Hauen und Stechen um Merkels Nachfolge

Im September endet die Ära Angela Merkel. Doch wer soll künftig die Bundesrepublik politisch führen? Die Kandidaten und Kandidatinnen stehen Schlange…

Diskutiert Angela Merkel hier bereits mit ihrem Nachfolger Markus Söder? Foto: European People's Party / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Pandemie hin, Pandemie her – in Deutschland beginnt noch in diesem Monat der Wahlkampf für die Bundestagswahl im September und vor allem, um die Nachfolge von Angela Merkel. Herausragend ist keiner der Anwärter, was auch erklärt, warum sich niemand in den Umfragen von den Wettbewerbern absetzen kann.

Die SPD hat sich bereits früh festgelegt und sich mit Olaf Scholz für einen Kandidaten entschieden, der wenigstens eine Sicherheit bietet – diejenige, auf keinen Fall gewählt zu werden. Dem Mann hängt der Muff der Großen Koalition in den Kleidern und nichts deutet darauf hin, dass Scholz in irgendeiner Form qualifiziert wäre, die politische Führung des Landes zu übernehmen. Das drückt sich auch in den Zahlen aus. Nach Umfragen würden, je nach Konstellation und Gegenkandidaten, nur zwischen 13 und 17 % der Wählerinnen und Wähler bei einer Direktwahl für Scholz stimmen. Anders ausgedrückt: Die Deutschen wollen keinen Kanzler Olaf Scholz. Was die SPD allerdings nicht dazu bewegen kann, sich einen anderen, dynamischeren und unverbrauchten Kandidaten zu suchen. Doch mit einer schwachen Kopie der Steinbrücks, Steinmeiers oder Schulz anzutreten, das ist im Grund die Programmierung des eigenen Misserfolgs. Als ob es in der SPD keine politischen Talente gäbe…

Die Grünen wollen sich am 19. April zur Frage ihres Kandidaten oder ihrer Kandidatin äußern. Die Entscheidung dürfte aber nicht leicht fallen. Robert Habeck oder Annalena Baerbock – beide haben gute Noten in der Presse, beide zeigen seit langer Zeit eine gute Dynamik und beide wären als Kandidaten geeignet. In den Umfragen liegen beide fast gleichauf, bei 22 und 23 % der Umfragewerte und man darf gespannt sein, ob die Grünen sich trauen, einen Mann für den Posten der Bundeskanzlerin aufzustellen…

Ganz schwierig wird es bei der CDU/CSU werden. Nach dem Endlosgerangel um die Parteiführung zwischen Merz, Laschet und Röttgen, bei dem sich die Parteibasis am Ende für Armin Laschet entschied, ist dieser davon überzeugt, dass ihm die Spitzenkandidatur zusteht. Doch sein Gehampel in der Covid-Krise, in der Laschet im Schnitt einmal pro Woche seine grundlegenden Positionen ändert, disqualifiziert den Mann eigentlich schon als Kanzlerkandidat. Ausgestattet mit dem gleichen Charisma wie Kollege Olaf Scholz, wird auch Laschet die Wählerschaft nicht begeistern. In den Umfragen liegt Laschet zwischen 16 und 17 %, also hinter dem oder der grünen Kandidat.in – doch ähnlich wie bei der SPD geht es bei der Kandidatenkür wohl nicht so sehr um die Chancen, tatsächlich gewählt zu werden, denn ginge es darum, würde man vielleicht etwas weniger farblose Kandidaten auswählen.

Doch der nächste Kanzler könnte auch aus Bayern kommen. Markus Söder von der CSU, der kleinen Schwester der CDU, liegt momentan in allen Umfragen vorne, was zum großen Teil seinem guten Management der Pandemie in Bayern geschuldet ist. Dazu hat er im Vergleich zu Olaf Scholz und Armin Laschet etwas Lebhaftes an sich und wirkt im Vergleich zu seinen Konkurrenten deutlich weniger mumienhaft. Im direkten Vergleich mit Olaf Scholz und Robert Habeck würden 38 % der Wähler und Wählerinnen für Söder stimmen, was den bayrischen Ministerpräsidenten zum aussichtsreichsten Kandidaten macht. Aber ob die CDU einen Spitzenkandidaten aus der CSU akzeptieren wird?

Die Kandidaten und Kandidatinnen der anderen Parteien interessieren nur wenig. Die FDP wird mit Sicherheit wieder Christian Lindner ins Rennen schicken und wen die AfD und Die Linke aufstellen, ist im Grunde egal.

Der einzige, der die kommenden Wochen in Ruhe auf sich zukommen lassen kann, ist Markus Söder. Die anderen müssen jetzt bereits anfangen, sich ernsthafte Sorgen um ihre weitere politische Karriere zu machen…

 

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