Hauptsache politisch korrekt…

Als ob es momentan keine anderen Probleme gäbe – die Lufthansa schafft die Begrüßungsformeln „Damen und Herren“ und „Ladies and gentlemen“ ab. Na, dann ist ja alles nur noch halb so schlimm…

"Meine Dame, mein Herr, zum Gate... ach Quatsch, zum Einsteigen geht's da lang, Leute!"... Foto: ANSS / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Was sind die großen Unternehmen politisch korrekt! Volkswagen schickt beim EM-Finale den Spielball mit einem ferngesteuerten Spielzeugauto in Regenbogenfarben (aber hallo!) in den Mittelkreis und die Lufthansa hat sich entschieden, ihre Fluggäste künftig nicht mehr mit „Damen und Herren“ und im internationalen Flugverkehr nicht mehr mit „Ladies and gentlemen“ anzusprechen. Damit ist die Welt schon halb gerettet…

Wie spannend – die Lufthansa (und ihre Partner der Austrian, Swiss, Eurowings und Brussels Airlines) werden künftig immer erst kurz vor dem Abflug die Begrüßungsformel festlegen, die sich also täglich ändern könnte, wobei sie nur einem Kriterium entsprechen müssen – die Formel muss geschlechtsneutral sein. Aber was, bitteschön, stimmt mit „Damen und Herren“ nicht? Und was ist an der seit Jahrhunderten verwendeten Formel „Ladies and gentlemen“ nicht in Ordnung? Und begehen wir gerade einen massiven Verstoß gegen die political correctness, weil dieser Artikel nicht in inklusiver Sprache geschrieben ist? Fragen über Fragen…

Eine Sprecherin der gerade mit rund 9 Milliarden Euro „geretteten“ Lufthansa erklärte das so: „Es ist uns wichtig, dass wir in unserer Ansprache alle berücksichtigen“. Und das war mit „Ladies and gentlemen“ nicht der Fall? Und mit „Damen und Herren“ auch nicht? Und gibt es momentan eigentlich keine wichtigeren Themen als die Begrüßungsformel für Fluggäste?

Man kann es mit der political correctness auch übertreiben. Der Gender-Problematik werden solche medienwirksamen Maßnahmen nicht weiterhelfen – wenn Lufthansa mehr als den Buzz gesucht hätte, dann hätte sie still und diskret genug Geld für ein paar Frauenhäuser gespendet oder eine weltweite Kampagne gegen häusliche Gewalt finanziert.

Besonders schwierig wird es dann allerdings nach dem Start der Lufthansa-Flüge werden. Die Kabinenansagen sind eine Sache, aber wie sollen die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen künftig die Fluggäste an ihren Sitzen ansprechen? Ebenfalls geschlechtsneutral? Und warum dann keine geschlechtsneutralen Einheitsuniformen für Flugbegleiter und/oder Piloten gleich welchen Geschlechts? Und wie soll man dann die Snacks an Bord bezeichnen? „Ein.e Tass.e Tee und ein.en Sandwich.in“?

Doch sollte man nicht immer meckern. Die Tatsache, dass sich die Lufthansa mit so einem Blödsinn befassen kann, ist eigentlich ein gutes Zeichen, dass sie die jüngste Krise prächtig überstanden hat. Ansonsten würde sie sich ja vermutlich eher um „echte“ Probleme kümmern…

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