Hallo, Trinationale Metropolregion Oberrhein? Ist da jemand?

Chic - das Arbeitsschema der TMO. Ein feuchter Traum für Beamte, ein Alptraum für Bürgerinnen und Bürger. Foto: www.rmtmo.eu

(KL) – Was war das für ein Brimborium, als am 9. Dezember 2010 in Offenburg die Trinationale Metropolregion Oberrhein (TMO) in Offenburg aus der Taufe gehoben wurde! Da hatten wir sie endlich, die deutsch-französische Super-Struktur, die politische und gesellschaftliche Antwort auf die deutsch-französischen Fragen am Oberrhein. Im Jahr 2015 stellt man dann frustriert fest, dass die TMO nicht viel mehr als ein Potemkinsches Dorf ist, eine Illusion, eine Fata Morgana.

Im alltäglichen grenzüberschreitenden Leben spielt die TMO keine Rolle. Wie sollte sie auch? Sie verfügt über keinerlei nachvollziehbare Struktur. Was genau dem entspricht, was man 2010 stolz verkündete – die TMO soll gar keine Struktur haben, also kein Büro und kein Sekretariat und gar nichts, was deswegen genial sei, weil dadurch eine vernetzte, ja geradezu wabenhafte Kooperation zwischen allen Beteiligten in den drei Ländern des Oberrheins entstehen würde. Aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Vor lauter Bemühen, ja keine Struktur einzurichten, vergaß man, dass man eine Struktur braucht, um sinnvoll arbeiten zu können.

Als man diesen Umstand an den verschiedenen „Pfeilern“ der TMO (die dezentral aufgeteilt in die Pfeiler „Wissenschaft“, „Wirtschaft“, „Zivilgesellschaft“ und „Politik“ agieren will) erkannte, war es leider schon zu spät. Die TMO konnte keine der selbst bewilligten Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Daraufhin fiel die TMO in einen tiefen, trotzigen Schlaf.

Immerhin haben laut der Internet-Site der TMO drei der vier „Pfeilerle“ (der Begriff „Pfeiler“ erscheint zu groß, mächtig, tragend…) einen zuständigen Menschen. Nur der „Pfeiler Politik“ hat keinen. Warum nur verwundert das nicht weiter? Die übrigens drei „Pfeiler“ haben dafür eines gemeinsam – sie arbeiten mit einer kaum zu toppenden Diskretion. Nein, die TMO ist nicht aufdringlich. Die TMO wirkt, verborgen von einer Art unsichtbar machendem Elbenmantel, ohne dass es jemand mitbekommt.

Damit niemand auf die irrige Idee kommt, die TMO könnte sich in Themen einmischen, die sie gar nichts angehen, agiert sie im Verborgenen. Um eventuelle Spuren gar nicht entstehen zu lassen, ist man sogar so geschickt, die Internet-Site (die ungefähr der einzig echte Nachweis ihrer tatsächlichen Existenz ist) der TMO so unaktuell zu halten, dass der Besucher schon auf die Idee kommen könnte, diese trinationale Superorganisation haben irgendwann, still und heimlich, den Betrieb eingestellt und nur vergessen, uns das zu sagen. Genial: Die eine oder andere „News“ stammt aus dem Jahr 2013…

Der Nutzen für Bürgerinnen und Bürger, für Vereine und Verbände, für Initiativen und engagierte Einzelpersonen lässt sich an einem Beispiel illustrieren. Unter dem Menüpunkt „Fördermöglichkeiten“ auf der Internet-Site der TMO erfährt man erst, dass sich das Programm Interreg IV eigentlich kaum für die oben erwähnten Zielgruppen eignet. Das stimmt allerdings. Interreg IV ist nämlich längst ausgelaufen und mittlerweile ist Interreg V aktuell…

Doch die TMO weiß Rat – und bietet einen „Leitfaden für Finanzierungsquellen für grenzüberschreitende Projekte am Oberrhein“ an. Ein Hoffnungsschimmer. Die TMO, die tut was. Und wenn es nur das Bereitstellen von nützlichen Adressen ist, an denen wirklich etwas getan wird. Doch wenn man dann auf den Link zu diesem Leitfaden klickt, dann bekommt man folgende Antwort: „Error 404 – File Not found“. Was den Verdacht bestärkt, dass die TMO doch dichtgemacht hat. Und sollte sie es allem Anschein zum Trotz noch nicht getan haben, dann könnte man ja mal darüber nachdenken.

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