Handy am Steuer – Führerschein weg

Der französische Gesetzgeber geht entschlossen gegen die Handy-Nutzung am Steuer vor. Jetzt muss nur noch der Senat zustimmen und das neue Gesetz kann noch im Herbst in Kraft treten.

So ein Verhalten kann künftig in Frankreich den Führerschein kosten... Foto: Free Clip Art / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Zahlen sind verwirrend. Obwohl 98 % der französischen Autofahrer die Handy-Nutzung  am Steuer für „gefährlich“ erachten, obwohl inzwischen bei sechs von zehn Unfällen mit Sachschaden mindestens ein Fahrzeuglenker gerade sein Handy nutzte, obwohl bei einem von zehn tödlichen Unfällen das Handy im Spiel ist – räumen rund 70 % der Autofahrer ein, trotzdem das Handy auch am Steuer zu nutzen. Und jetzt reicht es dem französischen Gesetzgeber – wenn in den nächsten Tagen noch der Senat zustimmt, was als Formsache gilt, tritt bereits im Herbst ein deutlich schärferes Gesetz in Kraft. Das Checken der Nachrichten oder der Anruf am Steuer können einen Führerscheinentzug nach sich ziehen.

Dabei soll weiterhin als Grundregel gelten, dass im Falle einer Handy-Nutzung am Steuer (wobei es auch als Verstoß gilt, das Handy nur in der Hand zu halten) drei Punkte Abzug (in Frankreich werden keine Punkte „gesammelt“, sondern von einem Punktekonto abgebucht) und 135 Euro Strafe fällig sind. Aber – wenn zur Handy-Nutzung ein weiterer Verstoß kommt, wie das Überfahren einer durchgezogenen Linie, das Überfahren einer Ampel oder gar ein Unfall, dann ist der Führerschein erst einmal weg. Wie lange, das entscheiden dann die Behörden.

Die neue Regelung wird auch dann gelten, wenn der Fahrer auf seinem Handy eine Navigations-App bedient – weswegen das Handy im Auto definitiv nicht in Griffweite liegen sollte. Mit dem Siegeszug der Smartphone ist dieses neue Verkehrs-Phänomen zu einem echten Risiko geworden – und so ist es völlig normal und richtig, dieser Entwicklung sofort einen Riegel vorzuschieben. Die Navi-App kann vor Fahrtantritt geregelt werden, die meisten Autos verfügen ohnehin über ein GPS-System und bevor sich die Menschen richtig angewöhnen, beim Fahren ihre Messenger-Nachrichten zu beantworten, könnte diese neue Regelung Unfälle verhindern.

Angesichts der dramatischen Zahlen wäre es eine gute Sache, würde eine solch sinnvolle Vorschrift auch gleich auf anderen europäische Länder übertragen. Wenn 70 % der französischen Autofahrer einräumen, selbst das Handy am Steuer zu nutzen, dann ehrt sie dies einerseits für ihre Ehrlichkeit, zeigt aber auf der anderen Seite, dass der „Suchtfaktor Smartphone“ bereits wesentlich weitere Kreise zieht, als man das denkt. Und vielleicht sollte man gleich auch solche Unfälle sanktionieren, die von „Smartphone-Zombie-Fußgängern“ verursacht werden. Das sind diese Fußgänger, die mit Kopfhörern und gesenktem Blick auch bei Rot gerne auf belebte Straßen laufen, und andere Verkehrsteilnehmer zu halsbrecherischen Manövern zwingen und dabei in der Regel nicht einmal merken, dass sie dank aufmerksamer Mitmenschen gerade noch dem Tod von der Schippe gesprungen sind.

Sobald diese neue Regelung in Kraft tritt, gilt sie natürlich auch für ausländische Verkehrsteilnehmer auf französischen Straßen. Und deshalb gilt für alle: Entweder ein Hands-Free-Kit verwenden oder am besten das Smartphone weit außerhalb der Griffweite deponieren. Das ist deutlich sparsamer und kann am Ende Leben retten.

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