Gut und Gerne – Elsässer Allerlei

Bitte im ersten Gang hochfahren, das steht auf dem Schild am Climont. Das gilt auch für Ihre gastronomischen Abenteuer zurzeit aus gutem Grund - Vielfalt gibt's ja trotzdem... Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Von Mats Meeussen) – Heute gibt es Elsässer Allerlei. Oder einen Kessel Buntes. Warum: Wenn sich der eigene Bewegungsradius wie seit nun knapp drei Wochen von einem auf 100 Kilometer erweitert, ist das Angebot fast verwirrend vielfältig. Daher gibt es heute auch für Sie in dieser Kolumne Vielfalt: von der Marmeladenmanufaktur am Rande des Climont über „fermes auberges“ und einem Picknickrezept hin zum Restauranttipp. Ab dem 2. Juni steigen wir – bitte bedächtig – in den vollen Markt der Möglichkeiten ein: Der Rest der Beschränkungen wird in Frankreich weitgehend aufgehoben.

Wie haben Sie die ersten Lockerungen erlebt? Mir genügte am ersten Tag das Wissen um mehr Freiheit; ich blieb erstaunlicher Weise innerhalb meines Bannkilometers.

Am ersten Wochenende dann aber doch der Drang, Natur zu sehen und ‘rauszufahren, circa 60 km. Es sollte ein Plätzchen sein, das landschaftlich etwas Besonderes zu bieten haben sollte, aber abseits von üblicherweise überlaufenen Ausflugszielen. Also Climont statt Mont Saint Odile. Am Fuß dieses Berges liegt die Marmeladenmanufaktur „Confitures du Climont“. Und so wie ein Spaziergang an den Hängen des Climont ein großartiges Naturerlebnis ist, sind es die Konfitüren dann am Frühstückstisch, von dem ich dank des Großeinkaufs seit vielen Tagen morgendlich zehre: Naturaromen wie frisch vom Busch, Baum oder Feld genascht, dabei neben Klassikern wie Cassis oder Blaubeeren auch gekonnt Vermischtes, wie etwa Rhabarber-Erdbeer… und was verbringt sich hinter Mojito? Ich bin noch lange nicht durch. Fahren Sie also mal hin oder bestellen Sie online. Bei dem prallen Geschmack mag es selbst Menschen überzeugen, die grundsätzlich nicht Marmeladenfans sind.

Durch ein Frühstück also gut gestärkt fuhr ich am nächsten Wochenende zum Wandern auf die Route des Crètes, die sensationelle Kammstraße auf dem kahlem Rücken der Vogesen zwischen Mulhouse und Sainte-Marie-aux-Mines. Sonne pur und Blick zum Schwarzwald und so lang, dass sich auf viele Wanderer problemlos darauf verteilen. Dass ich gut gestärkt war, erwies sich als sinnvoll. Die sehr empfehlenswerten „Fermes-Auberges“ haben erst vereinzelt auf, bieten aber zum Teil Picknickkörbe mit Produkten vom Berghof. Machen Sie es besser als ich, schauen Sie vorher, welche aufhaben. Hilfreich ist auch die entsprechende facebook-Seite.

Oder Sie bleiben halt autonom und nehmen selbst ein Picknick mit. Das muss kein Sandwich sein. Wie wäre es mit einem Reissalat „revisité“ mit Ingwer? Reis, Radieschen und Frühlingzwiebeln samt grünen Stengeln in Scheiben geschnitten, knackige Cherrytomaten in Viertel geschnitten, frischer Ingwer kleingehackt, Curry, Salz, Pfeffer, Öl und ein milder Essig. Proportionen überlasse ich Ihrem Geschmack. Genauso, ob Sie es noch mit Thun, Huhn oder Ei garnieren mögen. Tipp: Abends vorbereiten, morgens noch mal abschmecken. Und dazu empfehle ich eine Juliette, ein frisches Bier mit feiner Rosen- und Ingwernote aus Uberach. Dann haben Sie ein richtig frühsommerlich-leichtes Picknick dabei, passend zur Saison.

Nach den rustikalen Wandertouren nun etwas Sterneküche: Auch, wenn das sündhaft teure Straßburger Sternerestaurant Le Crocodile, das manche zu den besten auf der Welt zählen, bald wieder aufmacht, es bietet jedenfalls derzeit noch verhältnismäßig günstig Traiteurservice zum Mitnehmen. Eine gute Gelegenheit, sich mal in ein solches gastronomisches Imperium zu wagen.

Was aber, wenn Ihnen einfach nach einem weiteren Stück absolute Normalität ist: warum nicht ein Burger bei McDonalds? Es sei Ihnen herzlich gegönnt, auch wenn ich mir insoweit eine Restaurantkritik spare. Das, was irgendwie gut für einen ist in diesen Zeiten, sollte einem nicht verwehrt sein. Soviel Toleranz muss sein, diesbezüglich und generell. Guten Appetit!