Gut und Gerne – Ein Melting Pot

Heute nimmt uns Mats Meeussen mit auf eine kostengünstige kulinarische Reise nach China. Nach China? Ja, nach China. Denn nirgends werden Grenzen einfacher überschritten als in der Küche. Denn dort hat die Politik nichts zu suchen.

Kochen für den Frieden oder der Blick über den Tellerrand... Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Von Mats Meeussen) – Asien ist nah und fern zugleich – auch dieser Tag und im besten Sinne. Der frische Ingwer, den ich heute verarbeitet habe, für das Rezept, um das es gleich geht, kam aus China. Das hat mich selbst etwas gewundert. Und gefreut. Denn auch wenn Fragen gestellt werden dürfen und beantwortet werden müssen, es ist nicht die Zeit für vorschnelle Urteile und Schuldzuweisungen. Und es sollte erst recht nicht einen Rückfall in Nationalismus geben. Weder in der Küche noch in den Köpfen sollten Grenzen hochgezogen werden. Und schon gar nicht über die Krise hinaus. Daher heute mal ein asiatisch angehauchtes Rezept. Als Erinnerung daran, als Zeichen von Solidarität – und weil es verdammt gut schmeckt.

In Straßburg gab es bis 2018 ein Restaurant namens Melting Pot. Hätte es damals schon meine Kolumne gegeben, ich hätte es Ihnen anempfohlen. Wie der Restaurantname, so das Konzept: Einflüsse aus verschiedenen Teilen der Erde unter einen Hut gebracht. Wenn ich mich richtig erinnere ordentlich Asien, etwas Afrika und nicht wenig DOM-TOM. Das Ganze aus Elsässer Hand, wenn man mal vom Familiennamen der Betreiber – Viehofer- ausgeht. Selbst bezeichneten sie das Ganze als „Cuisine du Monde“ – also Weltküche. Ich mag sowas. Und auch wenn ganz traditionelle Rezepte ein Traum sein können, so kann dies, eben mit einem Überraschungseffekt gepaart, verzücken und zeigt, wie schön die Vielfalt dieses Planeten ist. In- und außerhalb der Küche.

Das Rezept, das ich heute mit Ihnen teile, steht ganz in dieser Linie.

Ich verwende dafür überwiegend saisonale und regionale Zutaten – Lauch, Karotten, Huhn – aber dank weniger weiterer Elemente – Kokosmilch und Ingwer – schmeckt es nach weiter Welt und, wie ich finde, nach Asien.

Das Rezept ist einfach und erneut im Preiskorridor von 2 bis 5 Euro pro Portion angesiedelt. Ich gehe von 3-4 Personen aus, je nach Stärke des Appetits. Wenn Sie Veganer sind, lassen Sie einfach das Fleisch weg und verwenden Sie mehr Gemüse.

Was ist also tun?

Zunächst schnetzeln Sie zwei Hühnerbrüste, also 300 bis 350 Gramm und braten diese mit etwas Fett – Butter oder ein neutrales Öl, wie das der Distel – kurz und scharf in einer Pfanne an, dann schalten Sie auf halbe Stärke runter, bei mir 5 oder 6 von 9.

Geben Sie dann eine „normale“ Stange Lauch dazu, nicht zu klein, nicht zu groß – in Rondelles geschnitten. Nehmen Sie soviel vom Grünen, wie geht. Ebenso zwei „normale“ Karotten, in feinen Scheiben. Hinzu kommen noch zwei bis drei daumengroße Stücke des frischen Ingwers, mit dem ich ja heute die Kolumne anfing, und zwei bis drei Knoblauchzehen, beides fein gehackt. Dünsten Sie das Ganze, es in der gleichen Pfanne hin und her rührend. Wenn es angedünstet ist, geben Sie zwei kleine 200-ml-Tetrapacks Kokosmilch zu. Dann auf niedrige Stufe runterschalten, bei mir ist das 2 von 9, und danach noch zwei Stunden mit Deckel arbeiten lassen. Ach so, salzen und pfeffern Sie ganz nach Ihrem Geschmack, gleiches gilt für einen Teelöffel Zucker. Et voilà, nur noch Reis – und guten Appetit.

Der Melting Pot als Restaurant ist übrigens nicht einfach so verschwunden, die Betreiber haben nun das rein vietnamesische Bo&Bun in Schiltigheim, welches ich kurz vor der Krise im Winter testen konnte – gehen Sie nach der Krise unbedingt mal hin! Oder früher, falls es Lieferungen geben wird (noch konnte ich diese auf deren Website nicht entdecken, bleiben Sie wachsam).

ToGo oder Lieferungen bietet aber unter anderem der Straßburger Bistronome. Und auch da gab es etwas Melting Pot. Dienstags schickte unser Nachbar, von dem ich bereits berichtete, eine Nachricht: Eine Lieferung stünde vor unserer Tür. So war es. Es war eine Bestellung von Le Bistronome, u.a. eine elsässisch inspirierte, exzellente Tajine. Mit Vorspeise 10,50 Euro. Ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis, und unterstützenswert obendrein. Und ein Hoch auf die Nachbarschaft! Tolle Menschen gibt es eben überall – gleich nebenan, am anderen Ende der Welt und überall dazwischen.

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