Gute Nachricht für Nerds – eine neue Hammer-Primzahl wurde entdeckt!

Was dem Normalsterblichen ziemlich egal sein dürfte, lässt Sheldon, äh, Curtis Coopers Herz höher schlagen – er hat eine neue Rekord-Primzahl entdeckt - mit 22.338.681 Stellen.

Viel hat sich in Warrensburg, Missouri, seit 1887 nicht verändert. Bei so viel Trostlosigkeit fängt man eben an, nach Primzahlen zu jagen... Foto: Chapman Publishing Company, Chicago, Ill. / Wikimedia Commons / PD

(WB) – Was war noch gleich eine Primzahl? Richtig, jede Zahl grösser als 1, die nur durch 1 und sich selbst teilbar ist. Das beginnt im Kleinen, mit den Zahlen 2, 3, 5, 7, 11 etc. – all diese Zahlen haben tatsächlich gemeinsam, dass sie eben nur durch 1 und sich selbst teilbar sind. In diesem Bereich kann man das auch noch selber experimentell testen. Doch die nun gefundene neue Rekord-Primzahl hat sage und schreibe 22.338.681 Stellen. Was uns leider davon abhält, Ihnen diese Zahl hier zu präsentieren.

Der an der University of Central Missouri in Warrensburg tätige Mathematiker Curtis Cooper hat zur Jagd auf diese neue Rekord-Primzahl ein Netzwerk gegründet, das nicht nur freie Computerkapazitäten an seiner Universität, sondern auch in anderen Rechenzentren und vielen privaten PCs nutzte, um an dieser Zahl herumzurechnen. Und der Mann ist in der Welt der Primzahlen nicht irgendjemand, sondern so eine Art „Tiger Woods der Primzahlen“ – er hielt auch schon den bisherigen Rekord. Der lag bei ungefähr 17 Millionen Stellen, was auch schon ein ganz schönes Zahlenmonster ist.

Für Mathematiker sind Primzahlen fast schon lebendige Wesen, die gejagt werden müssen. Offenbar unterliegen sie keiner richtigen Gesetzmäßigkeit und müssen entsprechend aufwändig gesucht, geprüft und nochmal geprüft werden, wozu man auch diese riesigen Rechnerkapazitäten braucht. Theoretisch gibt es unendlich viele Primzahlen (ebenso wie es theoretisch unendlich viele Zahlen gibt), doch seltsamerweise werden diese immer seltener, je grösser die Zahlen werden. Abgesehen davon, dass die Überprüfung einer solchen Zahl wirklich kein Zuckerschlecken ist. Denn die Überprüfung erfolgt natürlich nicht dadurch, dass irgendwo jemand am Schreibtisch sitzt und herumprobiert, ob eine Zahl mit 22.338.618 Stellen nur durch 1 oder sich selbst teilbar ist, sondern diese Zahlenmonster werden in kleinere Häppchen zerlegt, die dann einzeln von Computern durchgecheckt werden. So viel zum Wie.

Bleibt die Frage nach dem Warum? Was macht man bitteschön mit einer Primzahl, die 22.338.618 Stellen hat? Die 3000 Dollar Prämie, die es für diese Entdeckung von der „Electronic Frontier Foundation“ gibt, können es nicht sein, denn das verdient ein Mathematiker an einer Uni in weniger als einem Monat. Finanziell attraktiv wird es erst ab einer Primzahl mit 100 Millionen Stellen, für die es dann 150.000 Dollar gäbe. Die Antwort liegt vermutlich an der Uni von Curtis Cooper (der übrigens mit Sheldon Cooper weder verwandt noch verschwägert ist) selbst. Denn Warrensburg, Missouri, ist ein einsames Nest, das mitten im erzkonservativen „Bible Belt“ liegt, zwischen Kansas City und Saint Louis, wo es außer einem gelegentlichen Tornado über dem flachen Land nichts gibt, aber wirklich nichts. In seiner Verzweiflung über die unendliche Öde von hunderten Meilen flacher Felder, flacher Felder und flacher Felder fing Curtis Cooper dann irgendwann aus lauter Langeweile an, Primzahlen zu jagen. Was soll man in Warrensburg auch sonst jagen? Und das Ergebnis ist die wohl nutzloseste Zahl, mit der es die Menschheit je zu tun hatte. Eine Zahl, die so groß ist, dass man sie nicht einmal hier abdrucken kann. Danke, Curtis Cooper, die Welt wäre ärmer ohne Sie!

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