Harte Zeiten für französische Raucher…

… und noch mehr für die französischen Tabakhändler. Drei (!) weitere Preissteigerungen sollen den Preis für das normale Paket (20 Zigaretten) auf über 10 € katapultieren. Für die Volksgesundheit?

Zigaretten werden jetzt zu Luxus-Konsumgütern... Foto: Assef Elweter / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Dass in Frankreich die Tabakpreise durch die Decke schießen, freut vor allem die zahllosen Tabakläden, die heutzutage die Straßen der kleinen Nachbarstadt Kehl säumen. Wenn die Tram aus Straßburg in Kehl einläuft, dann klingeln die Kassen in den Geschäften, was kein Wunder ist, denn schon bald sind Tabak und Zigaretten in Frankreich doppelt so teuer als in Deutschland. Und was wird aus den französischen Tabakgeschäften?

Das Zauberwort für diejenigen Tabakhändler in Frankreich, die noch nicht das Handtuch geworfen haben, heißt „Diversifizierung“. Und die fällt in den Tabakläden gar nicht so einfach, denn die Hauptprodukte dieser Läden mit der typischen roten Raute, in der das Wort „Tabac“ steht, haben in der Vergangenheit Produkte verkauft, die inzwischen alle dramatische Einbrüche verzeichnen – Tabakwaren und Zeitschriften. Also genau die Produktgruppen, denen das Wasser bis zum Hals steht.

Viele Tabakläden in Frankreich verkaufen inzwischen auch E-Zigaretten, betreiben Paketabholstellen, bieten Kaffee-to-go an und versuchen, über allerlei Nebengeschäfte Monat für Monat wenigstens die Ladenmiete zusammen zu bekommen. Und selbst das reicht nicht. Kein Wunder, wenn die gesamte Kundschaft bequem mit der Tram über die Grenze pendeln und sich dort zu ungleich günstigeren Konditionen mit Tabak und Zigaretten eindecken kann.

Die offizielle Lesart ist klar: Durch diese ständigen Preiserhöhungen und andere Maßnahmen wie die olivgrünen Einheitspackungen mit allen möglichen Horror-Bildern und –Slogans, will die französische Regierung die Menschen vom Rauchen abhalten. Das sieht aber nur auf den ersten Blick so aus. In der Praxis passen sich die Raucher an die Gegebenheiten an – so fabrizieren heute all diejenigen, die keine 10 € für ein Päckchen Zigaretten zahlen können, selbstgestopfte Zigarette, die deutlich billiger sind. Aber aufhören tun die wenigsten.

Klar ist auch, dass die Krankheiten von Rauchern die Sozialversicherungen eine Stange Geld kosten. Die Gleichung ist einfach – weniger Raucher = weniger Kosten für die medizinische Versorgung. Also treibt man die Preise in die Höhe, wodurch selbst Rauchen eine elitäre Beschäftigung wird. Dem Millionär ist es egal, ob er 8, 10 oder 12 Euro für ein Paket Zigaretten zahlt, während der rauchende Sozialhilfeempfänger mit jedem Gramm Tabak rechnen muss und das wird sich nach den weiteren Erhöhungen nicht ändern.

Und so rasant ist die Entwicklung. Zum ersten Januar wurde der Preis pro Packung um 0,50 € erhöht (einige Marken profitierten davon und schlugen 0,60 € auf den alten Preis auf). Damit stieg der Preis für ein Standardpaket einer großen Marke von 8,20 € auf 8,80 €. Und schon im November 2019 geht es weiter und der Preis wird weiter um 0,50 € erhöht. Händler und Raucher werden sich gerade zähneknirschend an die neuen Preise gewöhnt haben, dann geht es im März 2020 weiter, wieder mit einer Erhöhung um 0,50 €. Im November 2020 will die Regierung dann die psychologische Barriere von 10 € knacken und erreicht dies durch eine erneute Erhöhung um 0,50 €. Womit dann das Paket 10,30 € kostet, ohne dabei eventuelle Zusatzaufschläge zur berücksichtigen.

Bei dieser Preisentwicklung ist klar, dass immer mehr Raucher gar nicht mehr weiterrauchen können, da sie Tabak und Zigaretten nicht mehr bezahlen können. Das ist für deren Lungen gut. Die Tabakhändler denken derweil fieberhaft darüber nach, wie sie über die Runden kommen sollen. Neueste Idee: Demnächst wird getestet, ob man in Tabakläden Fahrscheinautomaten der französischen Staatsbahn SNCF installieren soll.

Wie man es dreht und wendet, die Situation ist für die Tabakhändler im Elsass mehr als unfair und geradezu existenzbedrohend. Über kurz oder lang wird man auch hier europäische Lösungen finden müssen, denn diese unfaire Konkurrenz führt bei den einen zwar zu Einsparungen, bei anderen allerdings zu einer ernsten Gefährdung ihrer sozialen Existenz. Und lange wird das so nicht gutgehen.

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