Die Stadt Freiburg bastelt sich eine Skyline

Die Stadt fördert den Neubau eines 51 Meter hohen Ökohochhauses am Güterbahnhofareal.

Das Hochhaus und sein Architekt: Der Green City Tower Freiburg und Wolfgang Frey. Foto: Arne Bicker

von Arne Bicker

In Freiburg entsteht am Eingang zum Güterbahnhofareal bald ein Hochhaus mit siebzehn Stockwerken. Und weil sich das südbadische Metropölchen auch in Wolkenkratzerfragen zumindest nach außen hin ein kleines bisschen treu bleiben will, handelt es sich um einen siebzehn Stockwerke hohen Mini-Öko-Wolkenkratzer für 48 Millionen Euro, mit Solarpanelen und einem containergroßen Stromspeicher im Keller. Architekt, Bauherr und Finanzier ist Wolfgang Frey, dessen Büro in Bahlingen am Kaiserstuhl beheimatet ist.

Frey hat die Freiburger Initiative „Free Energy“ gegründet und setzt sich visionär für den Einsatz von Kleinwindrädern zum Beispiel auf Strommasten ein. Deshalb wird der Architekt gern als Querdenker bezeichnet, wobei er nun in Sachen „Green City Tower Freiburg“ auch zum Hochdenker mutiert. Braucht Freiburg ein Hochhaus? Noch dazu eins ohne Windrad oben drauf? Die Antwort steht bereits fest: Die erforderliche Baugenehmigung sei nur noch eine Formalie, orakelte Baubürgermeister Martin Haag bei der offiziellen Präsentation im technischen Rathaus.

Während eine seltsam zappelige Diaprojektion den neuen Wohnobelisken von allen Seiten beleuchtete, war von einem „bundesweit einmaligen Leuchtturmprojekt“ die Rede, das sich in einer Koproduktion führender Freiburger Wirtschaftsunternehmen aus dem Staub des Güterbahnhofareals erheben werde. Die “aurelis Real Estate GmbH & Co. KG” wirft damit als bisheriger Eigentümer bei der Exploration des neuen Stadtquartiers einen weithin sichtbaren Dartpfeil auf den Freiburger Stadtplan.

Tatsächlich wollen towertechnisch die Firmen Siemens, badenova, ads-tec (Stromspeicher), SI Solarmodule und das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme mit dem Architekturbür Frey Hand in Hand in die Höhe marschieren. Nahe der Tankstelle an der Einfahrt zum Güterbahnhofareal soll so ein 48 Meter hoher Neubau entstehen, dessen Dachsolarpaneel die Gebäudehöhe auf luftige 51 Meter emporschraubt. Der Stromkratzer besteht aus einem 17 Etagen hohen Doppelturm mit zwei seitlich angedockten 16 und 22,5 Meter hohen Seitenflügeln, auf denen gleichfalls Solardächer installiert werden; maximal 400 Kilowatt Leistung soll der Gebäudekomplex eintragen.

Der Baubeginn wird aller Voraussicht nach noch im Herbst dieses Jahres erfolgen; nach der für Ende 2016 vorgesehenen Fertigstellung sollen in den 16.000 Quadratmetern Geschossfläche hälftig Wohn- und Gewerbeeinheiten angesiedelt werden, wobei sich dieses Kräfteverhältnis je nach Nachfrage gern auch in die eine oder andere Richtung verschieben darf. Dem Bauherrn Frey sind bei der Vermarktung seines Neubaus mit Rückendeckung der Freiburger Sparkasse keine einengenden Grenzen gesetzt.

Zur Rückseite hin ist ein 260 Autostellplätze beherbergender, viergeschossiger Garagenbau vorgesehen, dessen oberste zwei Geschosse überirdisch zu sehen sein werden. Die Fassaden werden rundum mit Solarzellen bestückt, wobei für den Keller als Herzstück eines intelligenten Gebäudemanagementsystems ein etwa schiffscontainergroßer Lithium-Ionen-Akku eingeplant ist, der eine halbe Megawattstunde Gleichstrom speichern und in der Anschaffung rund eine halbe Million Euro kosten wird.

Dank dieser Großbatterie lässt sich das ehrgeizige Ziel realisieren, das Gebäude energieautark zu betreiben, da in den sonnenscheinfreien Zeiten von hier aus Heerscharen von Elektronen zu einer Kilowattwanderung in die oberen Stockwerke aufbrechen können. Die kleine Großstadt Freiburg bekommt also ein kleine Hochhaus – und nach dem Stadtteil Vauban einen zweiten Magneten für innovationsversessene Urbantouristen.

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  1. Grünes Licht für den Green City Tower - Frey Architekten

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