Gut und Gerne – Tag am Meer

Bereits zum 10. Mal entführt Mats Meeussen unsere Leserinnen und Leser in verschiedene Regionen und Welten – schöne Kopfreisen und gastronomische Überraschungen mit einem ganz eigenen, erfrischenden Stil! Champagner!

Bretagne, Wasser, Sommer, endlose Weite und - La Belle Illoise! Foto: (c) Valérie Kastner

(Mats Meeussen) – Versprechen muss man halten: Heute fährt der Gut-und-Gerne-Express ans Meer, in die Bretagne. Nach Quiberon, um genau zu sein. Ganz in der Nähe des berühmten kleinen Dorfs, das Asterix sein Zuhause nennt. Offenbar ein guter Ort, um erfolgreich gegen den Strom zu schwimmen. Sei es gegen die Römer, sei es gegen übergroße Nahrungsmittelkonzerne. Jedenfalls, wenn man sich näher mit den Fischkonserven der „Belle-Iloise“ beschäftigt. Und für Sie die Gelegenheit, gastronomisch hochwertig, aber heute mal mit minimalem Aufwand durch den Tag zu kommen.

Im Spätsommer letzten Jahres hatte ich mich ein paar Tage selbst „confiniert“, um endlich mal den Keller zu renovieren. Ein Lichtblick waren während dieser Tage stets Konserven der „Belle-Iloise“ auf dem sonnigen Balkon. Mal Thunfisch, mal Sardinen, mal Makrelen. Dazu Baguette und eine schöne, salzige Butter. Aus beruflichen Gründen war mein Sommerurlaub weitestgehend ausgefallen und so erprobte ich damals schon das Konzept des Reisens im Kopf – mit Erfolg.

Nichts gegen einfache Sardinen aus dem Supermarkt. Aber mit diesen hier war ein anderes Level erreicht. Kennt man die einen, meist etwas ölig-deftig-unsubtilen (wenn auch nicht zwangsläufig schlechten) Vertreter dieser Gattung, so sind jene der „Belle-Iloise“ von frischer Leichtigkeit und klar identifizierbaren, aber dezenten Aromen je nach Marinade – die uns übrigens auch in andere Ecken Frankreichs und sogar der Welt führen. Die berühmten Zitronen aus Menton oder „poivre timut“ aus Nepal sind nur zwei von unzähligen Beispielen und auf der Auswahl feiner Öle liegt ein besonderer Schwerpunkt des Unternehmens. Das ist in der Tat elementar, denn zwischen Öl und Fisch gibt es ein aromatisches Geben und Nehmen und dieser Prozess ist der Schlüssel dafür, dass es – wie bei gutem Wein – sogar Jahrgangs-Sardinen gibt.

Beeindruckend ist übrigens auch die Firmengeschichte: 1932 gegründet gab es in den 60er Jahren den mutigen, asterix-haften Entschluss, ganz bewusst nicht mit Großkonzernen und Supermarktketten zusammenzuarbeiten, um ganz frei sein eigenes Ding machen zu können. Eine gute Wette, denn je nach Saison beschäftigt das Unternehmen heutzutage 350-600 Leute, setzt auf viel Handarbeit, Lokalität und kurze Wege, hochwertige Zutaten und frischen Fisch direkt vom Boot, der mit Rücksicht auf Natur und Jahreszeiten gefangen wird. Heute ist eine Frau, die Enkelin des Gründers, am Ruder, die Traditionen weiterführt, das Sortiment aber auch mit neuen Kreationen up-to-date hält. Neuestes Baby des Hauses, das für meinen Gusto schon nach Sommer schmeckt: Makrelen mit citron bergamote und Dill im eigenen Sud.

Und ein wenig wie ein bretonischer Sommer ist es gerade auf meinem Balkon in Straßburg: Mal knallt die Sonne so, dass ich nur auf einen Espresso rausgehe, mal ist es heiter, aber eine Windjacke ist dringend angeraten.

Zurück zu meinen Versprechen aus dem letzten Beitrag: „Nächstes Mal gibt es in dieser Kolumne wieder Schmackhaftes in einem Preiskorridor von 2 bis 5 Euro, dazu etwas Geschichte, ein wenig Wirtschaftskunde sowie eine Prise Tourismus und Meer.

Schmackhaftes – definitiv.

Meer und Tourismus – na klar, im Kopf.

Geschichte, Wirtschaftskunde – ja.

Preiskorridor von 2 bis 5 Euro – gehalten! Bei der Bergamotte-Makrele sind wir bei einem Preis von 2,72 € pro Dose. Kaufen Sie eine gute Baguette und edle Butter, Sie sind immer noch unter 5 Euro. Und eigentlich ist auch ein Schluck Wein dazu drin, denke ich… und tunken Sie die Dose aus!

Einziger Haken: Sie müssen sie im 5er Pack bestellen. Oder als Inhalt sonstiger Gebinde. Und wenn Sie in Frankreich wohnen, ist die Belieferung auch erst ab 30 Euro kostenlos. Aus Deutschland kommend müssen Sie per Mail wegen der Versandkonditionen anfragen.

Umschauen sollten Sie sich aber auf jeden Fall einmal auf der Website der Belle Illoise, gute Laune, allein wegen der hübschen, nostalgischen Dosengestaltung – es gibt auch ein englische Version.

Das ist Ihnen zu kompliziert und Sie wollen mehrere Marken degustieren, z.B. auch die legendären portugiesischen Tricana? Oder gar illustre Jahrgangs-Sardinen? Dann gehen oder bestellen Sie z.B. mal bei Maître Philippe und seinen Töchtern in Berlin.

P.S.: Neben aller Begeisterung für die Bretagne – vielerorts sprießen bei Gastronomen großartige und liebenswerte Ideen, für die ich den Restaurateuren meine Hochachtung ausdrücke.

Wenn Sie mal wissen wollen, was es mit der Flammkuchenseilbahn des Biergartens Rauschbart auf sich hat, dann klicken Sie mal hier.

Und wenn Sie auf der Suche nach Rezepten sind: großzügig stellt der Chef des Hafen17 in Kehl diese ins Netz. Wie Sie wissen – ich komme da gerade nicht hin. Aber es schreit nach einer Testung. Und für heute ein fettes Bravo für so viel Einfallsreichtum und Solidarität!

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