außen, ohne dass jemand das so geplant hätte, sondern weil der Laden eben in einer zone commerciale et industrielle liegt. Umso netter, authentischer. Ein günstiges Tagesmenü, das einem mit Nachdruck von der freundlich-umtriebigen Wirtin empfohlen wird, das aber auch einfach Lust macht (Selbst wenn es genauso gut eine boeuf-bourgignon-Variante hätte sein können und nicht unbedingt ein portugiesischer Eintopf, doch wer weiß? Gut allemal.). Dazu ein unprätentiöser, aber absolut korrekter Fasswein. Und dann ein Dessert, bei dem der Nutriscore bestimmt Fett-Alarm auslöst, aber hey, in dieser Mittagspause bin ich verdammt noch mal im wohlverdienten Urlaub in Portugal! Kopfkino 2 also, gute Laune und Entspannung wie in den Sommerferien, Eintauchen in ein ganz eigenes Ambiente, gefühlt weit weg von Straßburg).

Was hat das mit Ihnen zu tun? Ich hoffe, Sie können nach dieser Krise auch mal ins O Tasco. Wo Sie den Lastwagenfahrerinnen und -fahrern am Nachbartisch dann auch nochmal persönlich sagen können, was für einen wertvollen Job sie machen.

Aber auch jetzt und heute, zwei Lektionen:

1. Kopfkino nutzen: Haben Sie noch gastronomische Urlaubsmitbringsel in Ihren Regalen und Schränken? Bei mir waren es heute ein Weltklasse-Einmach-Cassoulet aus dem Sud-Ouest, in Lübeck gekauftes Lakritz und ein Wein aus, wer hätte das gedacht, der Auvergne, ein Bousset d’Or rouge vom Domaine Rougeyron, eine fantastische Neuentdeckung für mich. Jeder Bissen, jeder Schluck eine Reise im Kopf und ein Vergnügen.

2. Gute Taten: Immer, aber gerade jetzt wichtig und wohltuend. Für die anderen, aber auch für einen selbst, als Gebendem, einfach ein schönes Gefühl. Und zurück kommt meist eh was. Darauf kommt es nicht an, aber Freude macht das dann auch. Erlebe ich gerade täglich in meiner Nachbarschaft.

Reisen Sie also gut und gerne mit Ihrem Kopf! Verbreiten Sie Positives! Bis zum nächsten Mal.

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