Haste mal ‘n Ladekabel?

Seit 11 Jahren warten die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher auf ein einheitliches Ladegerät und -Kabel für alle mobilen Geräte.

Damit DAS ein Ende hat, macht das Europäische Parlament jetzt Druck... Foto: Pacopac / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Es war im Jahre 2009, als 14 Hersteller von Handys und anderen mobilen Endgeräten eine Absichtserklärung unterzeichneten, nach der sie bis 2011 den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein einheitliches Ladegerät und -Kabel anbieten wollten. Bisher ist es bei der noblen Absicht geblieben, nach wie vor sind die Anschlüsse und Kabel zwischen den Herstellern inkompatibel. Nach 11 Jahren hat das Europäische Parlament verstanden, dass diese Absichtserklärung genau das war, was draufstand – eine Absichtserklärung. Doch jetzt will das Europäische Parlament Druck auf die Hersteller machen.

Wer kennt das nicht – wer sich auf eine Reise begibt, muss entweder einen ganzen Haufen verdrehter Kabel mitnehmen, um Handy, Tablet, E-Book-Reader & Co. auch unterwegs aufladen zu können oder man muss sich darauf verlassen, dass jemand dort, wo man sich hinbegibt, ein kompatibles Ladegerät hat. Was dann auch oft genug nicht der Fall ist.

Unverständlich ist, warum sich 2009 besagte 14 Hersteller (darunter alle führenden Hersteller mobiler Endgeräte) darauf verständigt hatten, ein solches gemeinsames Ladegerät im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher zu entwickeln, nur, um es dann nicht zu tun. Die EU-Abgeordnete Evelyn Gebhardt, seit Jahren im Verbraucherschutz engagiert und auch Mitglied im Ausschuss für Verbraucherschutz des Parlaments, will die EU-Kommission in die Pflicht nehmen. Die EU-Kommission? Ja, das ist leider so – das Europäische Parlament hat nicht die Kompetenz, einen Gesetzesvorschlag zu initiieren, der die Hersteller auf ein solches einheitliches Ladegerät verpflichtet. Gesetzesvorhaben können in der schwerfälligen EU-Administration nach wie vor nur von der Kommission in Gang gesetzt werden.

Nur, inzwischen kennt man auch mehr Zahlen zu den Problemen, die aus dem internationalen Kabelsalat entstehen. Denn die vielen verschiedenen Ladegeräte und Kabel sind nicht nur ein Ärgernis für Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch ein Umweltproblem – jährlich fallen alleine in der EU 51.000 Tonnen Elektroschrott an, darunter viele alte Ladegeräte und -Kabel. Diese unglaubliche Menge könnte durch ein einheitliches Ladegerät reduziert werden und für die Verbraucherinnen und Verbraucher wäre es deutlich bequemer, nur noch ein Gerät und ein Kabel nutzen zu müssen.

Am Zug ist nun der neue französische EU-Kommissar für den Binnenmarkt und Digitales, Thierry Breton. Industriekapitän Breton kann nun zeigen, dass er nicht mehr ausschließlich die Interessen der Wirtschaft, sondern auch diejenigen der 500 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger vertritt. Denn natürlich wird die Entwicklung eines solchen vereinheitlichten Ladegeräts erst einmal geld kosten. Doch das Parlament scheint entschlossen zu sein – bereits Ende des Monats will das Parlament über eine entsprechende Resolution abstimmen. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher wäre das ein guter Start in die neue Legislaturperiode. Angesichts der zahllosen Krisen in und um Europa wäre es sinnvoll, mit einer politischen Aktion zu starten, von der die Europäerinnen und Europäer tatsächlich einen konkreten Nutzen haben. Freuen wir uns also auf das vereinheitlichte Ladegerät für mobile Endgeräte – es ist an der Zeit, dass die Industrie ihr Versprechen von 2009 endlich einlöst.

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