Halbfinale Endstation – SIG Strasbourg wird nicht Meister

Zu viele Häuptlinge, zu wenige Indianer? Die Straßburger Basketballer hatte große Ziele, das Finale der französischen Meisterschaft galt schon fast gebucht – dann kam alles anders und nun drängt sich die Frage auf: wie geht es weiter?

Jeremy Leloup, einer der wenigen langjährigen Spieler von SIG und Kapitän der Mannschaft, kann sich gegen Le Mans auch nicht behaupten. Foto: SIG Strasbourg / P. Gichon

(Michael Magercord) – Am Endergebnis des Entscheidungsspiels im Halbfinale der französischen Basketballmeisterschaft lässt sich nicht wirklich ablesen, wie knapp und umkämpft das Spiel war – gleichsam aber zeigt es, was über die ganze Saison schon zu beobachten war: In entscheidenden Phasen ging der Straßburger Mannschaft oftmals ihre Konzentration und Geschlossenheit verloren.

So auch am letzten Samstag in Straßburg: In dem engen Spiel gegen Le Mans stand es am Ende der regulären 40 Minuten 66:66 unentschieden. Die dann folgenden fünf Minuten Nachspielzeit genügten den Gästen, sechs Punkte Vorsprung herauszuspielen – und damit ins Finale einzuziehen.

Aber die Probleme der Mannschaft von SIG sind schon länger sichtbar geworden. Letztens im zweiten Spiel des Halbfinales, als die Spieler im zweiten Viertel über acht Minuten keinen einzigen Punkt erzielen konnten. Nichts lief zusammen – und das, obwohl diese Mannschaft über durchaus gute Einzelspieler verfügt. Woran liegt’s? Gibt es bei SIG zu viele Häuptlinge, aber zu wenige Indianer? Nach Trainer – und Basketballphilosoph – Vincent Collet verfügten die Spieler über großes Talent, formten aber keine Mannschaft: „Wir bewerten Mannschaften nach der Qualität ihrer Individuen, aber wenn es an Altruismus, Opfergeist, kollektiven Intelligenz mangelt, wirst du niemals das Wesen einer Mannschaft erreichen“.

Fast alle Spieler kamen am Beginn der Saison nach Straßburg, viele von ihnen sind amerikanische Basketballnomaden, die Jahr ein Jahr aus von einem zum anderem europäischen Verein tingeln. Und so richtig hat sich die Ansammlung von Neuzugängen nie zusammen. Auch für Vincent Collet ist klar, dass sie nicht die talentierteste Truppe sei, die er in Straßburg bisher trainiert habe, das war immer noch die des Jahres 2016.

Damals hatte SIG das Finale erreicht, gewonnen hatte auch diese Mannschaft die Meisterschaft nicht. Und immerhin hat dieser zusammen gewürfelte Haufen dieses Jahr den französischen Pokal geholt. Trotzdem wird die Mannschaft in der kommenden Saison mit Sicherheit anders aussehen, als in der vergangenen Spielzeit. Der Mannschaft täten sicher ein paar Indianer gut und nicht so viele Häuptlinge – womit wieder einmal bewiesen wäre, dass der Sport eben doch immer auch ein Abbild der Gesellschaft bildet, in der er ausgeübt wird.

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