Hasta la vista, Baby…

Boris Johnsons Abgang aus der britischen Politik war so, wie man Boris Johnson kennt. Doch seine Nachfolge verspricht keinen Kurswechsel in der britischen Politik.

Auf ein Wiedersehen mit Boris Johnson sind wohl nur die Briten scharf... Foto: K-Films Amerique / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Im letzten Wahlgang in der Tory-Fraktion setzten sich erwartungsgemäß der frühere Finanzminister Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss durch. Während Sunak wie in allen bisherigen Wahlrunden die meisten Stimmen erhielt (137), bekam Liz Truss 113 Stimmen und die Handels-Staatssekretäring Penny Mordaunt nur 105 Stimmen. Und damit beginnt die Mitgliederabstimmung, die damit enden wird, dass am 5. September der neue Parteichef der Torys und damit auch der neue Regierungschef verkündet wird.

Boris Johnson, wie könnte es auch anders sein, zeigte sich sehr zufrieden mit seiner Bilanz. Abgesehen davon, dass der Mann Großbritannien in die schlimmste Krise seit den Tagen geführt hat, als sich Angeln, Sachsen und Dänen um die Vorherrschaft auf der britischen Insel bekriegten, sei es Johnson unbenommen, seine desaströse Bilanz als positiv zu empfinden. Und offenbar steht er mit dieser Einschätzung noch nicht einmal alleine da. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin werden seinen Kurs weiterfahren, das einzige, was sich ändern dürfte, ist der Ton der britischen Politik, der etwas zivilisierter werden dürfte.

Bei den Buchmachern und in den Umfragen liegt Liz Truss vorne, auch, wenn Rishi Sunak der Favorit der Tory-Fraktion im Unterhaus ist. Doch die zutiefst rassistischen Briten werden kaum einen indischstämmigen Politiker zum Regierungschef machen, so dass Truss eine Autobahn zur Macht vor sich hat.

Das launige „Hasta la vista, Baby“, mit dem sich Boris Johnson verabschiedete, verheißt nichts Gutes – nämlich dass er eine Rückkehr in die Politik plant. Ähnlich wie sein Vorbild Donald Trump ist der Machtmensch Boris Johnson so gestrickt, dass er Niederlagen nicht akzeptieren kann. Die große Frage lautet nun, ob sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin in der Lage oder Willens sein wird, große Änderungen an der britischen Politik vorzunehmen. Doch wer den Mini-Wahlkampf der Kandidaten für Johnsons Nachfolge verfolgt hat, der weiß, dass keiner der Kandidaten eine andere Politik zu den wichtigen Fragen der heutigen Zeit plant.

Nun haben die Tory-Mitglieder, deren Zahl auf 160.000 bis 200.000 geschätzt wird, den Sommer lang Zeit, über Johnsons Nachfolge und damit den künftigen Kurs der britischen Insel abzustimmen. Das bedeutet gleichzeitig eine völlige Lähmung der britischen Politik in den kommenden Wochen und Monaten.

Der Schaden, den Boris Johnson für Großbritannien angerichtet hat, ist enorm. Und wie in anderen Ländern auch, kann es durchaus passieren, dass der Mann wiedergewählt wird, sollte er sich denn erneut präsentieren. Hasta la vista, Baby…

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