Gut und Gerne: Viva Italia!
Mats Meeussen präsentiert in dieser etwas schwierigen Zeit keine Restaurant-Tipps, sondern Rezepte, mit denen man sich und die seinen für kleines Geld gesund und lecker durch die Krise füttert und futtert. Heute ein Highlight aus Italien.
(Mats Meeussen) – Von meinem Vater habe ich eine tiefe Liebe zu französischer Literatur und Gastronomie sowie zu nächtlichen Spaziergängen in die Wiege gelegt bekommen. So sitze ich gerade mit dem Notebook auf meinem Balkon, schaue in die selten deutlich klar erkennbaren Sterne und muss daran denken, wie er mich bei meinem ersten Provence-Urlaub bei einer Runde zwischen Weinreben und Olivenbäumen mit Racine vertraut machte: „Und meine Nächte sind schöner als Ihre Tage, et mes nuits sont plus beaux que vos jours“. Ein bisschen haben wir das aktuell gerade in Straßburg. Und mit Andrea Nahles könnte man anfügen: Bätschi, sage ich dazu nur. Aber hey, wir sind alle in einem Boot, also easy, genießen wir es alle.
Und ich wäre nicht optimistischer Rheinländer, wenn ich nicht dächte, dass das alles, also COVID-19 und der ganz Driss, auch etwas Positives mit uns machen könnte (ich lebe jedoch lange genug am Oberrhein, um zu wissen, dass es auch nicht so toll werden könnte… aber das werden wir schon sehen). Wo es schon so ist, wie es ist, freue ich mich im Maße des Möglichen auf jeden Fall am Sternenfirmament, das dank des viel sauberen Stadtklimas – wie wohl überall gerade – über mir erstrahlt.
Tags über ist es auch gerade eine Freude. Ich bin erstaunlicherweise gar nicht frustriert, nicht großartig raus zu dürfen. Die Sonne tut selbst gut, wenn ich drinnen sitze. Passend dazu die Nachricht eines Freundes heute: „Digga, bringt covid19 eigentlich gutes Wetter? … dann sollte man vielleicht nur seine negativen Folgen beseitigen.“ Ach so, hatte ich schon von den fetten 30 Grad auf dem Sonnen-Balkon geschrieben?
Sie merken, diese Kolumne geht heute Richtung Süden, und ich möchte Sie aus Solidarität nach Italien lenken, wo ich noch vor einem knappen Jahr in Bologna la Grassa schlemmte. Und gerade jetzt Produkte Italiens zu kaufen erscheint mir nicht verkehrt, da diese Krise nicht nur schönes Wetter, sondern auch wirtschaftliche Probleme mit sich führt.
Versuchen Sie sich doch mal an einer Pamigiana. Die beste habe ich übrigens vor mehr als zehn Jahren in Estland, im Controvento, gegessen. Hingehen! Auch hier, so ich Tripdavisor und anderen traue, und dass muss ich heute, hat es sich nicht verschlechtert. Und schauen Sie sich die Website an, die Talliner Stadtmauer könnte ein Stück Perugia sein. Selten fühlte ich mich so weit nördlich derart in Italien, ohne dass es gefaked gewirkt hätte.
Bevor Sie sich nun mit meinem Rezept befassen, machen Sie sich etwas Musik. Ich höre gerade viel und laut Glow von Madcon und genieße das lange Video mit den europaweiten Flashmobs. Die Tänze trainiere ich mit meiner zweieinhalbjährigen Tochter. Das entschädigt sie einigermaßen dafür, dass sie nicht draußen spielen kann, mir hilft es beim Abnehmen und (positive, hoffentlich) Energie verteilt es überdies im ganzen Haus. Und wenn ich zwei Hoffnungen habe, dann diese, die eine länger-, die andere mittelfristig: Die Kleine wird irgendwann berauscht quer durch Europa, wenn nicht die Welt rocken, ohne dass jetzt dauerhaft Grenzen hochgefahren werden. Und wenn es die Gesundheitsprävention erlaubt, möchte ich meine Boxen auf den Balkon stellen, und meine Straße tanzen sehen. Let’s glow (Hands high, hands high) I can’t wait, I can’t wait to see ya!
So, und jetzt aber das Rezept:
Auberginen in ½ cm breiten Streifen schneiden, auf Teller legen, mit Salz bestreuen, noch ein Teller drauf, 1 Stunde ziehen lassen – so entzieht man Bitterkeit.
Auberginen (1 Kilo) abspülen, abtropfen und abtrocknen.
In einer Pfanne ordentlich Olivenöl erhitzen, Scheiben nach und nach goldgelb backen, auf Küchenkrepp etwas „entfetten“ – courage, das ist der längste Part!
Eine feuerfeste Form fetten.
Basilikum in Streifen schneiden, Mozzarella (300 Gramm, Basisprodukt reicht) und 2 hartgekochte Eier in Scheiben schneiden.
Den Boden der Form mit einer Schicht Auberginen auslegen. Etwas frisch geraspelter Parmesan drüber. Eier- und Mozzarellascheiben drauf. Das Ganze mit Tomatensauce (die Passata Rustica Basilco von Aldi tut’s, aber mit ordentlich frischem Knoblauch – 2 Zehen – verfeinert) übergießen, etwas frisches Basilikum drüber.
Nächste Schicht genauso, mit Tomatensauce abschließen.
In den auf 175 Grad vorgeheizten Ofen schieben und ca. 40 Minuten backen, nach 30 Minuten nochmals mit Parmesan bestreuen.
Und dann lauwarm genießen! Ich bringe das pro Portion (üppig) für ca. 3,75 Euro auf den Tisch, wenn ich Günstiges mit Teurem verbinde. Es geht also günstiger und teurer.
Buon appetito! Und wenn Sie mehr wollen und Gut und Gerne – J’aime mon Bistrot gelesen haben, bestellen Sie doch bei der Buchhändler*in Ihres Vertrauen Die echte italienische Küche von Reinhardt Hess und Sabine Sälzer.
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