Gut und Gerne – Habsheim-Paris-London-Hong Kong

Mats Meeussen, antizyklisch wie immer, überrascht auch heute mit einem gastronomie-Tipp – mitten im „Lockdown“. Merke – wer den Kopf nicht hängen lässt, der kommt auch gut durch den „Lockdown“…

Wer sagt denn, dass Burger nicht auch gastronomisch sein können? Die von "Big Fernand" sind's... Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Mats Meeussen) – Neulich, als der Radius noch mehr als ein Kilometer war, vom fleischlastigen Lyon kommend, fuhr ich durch Mulhouser Staus nach Strasbourg. Mitten im Stau, ungefähr auf der Höhe von Habsheim, überkam meine Familie einschließlich meiner Person eine akute Lust auf Burger. Doch leider hatte das in dieser Kolume bereits empfohlene „Stück Burger“ zu. So entdeckte ich den mächtigen Fernand.

Als ich im März mit dieser Kolumne begann, hatte ich mir im Stillen geschworen, keine Ketten zu thematisieren, auch wenn die Qualität stimmt. Zu wertvoll ist das individuelle, lokale gastronomische Kulturgut, umso mehr lohnt es sich für Sie, eben jene einmaligen Orte aufzusuchen.

Jedoch: Keine Regel ohne Ausnahme.

Schuld an dem Regelbruch ist der mächtige Fernand, oder vielmehr „Big Fernand“.

Eher missmutig – weil „Stück Burger“ zu hatte – bestellten wir notgedrungen aus dem Auto heraus dort die Burger, oder vielmehr die Hamburgés, so dass sie kurz nach unserer spätabendlichen Ankunft bereitstünden.

Doch die Begegnung mit Victor stimmte mich um zu großer Begeisterung. Kalbfleisch, Fourme d’Ambert (Blauschimmelkäse), Koriander und Zwiebelconfit – Victor, so heißt einer dieser unglaublichen Gourmet-Burger.

Bekanntschaft mit dem Vicomte habe ich zwischenzeitlich auch geschlossen. Das ist ein Adeliger im Zwischenrang von Baron und Graf. Ein Burggraf also. Und bei Big Fernand gleich zweierlei:

1. ein Burger mit Brie de Meaux und Nüssen

2. Steve Burggraf, einer der drei Mitbegründer dieser Kette, die zwischenzeitlich auch Erfolge in London und Hong Kong feierte. Und der mächtige Steve kommt ursprünglich aus Habsheim. La boucle est bouclée, der Kreis schließt sich.

So betrachtet darf ich doch mal ausnahmsweise über eine Kette schreiben, oder? Und eben auch, weil das Konzept sich in vielerlei Hinsicht von sonstigen Burger-Ketten abhebt: Das Fleisch wird frisch gehackt, Sie bestimmen den Gargrad (wenn der nicht stimmt, bekommen Sie einen neuen), Partnerschaften mit kleinen, lokalen Brauereien wie Perle, eigene Limonaden, Rohmilchkäse aus dem Laib geschnitten, das Brot frisch gebacken…

Natürlich ist alles auch in ein cleveres Marketingkonzept verpackt. Seien Sie nicht voreilig davon abgestoßen. Es steckt hier verdammt was dahinter.

P.S.: Schade nur, dass man nicht über Kooglof bestellen kann, eine brandneue lokale, nicht-ausbeuterische Fahrradlieferinitiative, die genau zur rechten Zeit kommt. Was nicht ist, kann aber noch werden. Ließe sich bestimmt geschmeidig ins Marketingkonzept integrieren. Viel Erfolg den Betreibern von Kooglof!

P.P.S.: Und wenn Sie zurzeit ein wirklich individuelles Restaurant statt einer noch so gallischen Kette vorziehen: Lesen Sie alte Folgen von Gut und Gerne – unter anderem „Chef(fe)sache“, das To-Go-Menü vom L’amuse bouche ist nach wie vor einer meiner Preis-Leistungs-Sieger, wenn es mal etwas Gastronomisches sein darf.

1 Kommentar zu Gut und Gerne – Habsheim-Paris-London-Hong Kong

  1. Gute und Gerne. Und auch wieder, streift die Amsel durchs Gefieder. Ach, der Spatz, der Kleine. Abseits steht er, rote Beine (ohne Socken).

    By Helmut Wortkarg.

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